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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.

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Achtes Buch. Erstes Capitel.
bald darauf wirklich zum Kriege geführt haben. An der
Pforte selbst kam die Parteiung der Sultanin Churrem (Ro-
xolane
) gegen den ältesten Sohn Suleimans, Mustapha, der
als der Thronerbe betrachtet wurde, zum Ausbruch; und Un-
ordnungen traten ein, die eine Vertheidigung zugleich gegen
zwei so gewaltige Gegner schwer gemacht hätten. Dagegen
war ihnen auch der Friede ehrenvoll und vortheilhaft. Die
östreichischen Gesandten hielten es schon für einen Gewinn,
wenn man den römischen König nach so großen Verlusten
nur im Besitz der Grenzplätze ließ, die er noch inne hatte
(auch die hatten die Türken anfangs gefordert): unter die-
sem Vorbehalt bewilligten sie einen jährlichen Tribut von
10000 Duc. und nahmen den Stillstand von 18 Monat
an, den man ihnen anbot (October 1545). 1 So weit ließ
sich Carl V herbei. Er hatte noch vor ein paar Jahren
die Hofnung gehegt, einmal als Kaiser in Constantinopel
einzuziehen: jetzt dagegen, in einem Augenblicke wo die Un-
garn
seine Ankunft erwarteten, die Deutschen nichts mehr ge-
wünscht hätten als ihm zu folgen, die Türken zugleich von
einem orientalischen Feinde bedroht und durch innere Ent-

1 Literae Nicolai Sicci ad Ferdinandum Adrianopoli d.
X Nov.
1545. Rustan, der mit ihm unterhandelt, erklärt sich end-
lich zufrieden, "ut quicquid Vrae Mtis praesidio usque ad hunc
diem teneretur, in ejusdem jurisdictione permaneret: castra tan-
tum Valentini
(er meint V. Török) captivi sui, 10 mille aureos,
et castra quaedam eorum qui neutrius potestati suppositi forent,
postulabant. Ubi huc ventum est nec ad meliores conditiones
facile adduci posse videbantur, noluimus illas neque aperte ac-
ceptare neque recusare, sed sub ea conditione pax firmata est,
si Mtas Vra acciperet et Caesar his consensum praestitisset: tem-
pus autem huic ratihabitioni praescriptus est integer annus aut
decem et octo menses."
Man sieht wie mißlich das alles lautet.

Achtes Buch. Erſtes Capitel.
bald darauf wirklich zum Kriege geführt haben. An der
Pforte ſelbſt kam die Parteiung der Sultanin Churrem (Ro-
xolane
) gegen den älteſten Sohn Suleimans, Muſtapha, der
als der Thronerbe betrachtet wurde, zum Ausbruch; und Un-
ordnungen traten ein, die eine Vertheidigung zugleich gegen
zwei ſo gewaltige Gegner ſchwer gemacht hätten. Dagegen
war ihnen auch der Friede ehrenvoll und vortheilhaft. Die
öſtreichiſchen Geſandten hielten es ſchon für einen Gewinn,
wenn man den römiſchen König nach ſo großen Verluſten
nur im Beſitz der Grenzplätze ließ, die er noch inne hatte
(auch die hatten die Türken anfangs gefordert): unter die-
ſem Vorbehalt bewilligten ſie einen jährlichen Tribut von
10000 Duc. und nahmen den Stillſtand von 18 Monat
an, den man ihnen anbot (October 1545). 1 So weit ließ
ſich Carl V herbei. Er hatte noch vor ein paar Jahren
die Hofnung gehegt, einmal als Kaiſer in Conſtantinopel
einzuziehen: jetzt dagegen, in einem Augenblicke wo die Un-
garn
ſeine Ankunft erwarteten, die Deutſchen nichts mehr ge-
wünſcht hätten als ihm zu folgen, die Türken zugleich von
einem orientaliſchen Feinde bedroht und durch innere Ent-

1 Literae Nicolai Sicci ad Ferdinandum Adrianopoli d.
X Nov.
1545. Ruſtan, der mit ihm unterhandelt, erklaͤrt ſich end-
lich zufrieden, „ut quicquid Vrae Mtis praesidio usque ad hunc
diem teneretur, in ejusdem jurisdictione permaneret: castra tan-
tum Valentini
(er meint V. Toͤroͤk) captivi sui, 10 mille aureos,
et castra quaedam eorum qui neutrius potestati suppositi forent,
postulabant. Ubi huc ventum est nec ad meliores conditiones
facile adduci posse videbantur, noluimus illas neque aperte ac-
ceptare neque recusare, sed sub ea conditione pax firmata est,
si Mtas Vra acciperet et Caesar his consensum praestitisset: tem-
pus autem huic ratihabitioni praescriptus est integer annus aut
decem et octo menses.“
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[372/0384] Achtes Buch. Erſtes Capitel. bald darauf wirklich zum Kriege geführt haben. An der Pforte ſelbſt kam die Parteiung der Sultanin Churrem (Ro- xolane) gegen den älteſten Sohn Suleimans, Muſtapha, der als der Thronerbe betrachtet wurde, zum Ausbruch; und Un- ordnungen traten ein, die eine Vertheidigung zugleich gegen zwei ſo gewaltige Gegner ſchwer gemacht hätten. Dagegen war ihnen auch der Friede ehrenvoll und vortheilhaft. Die öſtreichiſchen Geſandten hielten es ſchon für einen Gewinn, wenn man den römiſchen König nach ſo großen Verluſten nur im Beſitz der Grenzplätze ließ, die er noch inne hatte (auch die hatten die Türken anfangs gefordert): unter die- ſem Vorbehalt bewilligten ſie einen jährlichen Tribut von 10000 Duc. und nahmen den Stillſtand von 18 Monat an, den man ihnen anbot (October 1545). 1 So weit ließ ſich Carl V herbei. Er hatte noch vor ein paar Jahren die Hofnung gehegt, einmal als Kaiſer in Conſtantinopel einzuziehen: jetzt dagegen, in einem Augenblicke wo die Un- garn ſeine Ankunft erwarteten, die Deutſchen nichts mehr ge- wünſcht hätten als ihm zu folgen, die Türken zugleich von einem orientaliſchen Feinde bedroht und durch innere Ent- 1 Literae Nicolai Sicci ad Ferdinandum Adrianopoli d. X Nov. 1545. Ruſtan, der mit ihm unterhandelt, erklaͤrt ſich end- lich zufrieden, „ut quicquid Vrae Mtis praesidio usque ad hunc diem teneretur, in ejusdem jurisdictione permaneret: castra tan- tum Valentini (er meint V. Toͤroͤk) captivi sui, 10 mille aureos, et castra quaedam eorum qui neutrius potestati suppositi forent, postulabant. Ubi huc ventum est nec ad meliores conditiones facile adduci posse videbantur, noluimus illas neque aperte ac- ceptare neque recusare, sed sub ea conditione pax firmata est, si Mtas Vra acciperet et Caesar his consensum praestitisset: tem- pus autem huic ratihabitioni praescriptus est integer annus aut decem et octo menses.“ Man ſieht wie mißlich das alles lautet.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 372. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/384>, abgerufen am 22.11.2024.