Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.Urspr. d. Kr. Stillstand mit den Osmanen. Sultan übernommen habe. Der Gesandte antwortete, dieAbsicht seines Herrn sey nur, zwischen dem Kaiser und dem Sultan ein gutes Vernehmen zu stiften. So viel ist rich- tig, daß in den zu Crespy eingegangenen Stipulationen ein Motiv für die Franzosen lag, eine Abkunft zwischen dem Kai- ser und dem Sultan zu vermitteln. Vorsichtig, und nicht ohne am Reichstag immerfort auf fortgesetzte Rüstung zu dringen, aber doch zugleich alle der Gefahren und Verwicke- lungen sich bewußt, in welche ihn ein ernstlicher Angriff auf die osmanische Übermacht führen mußte, hielt der Kaiser für gut darauf einzugehn, einen Versuch zu machen. Im Juni 1545 finden wir einen kaiserlichen Gesandten, Mei- ster Gerhard, wie ihn der Kaiser nennt, -- es ist Gerhard Veltwyk, der schon in den deutschen Angelegenheiten vor- kam, -- in Begleitung eines französischen, Monluc, auf dem Wege über Ragusa nach Constantinopel. Zu gleicher Zeit eilte auch ein Gesandter König Ferdinands, auf dessen In- teressen es vornehmlich ankam, durch Ungarn und Bosnien dahin. Und ohne Zweifel kam nun die Mitwirkung Mon- lucs den östreichischen Brüdern zu Statten; später ist die- sem sogar ein Vorwurf daraus gemacht worden, und er hat sich nur mit dem Wortlaut seiner Instruction entschuldigt. Die Hauptsache aber that, wie Veltwyk wiederholt versichert, die eigene Lage der Osmanen. 1 Die Eroberungen welche sie in Ungarn gemacht, wünschten sie nun auch zu befesti- gen, so daß nicht jeder kleine Unfall den Gehorsam der Ein- wohner zweifelhaft machen könne. An den entgegengesetzten Grenzen erhoben sich ihnen Irrungen mit den Persern, welche 1 Schlußdepesche des Veltwyk im Anh. 24*
Urſpr. d. Kr. Stillſtand mit den Osmanen. Sultan übernommen habe. Der Geſandte antwortete, dieAbſicht ſeines Herrn ſey nur, zwiſchen dem Kaiſer und dem Sultan ein gutes Vernehmen zu ſtiften. So viel iſt rich- tig, daß in den zu Creſpy eingegangenen Stipulationen ein Motiv für die Franzoſen lag, eine Abkunft zwiſchen dem Kai- ſer und dem Sultan zu vermitteln. Vorſichtig, und nicht ohne am Reichstag immerfort auf fortgeſetzte Rüſtung zu dringen, aber doch zugleich alle der Gefahren und Verwicke- lungen ſich bewußt, in welche ihn ein ernſtlicher Angriff auf die osmaniſche Übermacht führen mußte, hielt der Kaiſer für gut darauf einzugehn, einen Verſuch zu machen. Im Juni 1545 finden wir einen kaiſerlichen Geſandten, Mei- ſter Gerhard, wie ihn der Kaiſer nennt, — es iſt Gerhard Veltwyk, der ſchon in den deutſchen Angelegenheiten vor- kam, — in Begleitung eines franzöſiſchen, Monluc, auf dem Wege über Raguſa nach Conſtantinopel. Zu gleicher Zeit eilte auch ein Geſandter König Ferdinands, auf deſſen In- tereſſen es vornehmlich ankam, durch Ungarn und Bosnien dahin. Und ohne Zweifel kam nun die Mitwirkung Mon- lucs den öſtreichiſchen Brüdern zu Statten; ſpäter iſt die- ſem ſogar ein Vorwurf daraus gemacht worden, und er hat ſich nur mit dem Wortlaut ſeiner Inſtruction entſchuldigt. Die Hauptſache aber that, wie Veltwyk wiederholt verſichert, die eigene Lage der Osmanen. 1 Die Eroberungen welche ſie in Ungarn gemacht, wünſchten ſie nun auch zu befeſti- gen, ſo daß nicht jeder kleine Unfall den Gehorſam der Ein- wohner zweifelhaft machen könne. An den entgegengeſetzten Grenzen erhoben ſich ihnen Irrungen mit den Perſern, welche 1 Schlußdepeſche des Veltwyk im Anh. 24*
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Urſpr. d. Kr. Stillſtand mit den Osmanen.
Sultan übernommen habe. Der Geſandte antwortete, die
Abſicht ſeines Herrn ſey nur, zwiſchen dem Kaiſer und dem
Sultan ein gutes Vernehmen zu ſtiften. So viel iſt rich-
tig, daß in den zu Creſpy eingegangenen Stipulationen ein
Motiv für die Franzoſen lag, eine Abkunft zwiſchen dem Kai-
ſer und dem Sultan zu vermitteln. Vorſichtig, und nicht
ohne am Reichstag immerfort auf fortgeſetzte Rüſtung zu
dringen, aber doch zugleich alle der Gefahren und Verwicke-
lungen ſich bewußt, in welche ihn ein ernſtlicher Angriff auf
die osmaniſche Übermacht führen mußte, hielt der Kaiſer
für gut darauf einzugehn, einen Verſuch zu machen. Im
Juni 1545 finden wir einen kaiſerlichen Geſandten, Mei-
ſter Gerhard, wie ihn der Kaiſer nennt, — es iſt Gerhard
Veltwyk, der ſchon in den deutſchen Angelegenheiten vor-
kam, — in Begleitung eines franzöſiſchen, Monluc, auf dem
Wege über Raguſa nach Conſtantinopel. Zu gleicher Zeit
eilte auch ein Geſandter König Ferdinands, auf deſſen In-
tereſſen es vornehmlich ankam, durch Ungarn und Bosnien
dahin. Und ohne Zweifel kam nun die Mitwirkung Mon-
lucs den öſtreichiſchen Brüdern zu Statten; ſpäter iſt die-
ſem ſogar ein Vorwurf daraus gemacht worden, und er hat
ſich nur mit dem Wortlaut ſeiner Inſtruction entſchuldigt.
Die Hauptſache aber that, wie Veltwyk wiederholt verſichert,
die eigene Lage der Osmanen. 1 Die Eroberungen welche
ſie in Ungarn gemacht, wünſchten ſie nun auch zu befeſti-
gen, ſo daß nicht jeder kleine Unfall den Gehorſam der Ein-
wohner zweifelhaft machen könne. An den entgegengeſetzten
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