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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.

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Achtes Buch. Viertes Capitel.

Eine Zeitlang hatte man in Rom gehofft, der Kaiser
werde wenn nicht die Verlegung, doch die Suspension des
Conciliums gestatten; allein obgleich er die bisherige Thätig-
keit desselben nicht billigte, so gewannen doch alle seine Un-
ternehmungen dadurch einen gewissen Nachdruck und Rück-
halt, daß es beisammen war: seine Antwort auf diesen An-
trag fiel völlig abschläglich aus.

War nicht zu vermuthen, daß er, sobald er nur in Deutsch-
land
zu Ende gekommen, selber in Italien erscheinen würde, wie
seine Gesandten öfters gedroht, um das Concilium persön-
lich zu leiten, und von allen Beschlüssen desselben etwa zuerst
diejenigen zur Ausführung zu bringen, welche sich auf die
Reform, namentlich des römischen Hofes bezögen.

Der Papst beschloß dieß nicht zu erwarten.

Zuerst um jedem künftigen Einfluß des Kaisers auf die
dogmatischen Festsetzungen vorzubeugen, wies er seine Lega-
ten an, mit der Bekanntmachung der einmal gefaßten Be-
schlüsse ohne weitere Rücksicht vorzuschreiten. In der Con-
gregation die darüber gehalten ward, erklärte sich zwar ein
volles Drittheil der Stimmen dagegen; allein hier kam es
nur auf die einfache Mehrheit an: diese war doch auf sei-
ner Seite. Man behauptet, bedeutende und gefährliche Geg-
ner seyen noch besonders durch Geschenke gewonnen worden.
Am 13ten Januar endlich wurden jene dogmatischen Decrete
wirklich publicirt; -- es war die Session welche im An-
gesicht der protestantischen Lehre auch die katholische An-
sicht hinwiederum fixirte und die beiden Systeme auf immer
trennte. Sie war, wie die Zeitgenossen sehr wohl fühlten,
eine Feindseligkeit zugleich gegen den Kaiser. 1


1 Schreiben des Du Mortier 29 Januar. Semble que S.
Achtes Buch. Viertes Capitel.

Eine Zeitlang hatte man in Rom gehofft, der Kaiſer
werde wenn nicht die Verlegung, doch die Suspenſion des
Conciliums geſtatten; allein obgleich er die bisherige Thätig-
keit deſſelben nicht billigte, ſo gewannen doch alle ſeine Un-
ternehmungen dadurch einen gewiſſen Nachdruck und Rück-
halt, daß es beiſammen war: ſeine Antwort auf dieſen An-
trag fiel völlig abſchläglich aus.

War nicht zu vermuthen, daß er, ſobald er nur in Deutſch-
land
zu Ende gekommen, ſelber in Italien erſcheinen würde, wie
ſeine Geſandten öfters gedroht, um das Concilium perſön-
lich zu leiten, und von allen Beſchlüſſen deſſelben etwa zuerſt
diejenigen zur Ausführung zu bringen, welche ſich auf die
Reform, namentlich des römiſchen Hofes bezögen.

Der Papſt beſchloß dieß nicht zu erwarten.

Zuerſt um jedem künftigen Einfluß des Kaiſers auf die
dogmatiſchen Feſtſetzungen vorzubeugen, wies er ſeine Lega-
ten an, mit der Bekanntmachung der einmal gefaßten Be-
ſchlüſſe ohne weitere Rückſicht vorzuſchreiten. In der Con-
gregation die darüber gehalten ward, erklärte ſich zwar ein
volles Drittheil der Stimmen dagegen; allein hier kam es
nur auf die einfache Mehrheit an: dieſe war doch auf ſei-
ner Seite. Man behauptet, bedeutende und gefährliche Geg-
ner ſeyen noch beſonders durch Geſchenke gewonnen worden.
Am 13ten Januar endlich wurden jene dogmatiſchen Decrete
wirklich publicirt; — es war die Seſſion welche im An-
geſicht der proteſtantiſchen Lehre auch die katholiſche An-
ſicht hinwiederum fixirte und die beiden Syſteme auf immer
trennte. Sie war, wie die Zeitgenoſſen ſehr wohl fühlten,
eine Feindſeligkeit zugleich gegen den Kaiſer. 1


1 Schreiben des Du Mortier 29 Januar. Semble que S.
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[490/0502] Achtes Buch. Viertes Capitel. Eine Zeitlang hatte man in Rom gehofft, der Kaiſer werde wenn nicht die Verlegung, doch die Suspenſion des Conciliums geſtatten; allein obgleich er die bisherige Thätig- keit deſſelben nicht billigte, ſo gewannen doch alle ſeine Un- ternehmungen dadurch einen gewiſſen Nachdruck und Rück- halt, daß es beiſammen war: ſeine Antwort auf dieſen An- trag fiel völlig abſchläglich aus. War nicht zu vermuthen, daß er, ſobald er nur in Deutſch- land zu Ende gekommen, ſelber in Italien erſcheinen würde, wie ſeine Geſandten öfters gedroht, um das Concilium perſön- lich zu leiten, und von allen Beſchlüſſen deſſelben etwa zuerſt diejenigen zur Ausführung zu bringen, welche ſich auf die Reform, namentlich des römiſchen Hofes bezögen. Der Papſt beſchloß dieß nicht zu erwarten. Zuerſt um jedem künftigen Einfluß des Kaiſers auf die dogmatiſchen Feſtſetzungen vorzubeugen, wies er ſeine Lega- ten an, mit der Bekanntmachung der einmal gefaßten Be- ſchlüſſe ohne weitere Rückſicht vorzuſchreiten. In der Con- gregation die darüber gehalten ward, erklärte ſich zwar ein volles Drittheil der Stimmen dagegen; allein hier kam es nur auf die einfache Mehrheit an: dieſe war doch auf ſei- ner Seite. Man behauptet, bedeutende und gefährliche Geg- ner ſeyen noch beſonders durch Geſchenke gewonnen worden. Am 13ten Januar endlich wurden jene dogmatiſchen Decrete wirklich publicirt; — es war die Seſſion welche im An- geſicht der proteſtantiſchen Lehre auch die katholiſche An- ſicht hinwiederum fixirte und die beiden Syſteme auf immer trennte. Sie war, wie die Zeitgenoſſen ſehr wohl fühlten, eine Feindſeligkeit zugleich gegen den Kaiſer. 1 1 Schreiben des Du Mortier 29 Januar. Semble que S.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 490. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/502>, abgerufen am 22.11.2024.