sich unentschieden. Auf jeden Fall herrschte die katholi- sche Meinung im Rath der Dreizehn vor, und verhin- derte alle Unternehmungen des Maitre Echevin. Die pro- testantischen Fürsten erinnerten sich, daß die kaiserliche De- claration, auf die ihre Stellung im Reich sich stütze, ihnen ausdrücklich verbiete fremde Unterthanen an sich zu ziehen. Vor aller Verbindung forderten sie, daß die Evangelischen die Mehrheit im Rath und Regiment der Stadt besitzen müß- ten. Dagegen waren sie sehr bereit die dort gebildete Ge- meinde durch Fürsprache zu unterstützen: im März 1543 er- schien hiezu eine evangelische Gesandtschaft in Metz.
Und in der That bewirkte diese, daß den Evangelischen eine Capelle in der Stadt zu freier Predigt eingeräumt wurde. Es ward ein Prediger aufgestellt, mit dem die Evangelischen zwar nicht vollkommen zufrieden waren, den sie sich aber ge- fallen ließen, und der nun, wie in einem Berichte von Straß- burg gerühmt wird, "auf das züchtigste" predigte. 1 Die Verwältung der Sacramente war in dieser Erlaubniß, so viel ich sehe, noch nicht eingeschlossen, aber diesem Mangel half die Nähe von Gorze ab, wohin sich Farel zurückgezogen. Man kam überein, daß die Stadt an den Reichstag nach Nürnberg schicken und hier wohl nicht eigentliche Aufnahme in den schmalkaldischen Bund aber doch förmlicheren Schutz der evangelischen Fürsten nachsuchen solle. 2 Genug, es schien al- les den für die Reform erwünschtesten Gang zu nehmen.
1 Anderweite Supplik des Joh. Karquiem, ebenfalls o. D., im weim. Arch.
2 So verstand es wenigstens der Churfürst von Sachsen. S. s. Schreiben an Melanchthon 10 April 1543, Corp. Ref. V, p. 90. Auch Calmet weiß daß nach Nürnberg geschickt werden sollte.
Reformatoriſche Bewegungen in Metz.
ſich unentſchieden. Auf jeden Fall herrſchte die katholi- ſche Meinung im Rath der Dreizehn vor, und verhin- derte alle Unternehmungen des Maitre Echevin. Die pro- teſtantiſchen Fürſten erinnerten ſich, daß die kaiſerliche De- claration, auf die ihre Stellung im Reich ſich ſtütze, ihnen ausdrücklich verbiete fremde Unterthanen an ſich zu ziehen. Vor aller Verbindung forderten ſie, daß die Evangeliſchen die Mehrheit im Rath und Regiment der Stadt beſitzen müß- ten. Dagegen waren ſie ſehr bereit die dort gebildete Ge- meinde durch Fürſprache zu unterſtützen: im März 1543 er- ſchien hiezu eine evangeliſche Geſandtſchaft in Metz.
Und in der That bewirkte dieſe, daß den Evangeliſchen eine Capelle in der Stadt zu freier Predigt eingeräumt wurde. Es ward ein Prediger aufgeſtellt, mit dem die Evangeliſchen zwar nicht vollkommen zufrieden waren, den ſie ſich aber ge- fallen ließen, und der nun, wie in einem Berichte von Straß- burg gerühmt wird, „auf das züchtigſte“ predigte. 1 Die Verwältung der Sacramente war in dieſer Erlaubniß, ſo viel ich ſehe, noch nicht eingeſchloſſen, aber dieſem Mangel half die Nähe von Gorze ab, wohin ſich Farel zurückgezogen. Man kam überein, daß die Stadt an den Reichstag nach Nürnberg ſchicken und hier wohl nicht eigentliche Aufnahme in den ſchmalkaldiſchen Bund aber doch förmlicheren Schutz der evangeliſchen Fürſten nachſuchen ſolle. 2 Genug, es ſchien al- les den für die Reform erwünſchteſten Gang zu nehmen.
1 Anderweite Supplik des Joh. Karquiem, ebenfalls o. D., im weim. Arch.
2 So verſtand es wenigſtens der Churfuͤrſt von Sachſen. S. ſ. Schreiben an Melanchthon 10 April 1543, Corp. Ref. V, p. 90. Auch Calmet weiß daß nach Nuͤrnberg geſchickt werden ſollte.
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Reformatoriſche Bewegungen in Metz.
ſich unentſchieden. Auf jeden Fall herrſchte die katholi-
ſche Meinung im Rath der Dreizehn vor, und verhin-
derte alle Unternehmungen des Maitre Echevin. Die pro-
teſtantiſchen Fürſten erinnerten ſich, daß die kaiſerliche De-
claration, auf die ihre Stellung im Reich ſich ſtütze, ihnen
ausdrücklich verbiete fremde Unterthanen an ſich zu ziehen.
Vor aller Verbindung forderten ſie, daß die Evangeliſchen
die Mehrheit im Rath und Regiment der Stadt beſitzen müß-
ten. Dagegen waren ſie ſehr bereit die dort gebildete Ge-
meinde durch Fürſprache zu unterſtützen: im März 1543 er-
ſchien hiezu eine evangeliſche Geſandtſchaft in Metz.
Und in der That bewirkte dieſe, daß den Evangeliſchen
eine Capelle in der Stadt zu freier Predigt eingeräumt wurde.
Es ward ein Prediger aufgeſtellt, mit dem die Evangeliſchen
zwar nicht vollkommen zufrieden waren, den ſie ſich aber ge-
fallen ließen, und der nun, wie in einem Berichte von Straß-
burg gerühmt wird, „auf das züchtigſte“ predigte. 1 Die
Verwältung der Sacramente war in dieſer Erlaubniß, ſo viel
ich ſehe, noch nicht eingeſchloſſen, aber dieſem Mangel half
die Nähe von Gorze ab, wohin ſich Farel zurückgezogen.
Man kam überein, daß die Stadt an den Reichstag nach
Nürnberg ſchicken und hier wohl nicht eigentliche Aufnahme in
den ſchmalkaldiſchen Bund aber doch förmlicheren Schutz der
evangeliſchen Fürſten nachſuchen ſolle. 2 Genug, es ſchien al-
les den für die Reform erwünſchteſten Gang zu nehmen.
1 Anderweite Supplik des Joh. Karquiem, ebenfalls o. D.,
im weim. Arch.
2 So verſtand es wenigſtens der Churfuͤrſt von Sachſen. S.
ſ. Schreiben an Melanchthon 10 April 1543, Corp. Ref. V, p. 90.
Auch Calmet weiß daß nach Nuͤrnberg geſchickt werden ſollte.
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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 327. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/339>, abgerufen am 16.02.2025.
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