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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.

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Achtes Buch. Erstes Capitel.
und das Evangelium zu beten, denn der Papst und das
Concilium zürne mit ihnen.

Ich denke wohl, eine Zusprach[ - 1 Zeichen fehlt] dieser Stimme, welche
die Autorität eines Propheten des alten Testamentes über
das Volk und die Zeit besaß, würde den jungen Herzog an
den großen Zusammenhang der Dinge erinnert, und auf der
Seite, der er angehörte, zurückgehalten haben. Jetzt aber
war sie verschollen.

Dagegen gab es andre Einwirkungen, die ihn nach der
entgegengesetzten Seite zogen.

Der damals einflußreichste Rath des Herzog Moritz,
Christoph Carlowitz, ein Mitglied jener Luthern so verhaßten
Georgschen Partei im meißnischen Adel, versäumte keine Ge-
legenheit, um seinen neuen Herrn, wie einst den alten, in
Verbindung mit dem Kaiser zu bringen.

Auf dem Reichstag von Worms hütete er sich wohl,
mit den Protestanten gemeinschaftliche Sache zu machen. Er
zeigt sich sehr zufrieden, durch die Sessionsirrungen mit Baiern
von persönlicher Theilnahme an den Reichsverhandlungen be-
freit zu seyn. Er meldet seinem Herrn, auf diese Weise er-
werbe er Glimpf, und ermahnt ihn, "das bevorstehende
Glück nicht in die Schanze zu schlagen."

Im März 1546 finden wir Carlowitz bei dem Kaiser
in Mastricht. Er meldet seinem Herrn, wie der Kaiser nach
Granvellas Versicherung ihn lieber höher hinauf, als tiefer
herab zu setzen gedenke. Er verspricht mündlich anzuzeigen,
wie das Vertrauen in dem er zum Kaiser stehe, sich nicht
allein behaupten, sondern mehren lasse. 1


1 Aus den Briefen vom 3ten und 27sten März. Langenn
p. 216.

Achtes Buch. Erſtes Capitel.
und das Evangelium zu beten, denn der Papſt und das
Concilium zürne mit ihnen.

Ich denke wohl, eine Zuſprach[ – 1 Zeichen fehlt] dieſer Stimme, welche
die Autorität eines Propheten des alten Teſtamentes über
das Volk und die Zeit beſaß, würde den jungen Herzog an
den großen Zuſammenhang der Dinge erinnert, und auf der
Seite, der er angehörte, zurückgehalten haben. Jetzt aber
war ſie verſchollen.

Dagegen gab es andre Einwirkungen, die ihn nach der
entgegengeſetzten Seite zogen.

Der damals einflußreichſte Rath des Herzog Moritz,
Chriſtoph Carlowitz, ein Mitglied jener Luthern ſo verhaßten
Georgſchen Partei im meißniſchen Adel, verſäumte keine Ge-
legenheit, um ſeinen neuen Herrn, wie einſt den alten, in
Verbindung mit dem Kaiſer zu bringen.

Auf dem Reichstag von Worms hütete er ſich wohl,
mit den Proteſtanten gemeinſchaftliche Sache zu machen. Er
zeigt ſich ſehr zufrieden, durch die Seſſionsirrungen mit Baiern
von perſönlicher Theilnahme an den Reichsverhandlungen be-
freit zu ſeyn. Er meldet ſeinem Herrn, auf dieſe Weiſe er-
werbe er Glimpf, und ermahnt ihn, „das bevorſtehende
Glück nicht in die Schanze zu ſchlagen.“

Im März 1546 finden wir Carlowitz bei dem Kaiſer
in Maſtricht. Er meldet ſeinem Herrn, wie der Kaiſer nach
Granvellas Verſicherung ihn lieber höher hinauf, als tiefer
herab zu ſetzen gedenke. Er verſpricht mündlich anzuzeigen,
wie das Vertrauen in dem er zum Kaiſer ſtehe, ſich nicht
allein behaupten, ſondern mehren laſſe. 1


1 Aus den Briefen vom 3ten und 27ſten Maͤrz. Langenn
p. 216.
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[400/0412] Achtes Buch. Erſtes Capitel. und das Evangelium zu beten, denn der Papſt und das Concilium zürne mit ihnen. Ich denke wohl, eine Zuſprach_ dieſer Stimme, welche die Autorität eines Propheten des alten Teſtamentes über das Volk und die Zeit beſaß, würde den jungen Herzog an den großen Zuſammenhang der Dinge erinnert, und auf der Seite, der er angehörte, zurückgehalten haben. Jetzt aber war ſie verſchollen. Dagegen gab es andre Einwirkungen, die ihn nach der entgegengeſetzten Seite zogen. Der damals einflußreichſte Rath des Herzog Moritz, Chriſtoph Carlowitz, ein Mitglied jener Luthern ſo verhaßten Georgſchen Partei im meißniſchen Adel, verſäumte keine Ge- legenheit, um ſeinen neuen Herrn, wie einſt den alten, in Verbindung mit dem Kaiſer zu bringen. Auf dem Reichstag von Worms hütete er ſich wohl, mit den Proteſtanten gemeinſchaftliche Sache zu machen. Er zeigt ſich ſehr zufrieden, durch die Seſſionsirrungen mit Baiern von perſönlicher Theilnahme an den Reichsverhandlungen be- freit zu ſeyn. Er meldet ſeinem Herrn, auf dieſe Weiſe er- werbe er Glimpf, und ermahnt ihn, „das bevorſtehende Glück nicht in die Schanze zu ſchlagen.“ Im März 1546 finden wir Carlowitz bei dem Kaiſer in Maſtricht. Er meldet ſeinem Herrn, wie der Kaiſer nach Granvellas Verſicherung ihn lieber höher hinauf, als tiefer herab zu ſetzen gedenke. Er verſpricht mündlich anzuzeigen, wie das Vertrauen in dem er zum Kaiſer ſtehe, ſich nicht allein behaupten, ſondern mehren laſſe. 1 1 Aus den Briefen vom 3ten und 27ſten Maͤrz. Langenn p. 216.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 400. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/412>, abgerufen am 25.11.2024.