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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.

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Siebentes Buch. Erstes Capitel.
eins oder das andere weiter vorrückte, ohne daß sie hand-
gemein wurden; die beiden Fürsten, jeder an der Spitze des
seinen, meinten so am besten zu unterhandeln. Keiner griff
den andern an; eben so wenig aber ließ der eine oder an-
dere von der Strenge seiner Forderungen nach.

Einen Augenblick schien es, als würde der Tod des
Dauphin, der damals eintrat und durch welchen der Anspruch
auf die Thronfolge an den Herzog von Orleans kam, die
Schwierigkeiten heben, da Mailand nun doch dem Herzog
von Angouleme zufiel, der keine andern Rechte in Italien
besaß, und den der Kaiser immer vorgezogen. Auf die
Anfrage eines päpstlichen Bevollmächtigten erklärte der ver-
traute Minister des Kaisers, Covos, wenn der König da-
bei stehen bleibe, Mailand für den Herzog von Angouleme zu
fordern, so werde der Friede gemacht seyn: 1 und schon war
die Rede von einer Zusammenkunft zunächst der beidersei-
tigen Minister zwischen Avignon und Aix, an die sich dann
ein Gespräch der Fürsten selbst schließen könne; 2 -- al-
lein nur zu bald sah man, daß sich der König mit einer
Überlieferung des Herzogthums wie der Kaiser sie hoffen
ließ, nicht begnügen, besonders auch seine Eroberungen in
Piemont nicht wieder herausgeben, daß aber dann, zumal ohne
dieß letzte Zugeständniß, auch der Kaiser keinen Frieden ein-
gehen würde.

Die Entscheidung im Felde trat dießmal auch ohne
Schlachttag ein. In dem kaiserlichen Lager zeigte sich nach

1 Fr. Guicciardini Assais 6 Sept. 1536 Lett. di princ III,
f.
44 und die Nachschrift.
2 Il Vescovo di Fossombrone 7 Sept. ib. 45.

Siebentes Buch. Erſtes Capitel.
eins oder das andere weiter vorrückte, ohne daß ſie hand-
gemein wurden; die beiden Fürſten, jeder an der Spitze des
ſeinen, meinten ſo am beſten zu unterhandeln. Keiner griff
den andern an; eben ſo wenig aber ließ der eine oder an-
dere von der Strenge ſeiner Forderungen nach.

Einen Augenblick ſchien es, als würde der Tod des
Dauphin, der damals eintrat und durch welchen der Anſpruch
auf die Thronfolge an den Herzog von Orleans kam, die
Schwierigkeiten heben, da Mailand nun doch dem Herzog
von Angouleme zufiel, der keine andern Rechte in Italien
beſaß, und den der Kaiſer immer vorgezogen. Auf die
Anfrage eines päpſtlichen Bevollmächtigten erklärte der ver-
traute Miniſter des Kaiſers, Covos, wenn der König da-
bei ſtehen bleibe, Mailand für den Herzog von Angouleme zu
fordern, ſo werde der Friede gemacht ſeyn: 1 und ſchon war
die Rede von einer Zuſammenkunft zunächſt der beiderſei-
tigen Miniſter zwiſchen Avignon und Aix, an die ſich dann
ein Geſpräch der Fürſten ſelbſt ſchließen könne; 2 — al-
lein nur zu bald ſah man, daß ſich der König mit einer
Überlieferung des Herzogthums wie der Kaiſer ſie hoffen
ließ, nicht begnügen, beſonders auch ſeine Eroberungen in
Piemont nicht wieder herausgeben, daß aber dann, zumal ohne
dieß letzte Zugeſtändniß, auch der Kaiſer keinen Frieden ein-
gehen würde.

Die Entſcheidung im Felde trat dießmal auch ohne
Schlachttag ein. In dem kaiſerlichen Lager zeigte ſich nach

1 Fr. Guicciardini Assais 6 Sept. 1536 Lett. di princ III,
f.
44 und die Nachſchrift.
2 Il Vescovo di Fossombrone 7 Sept. ib. 45.
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[34/0046] Siebentes Buch. Erſtes Capitel. eins oder das andere weiter vorrückte, ohne daß ſie hand- gemein wurden; die beiden Fürſten, jeder an der Spitze des ſeinen, meinten ſo am beſten zu unterhandeln. Keiner griff den andern an; eben ſo wenig aber ließ der eine oder an- dere von der Strenge ſeiner Forderungen nach. Einen Augenblick ſchien es, als würde der Tod des Dauphin, der damals eintrat und durch welchen der Anſpruch auf die Thronfolge an den Herzog von Orleans kam, die Schwierigkeiten heben, da Mailand nun doch dem Herzog von Angouleme zufiel, der keine andern Rechte in Italien beſaß, und den der Kaiſer immer vorgezogen. Auf die Anfrage eines päpſtlichen Bevollmächtigten erklärte der ver- traute Miniſter des Kaiſers, Covos, wenn der König da- bei ſtehen bleibe, Mailand für den Herzog von Angouleme zu fordern, ſo werde der Friede gemacht ſeyn: 1 und ſchon war die Rede von einer Zuſammenkunft zunächſt der beiderſei- tigen Miniſter zwiſchen Avignon und Aix, an die ſich dann ein Geſpräch der Fürſten ſelbſt ſchließen könne; 2 — al- lein nur zu bald ſah man, daß ſich der König mit einer Überlieferung des Herzogthums wie der Kaiſer ſie hoffen ließ, nicht begnügen, beſonders auch ſeine Eroberungen in Piemont nicht wieder herausgeben, daß aber dann, zumal ohne dieß letzte Zugeſtändniß, auch der Kaiſer keinen Frieden ein- gehen würde. Die Entſcheidung im Felde trat dießmal auch ohne Schlachttag ein. In dem kaiſerlichen Lager zeigte ſich nach 1 Fr. Guicciardini Assais 6 Sept. 1536 Lett. di princ III, f. 44 und die Nachſchrift. 2 Il Vescovo di Fossombrone 7 Sept. ib. 45.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/46>, abgerufen am 24.11.2024.