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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.

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Der schmalkaldische Krieg. Rüstungen.
Sie wußten sehr wohl, daß die Unterwerfung unter das
Concilium die er forderte, mit dem Prinzip das sie bisher
vertheidigt, nicht zu vereinigen, unter dieser Bedingung nichts
von allem worin sie lebten und webten, seines Bestehens
sicher war. Die Stadt Augsburg, von der man am ersten
Abfall erwartete, weil so viel einflußreiche Einwohner durch
Wechselgeschäfte an den Hof gebunden waren, übernahm es
gerade, das von dem Kaiser angeschuldigte Verfahren der
beiden Fürsten in ausführlicher Antwort zu rechtfertigen. Die
Straßburger erwiederten dem kaiserlichen Gesandten, was von
den Fürsten geschehen, dessen seyen sie eben so gut schuldig.
Herzog Ulrich von Würtenberg erklärte dem Gesandten, der
auch an ihn kam, er werde bei der erkannten Wahrheit blei-
ben und ohne Zittern dulden was Gott über ihn verhänge.
So waren sie alle gesinnt: sämmtliche Bundesgesandte ver-
sprachen einander mit aufgehobenen Händen, Leib und Gut für
Freiheit und Religion zu wagen, und alles eilte zu den Waffen.

In Ichtershausen kamen die beiden Oberhauptleute des
Bundes, Johann Friedrich und Philipp, zusammen. Noch
konnte man nicht wissen, ob der Kaiser zunächst die ober-
ländischen Stände, oder vielleicht von Böhmen her Sachsen
angreifen würde, und die Frage entstand, ob man nicht am
besten thue, seinen Angriff abzuwarten; aber die beiden Für-
sten zogen in Betracht, wenn jeder für sich bleiben, nur auf
das Seine sehen wolle, so werde einer nach dem andern zu
Grunde gehn, und beschlossen, sich dem Kaiser mit gemein-
schaftlicher Anstrengung da entgegenzustellen wohin er seinen
Angriff richten werde, ein jeder mit Hintansetzung des eig-
nen Landes. Schon vor vier Jahren, bei Gelegenheit der

Ranke D. Gesch. IV. 27

Der ſchmalkaldiſche Krieg. Ruͤſtungen.
Sie wußten ſehr wohl, daß die Unterwerfung unter das
Concilium die er forderte, mit dem Prinzip das ſie bisher
vertheidigt, nicht zu vereinigen, unter dieſer Bedingung nichts
von allem worin ſie lebten und webten, ſeines Beſtehens
ſicher war. Die Stadt Augsburg, von der man am erſten
Abfall erwartete, weil ſo viel einflußreiche Einwohner durch
Wechſelgeſchäfte an den Hof gebunden waren, übernahm es
gerade, das von dem Kaiſer angeſchuldigte Verfahren der
beiden Fürſten in ausführlicher Antwort zu rechtfertigen. Die
Straßburger erwiederten dem kaiſerlichen Geſandten, was von
den Fürſten geſchehen, deſſen ſeyen ſie eben ſo gut ſchuldig.
Herzog Ulrich von Würtenberg erklärte dem Geſandten, der
auch an ihn kam, er werde bei der erkannten Wahrheit blei-
ben und ohne Zittern dulden was Gott über ihn verhänge.
So waren ſie alle geſinnt: ſämmtliche Bundesgeſandte ver-
ſprachen einander mit aufgehobenen Händen, Leib und Gut für
Freiheit und Religion zu wagen, und alles eilte zu den Waffen.

In Ichtershauſen kamen die beiden Oberhauptleute des
Bundes, Johann Friedrich und Philipp, zuſammen. Noch
konnte man nicht wiſſen, ob der Kaiſer zunächſt die ober-
ländiſchen Stände, oder vielleicht von Böhmen her Sachſen
angreifen würde, und die Frage entſtand, ob man nicht am
beſten thue, ſeinen Angriff abzuwarten; aber die beiden Für-
ſten zogen in Betracht, wenn jeder für ſich bleiben, nur auf
das Seine ſehen wolle, ſo werde einer nach dem andern zu
Grunde gehn, und beſchloſſen, ſich dem Kaiſer mit gemein-
ſchaftlicher Anſtrengung da entgegenzuſtellen wohin er ſeinen
Angriff richten werde, ein jeder mit Hintanſetzung des eig-
nen Landes. Schon vor vier Jahren, bei Gelegenheit der

Ranke D. Geſch. IV. 27
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[417/0429] Der ſchmalkaldiſche Krieg. Ruͤſtungen. Sie wußten ſehr wohl, daß die Unterwerfung unter das Concilium die er forderte, mit dem Prinzip das ſie bisher vertheidigt, nicht zu vereinigen, unter dieſer Bedingung nichts von allem worin ſie lebten und webten, ſeines Beſtehens ſicher war. Die Stadt Augsburg, von der man am erſten Abfall erwartete, weil ſo viel einflußreiche Einwohner durch Wechſelgeſchäfte an den Hof gebunden waren, übernahm es gerade, das von dem Kaiſer angeſchuldigte Verfahren der beiden Fürſten in ausführlicher Antwort zu rechtfertigen. Die Straßburger erwiederten dem kaiſerlichen Geſandten, was von den Fürſten geſchehen, deſſen ſeyen ſie eben ſo gut ſchuldig. Herzog Ulrich von Würtenberg erklärte dem Geſandten, der auch an ihn kam, er werde bei der erkannten Wahrheit blei- ben und ohne Zittern dulden was Gott über ihn verhänge. So waren ſie alle geſinnt: ſämmtliche Bundesgeſandte ver- ſprachen einander mit aufgehobenen Händen, Leib und Gut für Freiheit und Religion zu wagen, und alles eilte zu den Waffen. In Ichtershauſen kamen die beiden Oberhauptleute des Bundes, Johann Friedrich und Philipp, zuſammen. Noch konnte man nicht wiſſen, ob der Kaiſer zunächſt die ober- ländiſchen Stände, oder vielleicht von Böhmen her Sachſen angreifen würde, und die Frage entſtand, ob man nicht am beſten thue, ſeinen Angriff abzuwarten; aber die beiden Für- ſten zogen in Betracht, wenn jeder für ſich bleiben, nur auf das Seine ſehen wolle, ſo werde einer nach dem andern zu Grunde gehn, und beſchloſſen, ſich dem Kaiſer mit gemein- ſchaftlicher Anſtrengung da entgegenzuſtellen wohin er ſeinen Angriff richten werde, ein jeder mit Hintanſetzung des eig- nen Landes. Schon vor vier Jahren, bei Gelegenheit der Ranke D. Geſch. IV. 27

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 417. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/429>, abgerufen am 22.11.2024.