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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.

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Achtes Buch. Zweites Capitel.
im Lager zurückhalten, während ihre eignen Besitzungen in
ihrem Vaterland angegriffen wurden?

Die Meinung erhob sich, daß man das Oberland durch
ein Winterlager schützen, dem Kaiser indeß durch Besetzung
eines oder des andern Stiftes, z. B. von Würzburg oder
von Mainz, so wie durch Wiedereroberung der [ - 7 Zeichen fehlen]n säch-
sischen Lande Schaden genug zufügen, und au[ - 7 Zeichen fehlen]rühjahr
den Krieg mit frischen Kräften wieder erneuern könne.

Man sah sehr wohl und hatte oft überlegt, welche ge-
fährliche Folgen es haben müsse, wenn man sich trenne;
allein man glaubte endlich, daß es nicht zu vermeiden und
dabei doch die Sache noch keineswegs verloren sey: genug
man faßte endlich diesen lange vermiedenen Entschluß. 1

Montag am 22sten November setzte sich das Lager bei
Giengen in Bewegung; Dienstag am 23sten des Morgens
ward der Abzug vollzogen.

Der Kaiser, der seit den Nachrichten von den Ereignis-
sen in Sachsen nichts anderes erwartete, mit seinem Lager
schon eine Strecke Weges näher gekommen, und täglich kleine
Anfälle machen ließ, erschien am ersten Abend in Person mit
einigen Reitergeschwadern; aber auch der Landgraf hatte nicht
versäumt sich vorzubereiten: von einer günstigen Stellung
auf einer Anhöhe begrüßte er den Vorrückenden mit seinem
Geschütz. Der Kaiser eilte zurück, brachte in der Nacht auch
sein Fußvolk in Bewegung und erhob sich zur Verfolgung
seiner Gegner; aber sey es nun daß die Protestanten sich

1 "Als wir", sagt der Landgraf in einem Briefe vom 16ten
Dez., "vorrukter Tag vor Giengen von wegen unfletigs wetters, Keld,
Mangels Fütterung und andren unrichtigkeit mit dem Kriegsvolk len-
ger nit haben pleiben konnen, sondern der unvermeitlichen notturft
nach abziehen müssen."

Achtes Buch. Zweites Capitel.
im Lager zurückhalten, während ihre eignen Beſitzungen in
ihrem Vaterland angegriffen wurden?

Die Meinung erhob ſich, daß man das Oberland durch
ein Winterlager ſchützen, dem Kaiſer indeß durch Beſetzung
eines oder des andern Stiftes, z. B. von Würzburg oder
von Mainz, ſo wie durch Wiedereroberung der [ – 7 Zeichen fehlen]n ſäch-
ſiſchen Lande Schaden genug zufügen, und au[ – 7 Zeichen fehlen]rühjahr
den Krieg mit friſchen Kräften wieder erneuern könne.

Man ſah ſehr wohl und hatte oft überlegt, welche ge-
fährliche Folgen es haben müſſe, wenn man ſich trenne;
allein man glaubte endlich, daß es nicht zu vermeiden und
dabei doch die Sache noch keineswegs verloren ſey: genug
man faßte endlich dieſen lange vermiedenen Entſchluß. 1

Montag am 22ſten November ſetzte ſich das Lager bei
Giengen in Bewegung; Dienſtag am 23ſten des Morgens
ward der Abzug vollzogen.

Der Kaiſer, der ſeit den Nachrichten von den Ereigniſ-
ſen in Sachſen nichts anderes erwartete, mit ſeinem Lager
ſchon eine Strecke Weges näher gekommen, und täglich kleine
Anfälle machen ließ, erſchien am erſten Abend in Perſon mit
einigen Reitergeſchwadern; aber auch der Landgraf hatte nicht
verſäumt ſich vorzubereiten: von einer günſtigen Stellung
auf einer Anhöhe begrüßte er den Vorrückenden mit ſeinem
Geſchütz. Der Kaiſer eilte zurück, brachte in der Nacht auch
ſein Fußvolk in Bewegung und erhob ſich zur Verfolgung
ſeiner Gegner; aber ſey es nun daß die Proteſtanten ſich

1 „Als wir“, ſagt der Landgraf in einem Briefe vom 16ten
Dez., „vorrukter Tag vor Giengen von wegen unfletigs wetters, Keld,
Mangels Fuͤtterung und andren unrichtigkeit mit dem Kriegsvolk len-
ger nit haben pleiben konnen, ſondern der unvermeitlichen notturft
nach abziehen muͤſſen.“
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[446/0458] Achtes Buch. Zweites Capitel. im Lager zurückhalten, während ihre eignen Beſitzungen in ihrem Vaterland angegriffen wurden? Die Meinung erhob ſich, daß man das Oberland durch ein Winterlager ſchützen, dem Kaiſer indeß durch Beſetzung eines oder des andern Stiftes, z. B. von Würzburg oder von Mainz, ſo wie durch Wiedereroberung der _______n ſäch- ſiſchen Lande Schaden genug zufügen, und au_______rühjahr den Krieg mit friſchen Kräften wieder erneuern könne. Man ſah ſehr wohl und hatte oft überlegt, welche ge- fährliche Folgen es haben müſſe, wenn man ſich trenne; allein man glaubte endlich, daß es nicht zu vermeiden und dabei doch die Sache noch keineswegs verloren ſey: genug man faßte endlich dieſen lange vermiedenen Entſchluß. 1 Montag am 22ſten November ſetzte ſich das Lager bei Giengen in Bewegung; Dienſtag am 23ſten des Morgens ward der Abzug vollzogen. Der Kaiſer, der ſeit den Nachrichten von den Ereigniſ- ſen in Sachſen nichts anderes erwartete, mit ſeinem Lager ſchon eine Strecke Weges näher gekommen, und täglich kleine Anfälle machen ließ, erſchien am erſten Abend in Perſon mit einigen Reitergeſchwadern; aber auch der Landgraf hatte nicht verſäumt ſich vorzubereiten: von einer günſtigen Stellung auf einer Anhöhe begrüßte er den Vorrückenden mit ſeinem Geſchütz. Der Kaiſer eilte zurück, brachte in der Nacht auch ſein Fußvolk in Bewegung und erhob ſich zur Verfolgung ſeiner Gegner; aber ſey es nun daß die Proteſtanten ſich 1 „Als wir“, ſagt der Landgraf in einem Briefe vom 16ten Dez., „vorrukter Tag vor Giengen von wegen unfletigs wetters, Keld, Mangels Fuͤtterung und andren unrichtigkeit mit dem Kriegsvolk len- ger nit haben pleiben konnen, ſondern der unvermeitlichen notturft nach abziehen muͤſſen.“

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 446. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/458>, abgerufen am 22.11.2024.