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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.

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Der schmalk. Krieg. Abzug zu Giengen.
geschützes feiern. Sie mußte für den gesammten Krieg ent-
scheidend werden.

Einen Augenblick schien es zwar, als würde die ver-
stärkte Gefahr die Protestanten nur um so enger vereinigen.
Auf Bitten der Kriegsräthe entschloß sich der Churfürst, nicht
sogleich aus dem Felde zu weichen, der Sache noch einen
Augenblick zuzusehen; aber gar bald zeigte sich daß es doch
nicht zu vermeiden seyn werde.

Nässe, Kälte, schlechte Lebensmittel, einreißende Krank-
heiten hatten auch in dem protestantischen Lager allgemeinen
Unmuth hervorgebracht. Der vornehmste Übelstand aber
war, daß alle Geldmittel erschöpft waren. Die oberländi-
schen Städte hatten im Laufe des Feldzugs zum Theil 12,
zum Theil 18 Doppelmonate erlegt; es zeigte sich, daß
man mit dem Grundsatz den Krieg mit dem Kämmereiver-
mögen zu führen nicht weiter fortkommen könne. Die Kam-
merräthe zu Ulm, welche das Geldwesen besorgten, wußten
keinen Rath mehr. Man war den Landsknechten einen, zwei,
drei Monat schuldig: haufenweise liefen sie davon. Die
Stände hatten Unterhandlungen mit Frankreich eröffnet: aber
der König forderte, entweder sie sollten erst einen andern Kai-
ser ernennen, was in der Lage, in der sie sich befanden, auf
keine Weise angieng, oder sie sollten ihm die definitive Über-
lieferung von Boulogne auswirken, was nun vollends nicht
in ihrer Macht stand, so mußte sich alles zerschlagen. 1

Und konnte wohl der Churfürst seine Landsassen hier

1 Instructionen und Relationen des Johann Sturm, der im
August und October 1546 nach Frankreich geschickt wurde, im weim.
Archiv.

Der ſchmalk. Krieg. Abzug zu Giengen.
geſchützes feiern. Sie mußte für den geſammten Krieg ent-
ſcheidend werden.

Einen Augenblick ſchien es zwar, als würde die ver-
ſtärkte Gefahr die Proteſtanten nur um ſo enger vereinigen.
Auf Bitten der Kriegsräthe entſchloß ſich der Churfürſt, nicht
ſogleich aus dem Felde zu weichen, der Sache noch einen
Augenblick zuzuſehen; aber gar bald zeigte ſich daß es doch
nicht zu vermeiden ſeyn werde.

Näſſe, Kälte, ſchlechte Lebensmittel, einreißende Krank-
heiten hatten auch in dem proteſtantiſchen Lager allgemeinen
Unmuth hervorgebracht. Der vornehmſte Übelſtand aber
war, daß alle Geldmittel erſchöpft waren. Die oberländi-
ſchen Städte hatten im Laufe des Feldzugs zum Theil 12,
zum Theil 18 Doppelmonate erlegt; es zeigte ſich, daß
man mit dem Grundſatz den Krieg mit dem Kämmereiver-
mögen zu führen nicht weiter fortkommen könne. Die Kam-
merräthe zu Ulm, welche das Geldweſen beſorgten, wußten
keinen Rath mehr. Man war den Landsknechten einen, zwei,
drei Monat ſchuldig: haufenweiſe liefen ſie davon. Die
Stände hatten Unterhandlungen mit Frankreich eröffnet: aber
der König forderte, entweder ſie ſollten erſt einen andern Kai-
ſer ernennen, was in der Lage, in der ſie ſich befanden, auf
keine Weiſe angieng, oder ſie ſollten ihm die definitive Über-
lieferung von Boulogne auswirken, was nun vollends nicht
in ihrer Macht ſtand, ſo mußte ſich alles zerſchlagen. 1

Und konnte wohl der Churfürſt ſeine Landſaſſen hier

1 Inſtructionen und Relationen des Johann Sturm, der im
Auguſt und October 1546 nach Frankreich geſchickt wurde, im weim.
Archiv.
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[445/0457] Der ſchmalk. Krieg. Abzug zu Giengen. geſchützes feiern. Sie mußte für den geſammten Krieg ent- ſcheidend werden. Einen Augenblick ſchien es zwar, als würde die ver- ſtärkte Gefahr die Proteſtanten nur um ſo enger vereinigen. Auf Bitten der Kriegsräthe entſchloß ſich der Churfürſt, nicht ſogleich aus dem Felde zu weichen, der Sache noch einen Augenblick zuzuſehen; aber gar bald zeigte ſich daß es doch nicht zu vermeiden ſeyn werde. Näſſe, Kälte, ſchlechte Lebensmittel, einreißende Krank- heiten hatten auch in dem proteſtantiſchen Lager allgemeinen Unmuth hervorgebracht. Der vornehmſte Übelſtand aber war, daß alle Geldmittel erſchöpft waren. Die oberländi- ſchen Städte hatten im Laufe des Feldzugs zum Theil 12, zum Theil 18 Doppelmonate erlegt; es zeigte ſich, daß man mit dem Grundſatz den Krieg mit dem Kämmereiver- mögen zu führen nicht weiter fortkommen könne. Die Kam- merräthe zu Ulm, welche das Geldweſen beſorgten, wußten keinen Rath mehr. Man war den Landsknechten einen, zwei, drei Monat ſchuldig: haufenweiſe liefen ſie davon. Die Stände hatten Unterhandlungen mit Frankreich eröffnet: aber der König forderte, entweder ſie ſollten erſt einen andern Kai- ſer ernennen, was in der Lage, in der ſie ſich befanden, auf keine Weiſe angieng, oder ſie ſollten ihm die definitive Über- lieferung von Boulogne auswirken, was nun vollends nicht in ihrer Macht ſtand, ſo mußte ſich alles zerſchlagen. 1 Und konnte wohl der Churfürſt ſeine Landſaſſen hier 1 Inſtructionen und Relationen des Johann Sturm, der im Auguſt und October 1546 nach Frankreich geſchickt wurde, im weim. Archiv.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 445. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/457>, abgerufen am 22.11.2024.