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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.

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Achtes Buch. Drittes Capitel.
eben so große Abtragssumme zahle, als dieser im Kriege
wider ihn aufgewendet. So wörtlich ließ sich das nun nicht
ausführen, aber nicht weit davon entfernt war es wenigstens,
wenn Ulm 100000 G. zahlen mußte. Es schien kein Vor-
theil, wenn der Kaiser ein ansehnliches Geschütz sammt Pul-
ver und Munition als Abschlag annahm. 1 So zahlte auch
Heilbronn 20000, Eßlingen 40000, Reutlingen 20000 G.
Man nahm den Grundsatz, daß von jeden 100 G. Ver-
mögen der Bürger 1 G. Abtrag gezahlt werden müsse. Hät-
ten sie sich entschlossen, nur die Hälfte davon in das Lager
von Giengen zu zahlen, so wäre es nie so weit gekommen.

Unter diesen Umständen konnte nun auch der Herzog
von Würtenberg sich nicht behaupten.

Es scheint als habe er anfangs, als noch von einer
gemeinschaftlichen Unterhandlung für die gesammten Ober-
lande die Rede war, erträglichere Bedingungen hoffen können:
wenigstens hielt Granvella den Rath des römischen Königs,
Doctor Gienger, ausdrücklich deshalb von dem Geschäfte
fern, damit er nicht die Ansprüche seines Herrn zu unbe-
quemer Zeit rege mache; allein da jene Unterhandlung sich
zerschlug, Ulm sich unterwarf, ergiengen gegen ihn, und zwar
an demselben Tag da dieß geschah, die härtesten Dro-
hungen, und die kaiserlichen Truppen rückten in sein Ge-
biet ein. Der Herzog entwich nach Hohentwiel, und ließ

1 Nur so ist es zu verstehen, daß sie 100000 G. gezahlt. Nach
der Copie der kaiserlichen Quittung vom 20 März zahlten sie 80126
G. 47 Kr. baar; sie gaben ferner 11 Stück auf Rädern, 900 C.
Pulver, 1200 Kugeln, "so alles an Geld mach 14873 G. 13 Kr."
-- dieses alles mache 100000 G. Statt 80126 muß es wohl hei-
ßen 85126 G.

Achtes Buch. Drittes Capitel.
eben ſo große Abtragsſumme zahle, als dieſer im Kriege
wider ihn aufgewendet. So wörtlich ließ ſich das nun nicht
ausführen, aber nicht weit davon entfernt war es wenigſtens,
wenn Ulm 100000 G. zahlen mußte. Es ſchien kein Vor-
theil, wenn der Kaiſer ein anſehnliches Geſchütz ſammt Pul-
ver und Munition als Abſchlag annahm. 1 So zahlte auch
Heilbronn 20000, Eßlingen 40000, Reutlingen 20000 G.
Man nahm den Grundſatz, daß von jeden 100 G. Ver-
mögen der Bürger 1 G. Abtrag gezahlt werden müſſe. Hät-
ten ſie ſich entſchloſſen, nur die Hälfte davon in das Lager
von Giengen zu zahlen, ſo wäre es nie ſo weit gekommen.

Unter dieſen Umſtänden konnte nun auch der Herzog
von Würtenberg ſich nicht behaupten.

Es ſcheint als habe er anfangs, als noch von einer
gemeinſchaftlichen Unterhandlung für die geſammten Ober-
lande die Rede war, erträglichere Bedingungen hoffen können:
wenigſtens hielt Granvella den Rath des römiſchen Königs,
Doctor Gienger, ausdrücklich deshalb von dem Geſchäfte
fern, damit er nicht die Anſprüche ſeines Herrn zu unbe-
quemer Zeit rege mache; allein da jene Unterhandlung ſich
zerſchlug, Ulm ſich unterwarf, ergiengen gegen ihn, und zwar
an demſelben Tag da dieß geſchah, die härteſten Dro-
hungen, und die kaiſerlichen Truppen rückten in ſein Ge-
biet ein. Der Herzog entwich nach Hohentwiel, und ließ

1 Nur ſo iſt es zu verſtehen, daß ſie 100000 G. gezahlt. Nach
der Copie der kaiſerlichen Quittung vom 20 Maͤrz zahlten ſie 80126
G. 47 Kr. baar; ſie gaben ferner 11 Stuͤck auf Raͤdern, 900 C.
Pulver, 1200 Kugeln, „ſo alles an Geld mach 14873 G. 13 Kr.“
— dieſes alles mache 100000 G. Statt 80126 muß es wohl hei-
ßen 85126 G.
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[460/0472] Achtes Buch. Drittes Capitel. eben ſo große Abtragsſumme zahle, als dieſer im Kriege wider ihn aufgewendet. So wörtlich ließ ſich das nun nicht ausführen, aber nicht weit davon entfernt war es wenigſtens, wenn Ulm 100000 G. zahlen mußte. Es ſchien kein Vor- theil, wenn der Kaiſer ein anſehnliches Geſchütz ſammt Pul- ver und Munition als Abſchlag annahm. 1 So zahlte auch Heilbronn 20000, Eßlingen 40000, Reutlingen 20000 G. Man nahm den Grundſatz, daß von jeden 100 G. Ver- mögen der Bürger 1 G. Abtrag gezahlt werden müſſe. Hät- ten ſie ſich entſchloſſen, nur die Hälfte davon in das Lager von Giengen zu zahlen, ſo wäre es nie ſo weit gekommen. Unter dieſen Umſtänden konnte nun auch der Herzog von Würtenberg ſich nicht behaupten. Es ſcheint als habe er anfangs, als noch von einer gemeinſchaftlichen Unterhandlung für die geſammten Ober- lande die Rede war, erträglichere Bedingungen hoffen können: wenigſtens hielt Granvella den Rath des römiſchen Königs, Doctor Gienger, ausdrücklich deshalb von dem Geſchäfte fern, damit er nicht die Anſprüche ſeines Herrn zu unbe- quemer Zeit rege mache; allein da jene Unterhandlung ſich zerſchlug, Ulm ſich unterwarf, ergiengen gegen ihn, und zwar an demſelben Tag da dieß geſchah, die härteſten Dro- hungen, und die kaiſerlichen Truppen rückten in ſein Ge- biet ein. Der Herzog entwich nach Hohentwiel, und ließ 1 Nur ſo iſt es zu verſtehen, daß ſie 100000 G. gezahlt. Nach der Copie der kaiſerlichen Quittung vom 20 Maͤrz zahlten ſie 80126 G. 47 Kr. baar; ſie gaben ferner 11 Stuͤck auf Raͤdern, 900 C. Pulver, 1200 Kugeln, „ſo alles an Geld mach 14873 G. 13 Kr.“ — dieſes alles mache 100000 G. Statt 80126 muß es wohl hei- ßen 85126 G.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 460. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/472>, abgerufen am 25.11.2024.