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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.

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Reichstag zu Speier 1544.
Arm kommen und sich an seinem Tische satt essen könne. Er
ist bei den Deutschen, sagt der florentinische Gesandte, wie
ihr Gott angesehen. 1 Und auch ihm schien die Erfüllung
seiner liebsten Wünsche zu nahen. An der Spitze eines deut-
schen Heeres gegen die Osmanen vorzudringen, ihnen wie
er sagte "Gräcia und Thracia" zu entreißen, war die Summe
seines Ehrgeizes, die er sich selber kaum gestand. Der Kai-
ser, höchlich zufrieden, sagte ihm, in dem bevorstehenden
Kriege gegen Franz I ernenne er ihn nicht zum Anführer,
um ihn nicht mit dem König vollends zu verfeinden: in dem
nächsten Türkenkriege aber solle der Landgraf Feldoberster
seyn, an seiner des Kaisers Statt. Der Landgraf wandte
bescheidentlich ein, daß er einer so großen Unternehmung nicht
gewachsen seyn werde. "Du hast", versetzte der Kaiser, "bis-
her für dich und Andere glückliche Kriege geführt: so denke
ich wirst du auch mir dienen." Insgeheim mit Freuden ver-
traute der Landgraf seinen Freunden an, welch einen gnädi-
gen Herrn er am Kaiser habe. 2

Indessen war man auch über die Offensivhülfe gegen
die Türken zum Schluß gekommen: der Kaiser entschied, daß
sie durch den gemeinen Pfennig aufgebracht werden solle. Der
Abschied giebt an, wie auch die Geistlichen, ferner der Adel
in Schwaben, Franken und am Rhein, endlich diejenigen
Städte die sonst mit den Reichsanschlägen nicht belegt wor-
den, dazu herbeizuziehen seyen. Denn Niemand, weder hohen
noch niedern Standes, sollte verschont, Keiner vor dem An-
dern beschwert werden. Der Kaiser wiederholte sein Erbie-

1 Finalmente da questi Alemani e tenuto lor iddio.
2 Lauze Hessische Chronik p. 536.

Reichstag zu Speier 1544.
Arm kommen und ſich an ſeinem Tiſche ſatt eſſen könne. Er
iſt bei den Deutſchen, ſagt der florentiniſche Geſandte, wie
ihr Gott angeſehen. 1 Und auch ihm ſchien die Erfüllung
ſeiner liebſten Wünſche zu nahen. An der Spitze eines deut-
ſchen Heeres gegen die Osmanen vorzudringen, ihnen wie
er ſagte „Gräcia und Thracia“ zu entreißen, war die Summe
ſeines Ehrgeizes, die er ſich ſelber kaum geſtand. Der Kai-
ſer, höchlich zufrieden, ſagte ihm, in dem bevorſtehenden
Kriege gegen Franz I ernenne er ihn nicht zum Anführer,
um ihn nicht mit dem König vollends zu verfeinden: in dem
nächſten Türkenkriege aber ſolle der Landgraf Feldoberſter
ſeyn, an ſeiner des Kaiſers Statt. Der Landgraf wandte
beſcheidentlich ein, daß er einer ſo großen Unternehmung nicht
gewachſen ſeyn werde. „Du haſt“, verſetzte der Kaiſer, „bis-
her für dich und Andere glückliche Kriege geführt: ſo denke
ich wirſt du auch mir dienen.“ Insgeheim mit Freuden ver-
traute der Landgraf ſeinen Freunden an, welch einen gnädi-
gen Herrn er am Kaiſer habe. 2

Indeſſen war man auch über die Offenſivhülfe gegen
die Türken zum Schluß gekommen: der Kaiſer entſchied, daß
ſie durch den gemeinen Pfennig aufgebracht werden ſolle. Der
Abſchied giebt an, wie auch die Geiſtlichen, ferner der Adel
in Schwaben, Franken und am Rhein, endlich diejenigen
Städte die ſonſt mit den Reichsanſchlägen nicht belegt wor-
den, dazu herbeizuziehen ſeyen. Denn Niemand, weder hohen
noch niedern Standes, ſollte verſchont, Keiner vor dem An-
dern beſchwert werden. Der Kaiſer wiederholte ſein Erbie-

1 Finalmente da questi Alemani è tenuto lor iddio.
2 Lauze Heſſiſche Chronik p. 536.
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[309/0321] Reichstag zu Speier 1544. Arm kommen und ſich an ſeinem Tiſche ſatt eſſen könne. Er iſt bei den Deutſchen, ſagt der florentiniſche Geſandte, wie ihr Gott angeſehen. 1 Und auch ihm ſchien die Erfüllung ſeiner liebſten Wünſche zu nahen. An der Spitze eines deut- ſchen Heeres gegen die Osmanen vorzudringen, ihnen wie er ſagte „Gräcia und Thracia“ zu entreißen, war die Summe ſeines Ehrgeizes, die er ſich ſelber kaum geſtand. Der Kai- ſer, höchlich zufrieden, ſagte ihm, in dem bevorſtehenden Kriege gegen Franz I ernenne er ihn nicht zum Anführer, um ihn nicht mit dem König vollends zu verfeinden: in dem nächſten Türkenkriege aber ſolle der Landgraf Feldoberſter ſeyn, an ſeiner des Kaiſers Statt. Der Landgraf wandte beſcheidentlich ein, daß er einer ſo großen Unternehmung nicht gewachſen ſeyn werde. „Du haſt“, verſetzte der Kaiſer, „bis- her für dich und Andere glückliche Kriege geführt: ſo denke ich wirſt du auch mir dienen.“ Insgeheim mit Freuden ver- traute der Landgraf ſeinen Freunden an, welch einen gnädi- gen Herrn er am Kaiſer habe. 2 Indeſſen war man auch über die Offenſivhülfe gegen die Türken zum Schluß gekommen: der Kaiſer entſchied, daß ſie durch den gemeinen Pfennig aufgebracht werden ſolle. Der Abſchied giebt an, wie auch die Geiſtlichen, ferner der Adel in Schwaben, Franken und am Rhein, endlich diejenigen Städte die ſonſt mit den Reichsanſchlägen nicht belegt wor- den, dazu herbeizuziehen ſeyen. Denn Niemand, weder hohen noch niedern Standes, ſollte verſchont, Keiner vor dem An- dern beſchwert werden. Der Kaiſer wiederholte ſein Erbie- 1 Finalmente da questi Alemani è tenuto lor iddio. 2 Lauze Heſſiſche Chronik p. 536.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/321>, abgerufen am 22.11.2024.