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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.

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Achtes Buch. Viertes Capitel.
sten Verfechter eben dieses Dogma versammelt. Man hatte
davon geträumt das Papstthum zu beschränken: in Trient
hatte, wie wir sehen, der Papst einen vollkommen überwie-
genden Einfluß.

Schon war, wie wir wissen, beschlossen worden Reform
und Dogmen neben einander zu behandeln: wie sich denken
läßt, begann man mit den Dogmen.

Und da zeigte sich der Sinn, in welchem man über-
haupt verfahren wollte, gleich bei dem ersten Schritte.

Sehr methodisch fieng die Versammlung von Trient da-
mit an, sich über Schrift und Tradition zu erklären. "Wir
müssen", sagte Cardinal Poole, "uns erst mit Waffen ver-
sehen, ehe wir den Kampf mit dem Feinde beginnen."

Die einzige Frage welche in Hinsicht der h. Schrift
aufgeworfen werden konnte, betraf den Unterschied zwischen
den canonischen und den in die gewöhnlichen Sammlungen
aufgenommenen apocryphen Schriften. 1 Und allerdings kam
dieser Unterschied zur Sprache, aber der Antrag ihn zu er-
örtern ward von der Hand gewiesen. Sehr characteristisch
ist der Grund, weshalb. Im Jahr 1441, auf dem Con-
cil zu Florenz, hatte Papst Eugen IV, als sich jener Abt
Andreas im Namen der jacobitisch-ägyptischen Kirche, wir
untersuchen nicht mit welcher Befugniß, der römischen an-
schloß, auch die Titel der von dieser angenommenen Schrif-

1 Bei Möhler sollte es scheinen, als liege etwas daran, daß
sich Luther über den Werth einiger Bücher der h. Schrift, z. B. die
Epistel Jacobi oder gar die drei ersten Evangelien minder günstig
geäußert. In den Acten kann ich das nicht finden. Da ist nur von
den Büchern Esra, Baruch, Maccabäer, dem 2ten Brief Petri, den
Hebräern, Apokalypse die Rede.

Achtes Buch. Viertes Capitel.
ſten Verfechter eben dieſes Dogma verſammelt. Man hatte
davon geträumt das Papſtthum zu beſchränken: in Trient
hatte, wie wir ſehen, der Papſt einen vollkommen überwie-
genden Einfluß.

Schon war, wie wir wiſſen, beſchloſſen worden Reform
und Dogmen neben einander zu behandeln: wie ſich denken
läßt, begann man mit den Dogmen.

Und da zeigte ſich der Sinn, in welchem man über-
haupt verfahren wollte, gleich bei dem erſten Schritte.

Sehr methodiſch fieng die Verſammlung von Trient da-
mit an, ſich über Schrift und Tradition zu erklären. „Wir
müſſen“, ſagte Cardinal Poole, „uns erſt mit Waffen ver-
ſehen, ehe wir den Kampf mit dem Feinde beginnen.“

Die einzige Frage welche in Hinſicht der h. Schrift
aufgeworfen werden konnte, betraf den Unterſchied zwiſchen
den canoniſchen und den in die gewöhnlichen Sammlungen
aufgenommenen apocryphen Schriften. 1 Und allerdings kam
dieſer Unterſchied zur Sprache, aber der Antrag ihn zu er-
örtern ward von der Hand gewieſen. Sehr characteriſtiſch
iſt der Grund, weshalb. Im Jahr 1441, auf dem Con-
cil zu Florenz, hatte Papſt Eugen IV, als ſich jener Abt
Andreas im Namen der jacobitiſch-ägyptiſchen Kirche, wir
unterſuchen nicht mit welcher Befugniß, der römiſchen an-
ſchloß, auch die Titel der von dieſer angenommenen Schrif-

1 Bei Moͤhler ſollte es ſcheinen, als liege etwas daran, daß
ſich Luther uͤber den Werth einiger Buͤcher der h. Schrift, z. B. die
Epiſtel Jacobi oder gar die drei erſten Evangelien minder guͤnſtig
geaͤußert. In den Acten kann ich das nicht finden. Da iſt nur von
den Buͤchern Esra, Baruch, Maccabaͤer, dem 2ten Brief Petri, den
Hebraͤern, Apokalypſe die Rede.
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[478/0490] Achtes Buch. Viertes Capitel. ſten Verfechter eben dieſes Dogma verſammelt. Man hatte davon geträumt das Papſtthum zu beſchränken: in Trient hatte, wie wir ſehen, der Papſt einen vollkommen überwie- genden Einfluß. Schon war, wie wir wiſſen, beſchloſſen worden Reform und Dogmen neben einander zu behandeln: wie ſich denken läßt, begann man mit den Dogmen. Und da zeigte ſich der Sinn, in welchem man über- haupt verfahren wollte, gleich bei dem erſten Schritte. Sehr methodiſch fieng die Verſammlung von Trient da- mit an, ſich über Schrift und Tradition zu erklären. „Wir müſſen“, ſagte Cardinal Poole, „uns erſt mit Waffen ver- ſehen, ehe wir den Kampf mit dem Feinde beginnen.“ Die einzige Frage welche in Hinſicht der h. Schrift aufgeworfen werden konnte, betraf den Unterſchied zwiſchen den canoniſchen und den in die gewöhnlichen Sammlungen aufgenommenen apocryphen Schriften. 1 Und allerdings kam dieſer Unterſchied zur Sprache, aber der Antrag ihn zu er- örtern ward von der Hand gewieſen. Sehr characteriſtiſch iſt der Grund, weshalb. Im Jahr 1441, auf dem Con- cil zu Florenz, hatte Papſt Eugen IV, als ſich jener Abt Andreas im Namen der jacobitiſch-ägyptiſchen Kirche, wir unterſuchen nicht mit welcher Befugniß, der römiſchen an- ſchloß, auch die Titel der von dieſer angenommenen Schrif- 1 Bei Moͤhler ſollte es ſcheinen, als liege etwas daran, daß ſich Luther uͤber den Werth einiger Buͤcher der h. Schrift, z. B. die Epiſtel Jacobi oder gar die drei erſten Evangelien minder guͤnſtig geaͤußert. In den Acten kann ich das nicht finden. Da iſt nur von den Buͤchern Esra, Baruch, Maccabaͤer, dem 2ten Brief Petri, den Hebraͤern, Apokalypſe die Rede.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 478. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/490>, abgerufen am 22.11.2024.