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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.

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Achtes Buch. Zweites Capitel.
April 1546 zu Worms, im Mai und Juni dieses Jahres zu
Regensburg. Noch war man jedoch mit nichts zu Stande
gekommen: jener Bundesrath war weder angenommen noch
verworfen; eine Veränderung in den Anschlägen, Aufbringung
eines Bundeskriegsraths, Umgestaltung der Hauptmannschaf-
ten zwar in Vorschlag, aber noch nicht beschlossen: und wie es
bei Verhandlungen dieser Art geschieht, jedes Interesse regte
sich: als plötzlich die Stunde der Gefahr eintrat. Die Geg-
ner zählten bereits auf die ausgebrochene Uneinigkeit: die Er-
klärungen des Kaisers, die den meisten der einzelnen Stände
noch durch besondere Botschafter mitgetheilt wurden, waren
darauf berechnet den Bund vollends zu zersprengen. 1 Bun-
desverhältnisse darf man aber wohl niemals nach den klei-
nen Irrungen beurtheilen, die dabei unvermeidlich sind; wenn
nur die innern Momente sich noch gesund und kräftig er-
weisen. Der schmalkaldische Bund zeigte sich besser begrün-
det, als man hätte meinen sollen. "Gottlob," schreiben die
sächsischen Gesandten am Reichstag ihrem Herrn, "wir fin-
den allhie bei den Ständen kein Verzagen. Sie sind ge-
trost bei der Sache." So sehr fehlte es den Städten doch
nicht an politischer Einsicht, daß sie hätten überredet wer-
den können, der Kaiser wolle allein den beiden Fürsten zu
Leibe, und werde sie in dem gegenwärtigen Zustand lassen.

1 Nach dem Bericht der sächsischen Räthe (Dienstag nach Viti,
im weim. A) eröffnete Granvella den Abgeordneten von Straßburg,
Augsburg, Nürnberg und Ulm: des Kaisers Vorhaben sey nicht wi-
der sie gerichtet, wie er ihnen auch noch niemals beschwerlich gefal-
len: es gehe nur wider die Fürsten, Sr Maj. Rebellen, welche das
Verbrechen der beleidigten Majestät begangen, Stifte und Klöster
eingenommen, andre Fürsten verjagt. Dieselben Versicherungen ent-
hält das Ausschreiben vom 17 Juni.

Achtes Buch. Zweites Capitel.
April 1546 zu Worms, im Mai und Juni dieſes Jahres zu
Regensburg. Noch war man jedoch mit nichts zu Stande
gekommen: jener Bundesrath war weder angenommen noch
verworfen; eine Veränderung in den Anſchlägen, Aufbringung
eines Bundeskriegsraths, Umgeſtaltung der Hauptmannſchaf-
ten zwar in Vorſchlag, aber noch nicht beſchloſſen: und wie es
bei Verhandlungen dieſer Art geſchieht, jedes Intereſſe regte
ſich: als plötzlich die Stunde der Gefahr eintrat. Die Geg-
ner zählten bereits auf die ausgebrochene Uneinigkeit: die Er-
klärungen des Kaiſers, die den meiſten der einzelnen Stände
noch durch beſondere Botſchafter mitgetheilt wurden, waren
darauf berechnet den Bund vollends zu zerſprengen. 1 Bun-
desverhältniſſe darf man aber wohl niemals nach den klei-
nen Irrungen beurtheilen, die dabei unvermeidlich ſind; wenn
nur die innern Momente ſich noch geſund und kräftig er-
weiſen. Der ſchmalkaldiſche Bund zeigte ſich beſſer begrün-
det, als man hätte meinen ſollen. „Gottlob,“ ſchreiben die
ſächſiſchen Geſandten am Reichstag ihrem Herrn, „wir fin-
den allhie bei den Ständen kein Verzagen. Sie ſind ge-
troſt bei der Sache.“ So ſehr fehlte es den Städten doch
nicht an politiſcher Einſicht, daß ſie hätten überredet wer-
den können, der Kaiſer wolle allein den beiden Fürſten zu
Leibe, und werde ſie in dem gegenwärtigen Zuſtand laſſen.

1 Nach dem Bericht der ſaͤchſiſchen Raͤthe (Dienſtag nach Viti,
im weim. A) eroͤffnete Granvella den Abgeordneten von Straßburg,
Augsburg, Nuͤrnberg und Ulm: des Kaiſers Vorhaben ſey nicht wi-
der ſie gerichtet, wie er ihnen auch noch niemals beſchwerlich gefal-
len: es gehe nur wider die Fuͤrſten, Sr Maj. Rebellen, welche das
Verbrechen der beleidigten Majeſtaͤt begangen, Stifte und Kloͤſter
eingenommen, andre Fuͤrſten verjagt. Dieſelben Verſicherungen ent-
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[416/0428] Achtes Buch. Zweites Capitel. April 1546 zu Worms, im Mai und Juni dieſes Jahres zu Regensburg. Noch war man jedoch mit nichts zu Stande gekommen: jener Bundesrath war weder angenommen noch verworfen; eine Veränderung in den Anſchlägen, Aufbringung eines Bundeskriegsraths, Umgeſtaltung der Hauptmannſchaf- ten zwar in Vorſchlag, aber noch nicht beſchloſſen: und wie es bei Verhandlungen dieſer Art geſchieht, jedes Intereſſe regte ſich: als plötzlich die Stunde der Gefahr eintrat. Die Geg- ner zählten bereits auf die ausgebrochene Uneinigkeit: die Er- klärungen des Kaiſers, die den meiſten der einzelnen Stände noch durch beſondere Botſchafter mitgetheilt wurden, waren darauf berechnet den Bund vollends zu zerſprengen. 1 Bun- desverhältniſſe darf man aber wohl niemals nach den klei- nen Irrungen beurtheilen, die dabei unvermeidlich ſind; wenn nur die innern Momente ſich noch geſund und kräftig er- weiſen. Der ſchmalkaldiſche Bund zeigte ſich beſſer begrün- det, als man hätte meinen ſollen. „Gottlob,“ ſchreiben die ſächſiſchen Geſandten am Reichstag ihrem Herrn, „wir fin- den allhie bei den Ständen kein Verzagen. Sie ſind ge- troſt bei der Sache.“ So ſehr fehlte es den Städten doch nicht an politiſcher Einſicht, daß ſie hätten überredet wer- den können, der Kaiſer wolle allein den beiden Fürſten zu Leibe, und werde ſie in dem gegenwärtigen Zuſtand laſſen. 1 Nach dem Bericht der ſaͤchſiſchen Raͤthe (Dienſtag nach Viti, im weim. A) eroͤffnete Granvella den Abgeordneten von Straßburg, Augsburg, Nuͤrnberg und Ulm: des Kaiſers Vorhaben ſey nicht wi- der ſie gerichtet, wie er ihnen auch noch niemals beſchwerlich gefal- len: es gehe nur wider die Fuͤrſten, Sr Maj. Rebellen, welche das Verbrechen der beleidigten Majeſtaͤt begangen, Stifte und Kloͤſter eingenommen, andre Fuͤrſten verjagt. Dieſelben Verſicherungen ent- haͤlt das Ausſchreiben vom 17 Juni.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 416. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/428>, abgerufen am 22.11.2024.