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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.

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Siebentes Buch. Achtes Capitel.
die Franzosen in Luxenburg, das sie indeß eingenommen; ver-
gebens erschien der Kaiser vor Landrecy. Wollte er im näch-
sten Jahre mehr ausrichten, so mußte er sich noch besser vor-
bereiten und noch mehr Verbündete suchen.

Wie sehr er diese Nothwendigkeit fühlte, zeigt am be-
sten, daß er sich zu einer Abkunft mit Dänemark entschloß.
Leicht konnte ihm dieß doch in Wahrheit nicht werden. Er
gab einen Gedanken auf, den er so viele Jahre daher ge-
hegt, im Norden eine Regierungsveränderung zu Gunsten
seiner Nichten und des pfälzischen Hauses hervorzubringen.
In dem officiellen, zur Bekanntmachung bestimmten Vertrag
behielt er zwar deren Rechte vor, allein er fügte demselben
eine geheime Erklärung bei, worin er versprach, für Christiern
oder dessen Töchter niemals die Waffen zu ergreifen. 1 Hatte
doch bisher jede Feindseligkeit nur immer zum Nachtheil sei-
ner Niederländer geführt. Daß der Sund denselben geschlos-
sen war, kam dem Handel von Lübek zu Gute: die Rück-
sicht auf Amsterdam, das hierüber nicht wenig eifersüchtig
geworden, und durch seinen Rathspensionarius an dem kai-
serlichen Hof Vorstellungen machen ließ, war wohl nicht
der geringste Bestimmungsgrund des Kaisers. Aber überdieß
war er dadurch auch jeder feindlichen Einwirkung von Nor-
den her entledigt.

Noch bei weitem mehr jedoch, vielleicht der ganze Er-
folg des Unternehmens hieng davon ab, ob es ihm gelin-
gen würde die deutschen Reichsstände zur Theilnahme an
dem Kriege gegen Frankreich zu überreden.


1 Cragius 263. pacem illibatam fore, sine respectu Chri-
stierni (II)
aut filiarum, quorum causa bellum directe sive indi-
recte, ut habent verba obligatius, nunquam acceptandum.

Siebentes Buch. Achtes Capitel.
die Franzoſen in Luxenburg, das ſie indeß eingenommen; ver-
gebens erſchien der Kaiſer vor Landrecy. Wollte er im näch-
ſten Jahre mehr ausrichten, ſo mußte er ſich noch beſſer vor-
bereiten und noch mehr Verbündete ſuchen.

Wie ſehr er dieſe Nothwendigkeit fühlte, zeigt am be-
ſten, daß er ſich zu einer Abkunft mit Dänemark entſchloß.
Leicht konnte ihm dieß doch in Wahrheit nicht werden. Er
gab einen Gedanken auf, den er ſo viele Jahre daher ge-
hegt, im Norden eine Regierungsveränderung zu Gunſten
ſeiner Nichten und des pfälziſchen Hauſes hervorzubringen.
In dem officiellen, zur Bekanntmachung beſtimmten Vertrag
behielt er zwar deren Rechte vor, allein er fügte demſelben
eine geheime Erklärung bei, worin er verſprach, für Chriſtiern
oder deſſen Töchter niemals die Waffen zu ergreifen. 1 Hatte
doch bisher jede Feindſeligkeit nur immer zum Nachtheil ſei-
ner Niederländer geführt. Daß der Sund denſelben geſchloſ-
ſen war, kam dem Handel von Lübek zu Gute: die Rück-
ſicht auf Amſterdam, das hierüber nicht wenig eiferſüchtig
geworden, und durch ſeinen Rathspenſionarius an dem kai-
ſerlichen Hof Vorſtellungen machen ließ, war wohl nicht
der geringſte Beſtimmungsgrund des Kaiſers. Aber überdieß
war er dadurch auch jeder feindlichen Einwirkung von Nor-
den her entledigt.

Noch bei weitem mehr jedoch, vielleicht der ganze Er-
folg des Unternehmens hieng davon ab, ob es ihm gelin-
gen würde die deutſchen Reichsſtände zur Theilnahme an
dem Kriege gegen Frankreich zu überreden.


1 Cragius 263. pacem illibatam fore, sine respectu Chri-
stierni (II)
aut filiarum, quorum causa bellum directe sive indi-
recte, ut habent verba obligatius, nunquam acceptandum.
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[298/0310] Siebentes Buch. Achtes Capitel. die Franzoſen in Luxenburg, das ſie indeß eingenommen; ver- gebens erſchien der Kaiſer vor Landrecy. Wollte er im näch- ſten Jahre mehr ausrichten, ſo mußte er ſich noch beſſer vor- bereiten und noch mehr Verbündete ſuchen. Wie ſehr er dieſe Nothwendigkeit fühlte, zeigt am be- ſten, daß er ſich zu einer Abkunft mit Dänemark entſchloß. Leicht konnte ihm dieß doch in Wahrheit nicht werden. Er gab einen Gedanken auf, den er ſo viele Jahre daher ge- hegt, im Norden eine Regierungsveränderung zu Gunſten ſeiner Nichten und des pfälziſchen Hauſes hervorzubringen. In dem officiellen, zur Bekanntmachung beſtimmten Vertrag behielt er zwar deren Rechte vor, allein er fügte demſelben eine geheime Erklärung bei, worin er verſprach, für Chriſtiern oder deſſen Töchter niemals die Waffen zu ergreifen. 1 Hatte doch bisher jede Feindſeligkeit nur immer zum Nachtheil ſei- ner Niederländer geführt. Daß der Sund denſelben geſchloſ- ſen war, kam dem Handel von Lübek zu Gute: die Rück- ſicht auf Amſterdam, das hierüber nicht wenig eiferſüchtig geworden, und durch ſeinen Rathspenſionarius an dem kai- ſerlichen Hof Vorſtellungen machen ließ, war wohl nicht der geringſte Beſtimmungsgrund des Kaiſers. Aber überdieß war er dadurch auch jeder feindlichen Einwirkung von Nor- den her entledigt. Noch bei weitem mehr jedoch, vielleicht der ganze Er- folg des Unternehmens hieng davon ab, ob es ihm gelin- gen würde die deutſchen Reichsſtände zur Theilnahme an dem Kriege gegen Frankreich zu überreden. 1 Cragius 263. pacem illibatam fore, sine respectu Chri- stierni (II) aut filiarum, quorum causa bellum directe sive indi- recte, ut habent verba obligatius, nunquam acceptandum.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/310>, abgerufen am 25.11.2024.