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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.

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Der schmalkaldische Krieg an der Donau.
die Zeit wo die Capitulation mit dem Papst endete und man
den Abzug der italienischen Truppen erwarten konnte. 1

Wahrscheinlich rechneten die Protestanten auf den Ein-
druck den diese Dinge bei dem Kaiser schienen hervorbrin-
gen zu müssen, wenn sie nun doch demselben noch einmal
Friedensanträge machten. Ihre Hauptbedingung war, daß
es keinem Stande verwehrt seyn solle, sich zu der augs-
burgischen Confession zu halten; der Friede den man ab-
schließe, müsse dann durch förmliche Eidesleistung bekräftigt
werden, damit kein Theil ihn wieder breche. Wir sehen, sie
kehrten auf ihren alten Standpunct zurück. Aber indessen
hatte der Kaiser den seinen vielmehr noch erweitert. Mit
Vasallen, die ihn als vermeinten Kaiser, als Carl von Gent
bezeichnet, wollte er keine Abkunft treffen, ohne ihre völlige
Unterwerfung. Er antwortete ihnen, sie möchten erst sich selbst,
so wie ihre Land und Leute in seine Gnade und Ungnade er-
geben, dann wolle er Unterhandlung mit ihnen pflegen.

Was ihn zu einer so wegwerfenden Antwort vermochte,
war aber wohl nicht angeborne Standhaftigkeit allein, so
sehr das seine Tugend ist: erst in diesen Tagen entwickelte
die Politik die er von Anfang an eingeschlagen, alle ihre
Folgen: jetzt erst griff Herzog Moritz von Sachsen in die
allgemeinen Angelegenheiten ein.

Nach seiner Rückkunft von Regensburg hatte Moritz noch
eine Zeitlang den Schein einer neutralen Stellung behauptet.

Als die Achtserklärung erschienen war und König Fer-

1 Mocenigo: Cesare era consigliato da tutti li suoi capi-
tani di guerra, ad invernare hormai l'esercito, dividendo in piu
lochi le genti sue. Ma S. Ma comando che di questo piu alcuno
non li parlasse.
(Kais. Archiv zu Wien.)

Der ſchmalkaldiſche Krieg an der Donau.
die Zeit wo die Capitulation mit dem Papſt endete und man
den Abzug der italieniſchen Truppen erwarten konnte. 1

Wahrſcheinlich rechneten die Proteſtanten auf den Ein-
druck den dieſe Dinge bei dem Kaiſer ſchienen hervorbrin-
gen zu müſſen, wenn ſie nun doch demſelben noch einmal
Friedensanträge machten. Ihre Hauptbedingung war, daß
es keinem Stande verwehrt ſeyn ſolle, ſich zu der augs-
burgiſchen Confeſſion zu halten; der Friede den man ab-
ſchließe, müſſe dann durch förmliche Eidesleiſtung bekräftigt
werden, damit kein Theil ihn wieder breche. Wir ſehen, ſie
kehrten auf ihren alten Standpunct zurück. Aber indeſſen
hatte der Kaiſer den ſeinen vielmehr noch erweitert. Mit
Vaſallen, die ihn als vermeinten Kaiſer, als Carl von Gent
bezeichnet, wollte er keine Abkunft treffen, ohne ihre völlige
Unterwerfung. Er antwortete ihnen, ſie möchten erſt ſich ſelbſt,
ſo wie ihre Land und Leute in ſeine Gnade und Ungnade er-
geben, dann wolle er Unterhandlung mit ihnen pflegen.

Was ihn zu einer ſo wegwerfenden Antwort vermochte,
war aber wohl nicht angeborne Standhaftigkeit allein, ſo
ſehr das ſeine Tugend iſt: erſt in dieſen Tagen entwickelte
die Politik die er von Anfang an eingeſchlagen, alle ihre
Folgen: jetzt erſt griff Herzog Moritz von Sachſen in die
allgemeinen Angelegenheiten ein.

Nach ſeiner Rückkunft von Regensburg hatte Moritz noch
eine Zeitlang den Schein einer neutralen Stellung behauptet.

Als die Achtserklärung erſchienen war und König Fer-

1 Mocenigo: Cesare era consigliato da tutti li suoi capi-
tani di guerra, ad invernare hormai l’esercito, dividendo in piu
lochi le genti sue. Ma S. Mà comandò che di questo piu alcuno
non li parlasse.
(Kaiſ. Archiv zu Wien.)
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[439/0451] Der ſchmalkaldiſche Krieg an der Donau. die Zeit wo die Capitulation mit dem Papſt endete und man den Abzug der italieniſchen Truppen erwarten konnte. 1 Wahrſcheinlich rechneten die Proteſtanten auf den Ein- druck den dieſe Dinge bei dem Kaiſer ſchienen hervorbrin- gen zu müſſen, wenn ſie nun doch demſelben noch einmal Friedensanträge machten. Ihre Hauptbedingung war, daß es keinem Stande verwehrt ſeyn ſolle, ſich zu der augs- burgiſchen Confeſſion zu halten; der Friede den man ab- ſchließe, müſſe dann durch förmliche Eidesleiſtung bekräftigt werden, damit kein Theil ihn wieder breche. Wir ſehen, ſie kehrten auf ihren alten Standpunct zurück. Aber indeſſen hatte der Kaiſer den ſeinen vielmehr noch erweitert. Mit Vaſallen, die ihn als vermeinten Kaiſer, als Carl von Gent bezeichnet, wollte er keine Abkunft treffen, ohne ihre völlige Unterwerfung. Er antwortete ihnen, ſie möchten erſt ſich ſelbſt, ſo wie ihre Land und Leute in ſeine Gnade und Ungnade er- geben, dann wolle er Unterhandlung mit ihnen pflegen. Was ihn zu einer ſo wegwerfenden Antwort vermochte, war aber wohl nicht angeborne Standhaftigkeit allein, ſo ſehr das ſeine Tugend iſt: erſt in dieſen Tagen entwickelte die Politik die er von Anfang an eingeſchlagen, alle ihre Folgen: jetzt erſt griff Herzog Moritz von Sachſen in die allgemeinen Angelegenheiten ein. Nach ſeiner Rückkunft von Regensburg hatte Moritz noch eine Zeitlang den Schein einer neutralen Stellung behauptet. Als die Achtserklärung erſchienen war und König Fer- 1 Mocenigo: Cesare era consigliato da tutti li suoi capi- tani di guerra, ad invernare hormai l’esercito, dividendo in piu lochi le genti sue. Ma S. Mà comandò che di questo piu alcuno non li parlasse. (Kaiſ. Archiv zu Wien.)

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 439. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/451>, abgerufen am 22.11.2024.