den aus, daß Carlowitz Bedenken trug die Worte dem Pa- pier anzuvertrauen. Schon zu Herzog Georgs Zeiten ist von einer Übertragung der Chur die Rede gewesen: haben sich die Worte Granvellas etwa gleich von vorn herein darauf bezogen?
Fürs Erste jedoch lag dieß dem Herzog und seinem Ra- the noch zu ferne, und sie kamen mit einem andern Anlie- gen hervor.
Moritz lehnte nicht ab, gegen Cleve so wie gegen Frank- reich zu dienen; dagegen aber begehrte er nicht allein eine erbliche Verschreibung der Stifter Meißen und Merseburg, sondern er stellte eine noch weiteraussehende Forderung auf. Er bemerkte, sein Vetter der Churfürst gehe damit um, sich der Stifter Magdeburg und Halberstadt zu bemeistern, was ihn jedoch allzu mächtig machen würde; lieber möge der Kai- ser ihm dem Herzog die Schutzherrlichkeit über die beiden Stifter anvertrauen. 1
Damals nun gelangte man nicht zum Abschluß hierüber. Der Kaiser eroberte Cleve auch ohne Moritz; den Reiter- dienst den ihm der Herzog im Jahr 1544 leistete, konnte er unmöglich mit so umfassenden und ungewohnten Zuge- ständnissen erwiedern; allein er kannte nun den Preis um welchen der Herzog zu gewinnen war.
Seitdem blieben nun die freundschaftlichsten Verhältnisse: -- der Kaiser hatte nichts dagegen, daß der Bruder des Herzogs, August, zum Bisthum Merseburg postulirt wurde, es in Besitz nahm und zu reformiren begann --: doch war noch kein besonderes Verständniß geschlossen.
1 Instruction des Herzogs Moritz vom 10ten März 1543. Im Dresdener Archiv.
den aus, daß Carlowitz Bedenken trug die Worte dem Pa- pier anzuvertrauen. Schon zu Herzog Georgs Zeiten iſt von einer Übertragung der Chur die Rede geweſen: haben ſich die Worte Granvellas etwa gleich von vorn herein darauf bezogen?
Fürs Erſte jedoch lag dieß dem Herzog und ſeinem Ra- the noch zu ferne, und ſie kamen mit einem andern Anlie- gen hervor.
Moritz lehnte nicht ab, gegen Cleve ſo wie gegen Frank- reich zu dienen; dagegen aber begehrte er nicht allein eine erbliche Verſchreibung der Stifter Meißen und Merſeburg, ſondern er ſtellte eine noch weiterausſehende Forderung auf. Er bemerkte, ſein Vetter der Churfürſt gehe damit um, ſich der Stifter Magdeburg und Halberſtadt zu bemeiſtern, was ihn jedoch allzu mächtig machen würde; lieber möge der Kai- ſer ihm dem Herzog die Schutzherrlichkeit über die beiden Stifter anvertrauen. 1
Damals nun gelangte man nicht zum Abſchluß hierüber. Der Kaiſer eroberte Cleve auch ohne Moritz; den Reiter- dienſt den ihm der Herzog im Jahr 1544 leiſtete, konnte er unmöglich mit ſo umfaſſenden und ungewohnten Zuge- ſtändniſſen erwiedern; allein er kannte nun den Preis um welchen der Herzog zu gewinnen war.
Seitdem blieben nun die freundſchaftlichſten Verhältniſſe: — der Kaiſer hatte nichts dagegen, daß der Bruder des Herzogs, Auguſt, zum Bisthum Merſeburg poſtulirt wurde, es in Beſitz nahm und zu reformiren begann —: doch war noch kein beſonderes Verſtändniß geſchloſſen.
1 Inſtruction des Herzogs Moritz vom 10ten Maͤrz 1543. Im Dresdener Archiv.
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Verhaͤltniſſe des Herzog Moritz von Sachſen.
den aus, daß Carlowitz Bedenken trug die Worte dem Pa-
pier anzuvertrauen. Schon zu Herzog Georgs Zeiten iſt von
einer Übertragung der Chur die Rede geweſen: haben ſich die
Worte Granvellas etwa gleich von vorn herein darauf bezogen?
Fürs Erſte jedoch lag dieß dem Herzog und ſeinem Ra-
the noch zu ferne, und ſie kamen mit einem andern Anlie-
gen hervor.
Moritz lehnte nicht ab, gegen Cleve ſo wie gegen Frank-
reich zu dienen; dagegen aber begehrte er nicht allein eine
erbliche Verſchreibung der Stifter Meißen und Merſeburg,
ſondern er ſtellte eine noch weiterausſehende Forderung auf.
Er bemerkte, ſein Vetter der Churfürſt gehe damit um, ſich
der Stifter Magdeburg und Halberſtadt zu bemeiſtern, was
ihn jedoch allzu mächtig machen würde; lieber möge der Kai-
ſer ihm dem Herzog die Schutzherrlichkeit über die beiden
Stifter anvertrauen. 1
Damals nun gelangte man nicht zum Abſchluß hierüber.
Der Kaiſer eroberte Cleve auch ohne Moritz; den Reiter-
dienſt den ihm der Herzog im Jahr 1544 leiſtete, konnte
er unmöglich mit ſo umfaſſenden und ungewohnten Zuge-
ſtändniſſen erwiedern; allein er kannte nun den Preis um
welchen der Herzog zu gewinnen war.
Seitdem blieben nun die freundſchaftlichſten Verhältniſſe:
— der Kaiſer hatte nichts dagegen, daß der Bruder des
Herzogs, Auguſt, zum Bisthum Merſeburg poſtulirt wurde,
es in Beſitz nahm und zu reformiren begann —: doch war
noch kein beſonderes Verſtändniß geſchloſſen.
1 Inſtruction des Herzogs Moritz vom 10ten Maͤrz 1543. Im
Dresdener Archiv.
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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 395. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/407>, abgerufen am 25.11.2024.
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