Im Laufe des Jahres 1545, den ersten Monaten des Jahres 1546 erscheint Moritz noch nicht vom Kaiser gewonnen.
Am 10ten März spricht er in einem Briefe an Philipp die Hofnung aus, wenn es zum Schlagen komme, werde der mehrere Theil deutscher Nation bei dem Evangelio stehn: er wenigstens denke sein Vermögen dabei nicht zu sparen; wenn sie drei, Johann Friedrich, der Landgraf und er zusammen- halten, werde man sie wohl unangegriffen lassen. 1
Im Mai war er in Cassel, und obwohl er zum schmal- kaldischen Bund, der ihm unbequeme Geldverpflichtungen auf- legte, zu treten keine Lust hatte, so versprach er doch zur Vertheidigung der Religion ein stattliches Heer ins Feld zu stellen, Leib und Gut darüber zuzusetzen. 2
Im October finden wir ihn bei dem Kriegszug gegen Heinrich von Braunschweig, der wenn nicht gegen den Kai- ser gerichtet, doch auch nicht in dessen Sinne war und ihm am Hofe, z. B. von den Spät, schlecht ausgelegt ward.
Im Anfang des Jahres 1546 trug er kein Bedenken, an der Verwendung für den Churfürsten von Cölln Theil zu nehmen.
Da war nun das Unglück, daß zu gleicher Zeit seine alten Streitigkeiten mit Johann Friedrich unaufhörlich fortgiengen. Eigentlich betrafen sie sehr unbedeutende Gegenstände: eine Säule im Amt Herbsleben, das Geleit auf der Erfurter Straße, oder den Zoll, den man den Bürgern von Leipzig bei Borna
1 Das heißt jedoch lange nicht, was man darin hat finden wol- len, daß er auf einen neuen Bund angetragen habe. Auch bestand ja der schmalkaldische; ihn auflösen wollen, würde alles in Verwir- rung gestürzt haben.
Im Laufe des Jahres 1545, den erſten Monaten des Jahres 1546 erſcheint Moritz noch nicht vom Kaiſer gewonnen.
Am 10ten März ſpricht er in einem Briefe an Philipp die Hofnung aus, wenn es zum Schlagen komme, werde der mehrere Theil deutſcher Nation bei dem Evangelio ſtehn: er wenigſtens denke ſein Vermögen dabei nicht zu ſparen; wenn ſie drei, Johann Friedrich, der Landgraf und er zuſammen- halten, werde man ſie wohl unangegriffen laſſen. 1
Im Mai war er in Caſſel, und obwohl er zum ſchmal- kaldiſchen Bund, der ihm unbequeme Geldverpflichtungen auf- legte, zu treten keine Luſt hatte, ſo verſprach er doch zur Vertheidigung der Religion ein ſtattliches Heer ins Feld zu ſtellen, Leib und Gut darüber zuzuſetzen. 2
Im October finden wir ihn bei dem Kriegszug gegen Heinrich von Braunſchweig, der wenn nicht gegen den Kai- ſer gerichtet, doch auch nicht in deſſen Sinne war und ihm am Hofe, z. B. von den Spät, ſchlecht ausgelegt ward.
Im Anfang des Jahres 1546 trug er kein Bedenken, an der Verwendung für den Churfürſten von Cölln Theil zu nehmen.
Da war nun das Unglück, daß zu gleicher Zeit ſeine alten Streitigkeiten mit Johann Friedrich unaufhörlich fortgiengen. Eigentlich betrafen ſie ſehr unbedeutende Gegenſtände: eine Säule im Amt Herbsleben, das Geleit auf der Erfurter Straße, oder den Zoll, den man den Bürgern von Leipzig bei Borna
1 Das heißt jedoch lange nicht, was man darin hat finden wol- len, daß er auf einen neuen Bund angetragen habe. Auch beſtand ja der ſchmalkaldiſche; ihn aufloͤſen wollen, wuͤrde alles in Verwir- rung geſtuͤrzt haben.
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Achtes Buch. Erſtes Capitel.
Im Laufe des Jahres 1545, den erſten Monaten des
Jahres 1546 erſcheint Moritz noch nicht vom Kaiſer gewonnen.
Am 10ten März ſpricht er in einem Briefe an Philipp
die Hofnung aus, wenn es zum Schlagen komme, werde der
mehrere Theil deutſcher Nation bei dem Evangelio ſtehn: er
wenigſtens denke ſein Vermögen dabei nicht zu ſparen; wenn
ſie drei, Johann Friedrich, der Landgraf und er zuſammen-
halten, werde man ſie wohl unangegriffen laſſen. 1
Im Mai war er in Caſſel, und obwohl er zum ſchmal-
kaldiſchen Bund, der ihm unbequeme Geldverpflichtungen auf-
legte, zu treten keine Luſt hatte, ſo verſprach er doch zur
Vertheidigung der Religion ein ſtattliches Heer ins Feld zu
ſtellen, Leib und Gut darüber zuzuſetzen. 2
Im October finden wir ihn bei dem Kriegszug gegen
Heinrich von Braunſchweig, der wenn nicht gegen den Kai-
ſer gerichtet, doch auch nicht in deſſen Sinne war und ihm
am Hofe, z. B. von den Spät, ſchlecht ausgelegt ward.
Im Anfang des Jahres 1546 trug er kein Bedenken,
an der Verwendung für den Churfürſten von Cölln Theil
zu nehmen.
Da war nun das Unglück, daß zu gleicher Zeit ſeine alten
Streitigkeiten mit Johann Friedrich unaufhörlich fortgiengen.
Eigentlich betrafen ſie ſehr unbedeutende Gegenſtände: eine
Säule im Amt Herbsleben, das Geleit auf der Erfurter Straße,
oder den Zoll, den man den Bürgern von Leipzig bei Borna
1 Das heißt jedoch lange nicht, was man darin hat finden wol-
len, daß er auf einen neuen Bund angetragen habe. Auch beſtand
ja der ſchmalkaldiſche; ihn aufloͤſen wollen, wuͤrde alles in Verwir-
rung geſtuͤrzt haben.
2 Johann Friedrich Dienſtag nach Pfingſtfeiert. 26 Mai.
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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 396. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/408>, abgerufen am 16.02.2025.
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