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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.

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Reichstag zu Regensburg 1546.

Ganz so ruhig war Landgraf Philipp mit nichten: er
bemerkte wohl, daß die Dinge noch nie so sorglich gestan-
den; aber er gab doch noch der Vermuthung Raum, der
Kaiser könne es mit seinen Kriegsrüstungen wohl auf Pie-
mont
oder von neuem gegen Algier abgesehen haben.

Auch über die Religionssache hatte sich der Kaiser in
seiner Proposition eben wie früher ausgedrückt, die Reichs-
stände, als sey noch nichts beschlossen, nochmals zu ihrem
räthlichen Bedenken darin aufgefordert. Wohl nahmen nun
die Berathungen eine entschiednere Gestalt an als bisher. Die
Altgläubigen wollten dabei von keiner Theilnahme der Pro-
testanten mehr hören: weder die Churfürsten -- Mainz und
Trier verließen sogar die Churfürstenstube, -- noch die Für-
sten, die dazu von König Ferdinand besonders angewiesen
zu seyn erklärten. Es war dem Kaiser erwünscht, von den
Ständen, die sich als das Reich darstellten, eine ganz unbedingte
Heimstellung der Religionssache auf das Concilium zu er-
langen. Die Protestanten schlossen jedoch daraus auf nichts
weiter, als auf eine Wiederkehr der alten Hartnäckigkeit, mit
der sie schon immer zu kämpfen gehabt. Sie glaubten der
Sache genug zu thun, wenn auch sie ihre frühere Stellung
in aller Strenge wieder einnähmen. Sie verwarfen das tri-
dentinische Concilium aus den oft vorgetragenen Gründen,
und wiederholten den Vorschlag eines Nationalconciliums:
bis dahin, meinten sie, möge man nur die Beschlüsse von
1544 festhalten, ihnen selber und auch denen, welche noch

Brüssel aufbewahrt werden). Herzog Moritz nehme sich des Schutzes
auf Dobrilugk mehr als zuvor an: Carlowitz habe wahrscheinlich den
Brief vom Kaiser, auf den Moritz sich erhoben, selber ausgebracht.
Reichstag zu Regensburg 1546.

Ganz ſo ruhig war Landgraf Philipp mit nichten: er
bemerkte wohl, daß die Dinge noch nie ſo ſorglich geſtan-
den; aber er gab doch noch der Vermuthung Raum, der
Kaiſer könne es mit ſeinen Kriegsrüſtungen wohl auf Pie-
mont
oder von neuem gegen Algier abgeſehen haben.

Auch über die Religionsſache hatte ſich der Kaiſer in
ſeiner Propoſition eben wie früher ausgedrückt, die Reichs-
ſtände, als ſey noch nichts beſchloſſen, nochmals zu ihrem
räthlichen Bedenken darin aufgefordert. Wohl nahmen nun
die Berathungen eine entſchiednere Geſtalt an als bisher. Die
Altgläubigen wollten dabei von keiner Theilnahme der Pro-
teſtanten mehr hören: weder die Churfürſten — Mainz und
Trier verließen ſogar die Churfürſtenſtube, — noch die Für-
ſten, die dazu von König Ferdinand beſonders angewieſen
zu ſeyn erklärten. Es war dem Kaiſer erwünſcht, von den
Ständen, die ſich als das Reich darſtellten, eine ganz unbedingte
Heimſtellung der Religionsſache auf das Concilium zu er-
langen. Die Proteſtanten ſchloſſen jedoch daraus auf nichts
weiter, als auf eine Wiederkehr der alten Hartnäckigkeit, mit
der ſie ſchon immer zu kämpfen gehabt. Sie glaubten der
Sache genug zu thun, wenn auch ſie ihre frühere Stellung
in aller Strenge wieder einnähmen. Sie verwarfen das tri-
dentiniſche Concilium aus den oft vorgetragenen Gründen,
und wiederholten den Vorſchlag eines Nationalconciliums:
bis dahin, meinten ſie, möge man nur die Beſchlüſſe von
1544 feſthalten, ihnen ſelber und auch denen, welche noch

Bruͤſſel aufbewahrt werden). Herzog Moritz nehme ſich des Schutzes
auf Dobrilugk mehr als zuvor an: Carlowitz habe wahrſcheinlich den
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[411/0423] Reichstag zu Regensburg 1546. Ganz ſo ruhig war Landgraf Philipp mit nichten: er bemerkte wohl, daß die Dinge noch nie ſo ſorglich geſtan- den; aber er gab doch noch der Vermuthung Raum, der Kaiſer könne es mit ſeinen Kriegsrüſtungen wohl auf Pie- mont oder von neuem gegen Algier abgeſehen haben. Auch über die Religionsſache hatte ſich der Kaiſer in ſeiner Propoſition eben wie früher ausgedrückt, die Reichs- ſtände, als ſey noch nichts beſchloſſen, nochmals zu ihrem räthlichen Bedenken darin aufgefordert. Wohl nahmen nun die Berathungen eine entſchiednere Geſtalt an als bisher. Die Altgläubigen wollten dabei von keiner Theilnahme der Pro- teſtanten mehr hören: weder die Churfürſten — Mainz und Trier verließen ſogar die Churfürſtenſtube, — noch die Für- ſten, die dazu von König Ferdinand beſonders angewieſen zu ſeyn erklärten. Es war dem Kaiſer erwünſcht, von den Ständen, die ſich als das Reich darſtellten, eine ganz unbedingte Heimſtellung der Religionsſache auf das Concilium zu er- langen. Die Proteſtanten ſchloſſen jedoch daraus auf nichts weiter, als auf eine Wiederkehr der alten Hartnäckigkeit, mit der ſie ſchon immer zu kämpfen gehabt. Sie glaubten der Sache genug zu thun, wenn auch ſie ihre frühere Stellung in aller Strenge wieder einnähmen. Sie verwarfen das tri- dentiniſche Concilium aus den oft vorgetragenen Gründen, und wiederholten den Vorſchlag eines Nationalconciliums: bis dahin, meinten ſie, möge man nur die Beſchlüſſe von 1544 feſthalten, ihnen ſelber und auch denen, welche noch 1 1 Bruͤſſel aufbewahrt werden). Herzog Moritz nehme ſich des Schutzes auf Dobrilugk mehr als zuvor an: Carlowitz habe wahrſcheinlich den Brief vom Kaiſer, auf den Moritz ſich erhoben, ſelber ausgebracht.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 411. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/423>, abgerufen am 22.11.2024.