die Franzosen in Luxenburg, das sie indeß eingenommen; ver- gebens erschien der Kaiser vor Landrecy. Wollte er im näch- sten Jahre mehr ausrichten, so mußte er sich noch besser vor- bereiten und noch mehr Verbündete suchen.
Wie sehr er diese Nothwendigkeit fühlte, zeigt am be- sten, daß er sich zu einer Abkunft mit Dänemark entschloß. Leicht konnte ihm dieß doch in Wahrheit nicht werden. Er gab einen Gedanken auf, den er so viele Jahre daher ge- hegt, im Norden eine Regierungsveränderung zu Gunsten seiner Nichten und des pfälzischen Hauses hervorzubringen. In dem officiellen, zur Bekanntmachung bestimmten Vertrag behielt er zwar deren Rechte vor, allein er fügte demselben eine geheime Erklärung bei, worin er versprach, für Christiern oder dessen Töchter niemals die Waffen zu ergreifen. 1 Hatte doch bisher jede Feindseligkeit nur immer zum Nachtheil sei- ner Niederländer geführt. Daß der Sund denselben geschlos- sen war, kam dem Handel von Lübek zu Gute: die Rück- sicht auf Amsterdam, das hierüber nicht wenig eifersüchtig geworden, und durch seinen Rathspensionarius an dem kai- serlichen Hof Vorstellungen machen ließ, war wohl nicht der geringste Bestimmungsgrund des Kaisers. Aber überdieß war er dadurch auch jeder feindlichen Einwirkung von Nor- den her entledigt.
Noch bei weitem mehr jedoch, vielleicht der ganze Er- folg des Unternehmens hieng davon ab, ob es ihm gelin- gen würde die deutschen Reichsstände zur Theilnahme an dem Kriege gegen Frankreich zu überreden.
1Cragius 263. pacem illibatam fore, sine respectu Chri- stierni (II) aut filiarum, quorum causa bellum directe sive indi- recte, ut habent verba obligatius, nunquam acceptandum.
Siebentes Buch. Achtes Capitel.
die Franzoſen in Luxenburg, das ſie indeß eingenommen; ver- gebens erſchien der Kaiſer vor Landrecy. Wollte er im näch- ſten Jahre mehr ausrichten, ſo mußte er ſich noch beſſer vor- bereiten und noch mehr Verbündete ſuchen.
Wie ſehr er dieſe Nothwendigkeit fühlte, zeigt am be- ſten, daß er ſich zu einer Abkunft mit Dänemark entſchloß. Leicht konnte ihm dieß doch in Wahrheit nicht werden. Er gab einen Gedanken auf, den er ſo viele Jahre daher ge- hegt, im Norden eine Regierungsveränderung zu Gunſten ſeiner Nichten und des pfälziſchen Hauſes hervorzubringen. In dem officiellen, zur Bekanntmachung beſtimmten Vertrag behielt er zwar deren Rechte vor, allein er fügte demſelben eine geheime Erklärung bei, worin er verſprach, für Chriſtiern oder deſſen Töchter niemals die Waffen zu ergreifen. 1 Hatte doch bisher jede Feindſeligkeit nur immer zum Nachtheil ſei- ner Niederländer geführt. Daß der Sund denſelben geſchloſ- ſen war, kam dem Handel von Lübek zu Gute: die Rück- ſicht auf Amſterdam, das hierüber nicht wenig eiferſüchtig geworden, und durch ſeinen Rathspenſionarius an dem kai- ſerlichen Hof Vorſtellungen machen ließ, war wohl nicht der geringſte Beſtimmungsgrund des Kaiſers. Aber überdieß war er dadurch auch jeder feindlichen Einwirkung von Nor- den her entledigt.
Noch bei weitem mehr jedoch, vielleicht der ganze Er- folg des Unternehmens hieng davon ab, ob es ihm gelin- gen würde die deutſchen Reichsſtände zur Theilnahme an dem Kriege gegen Frankreich zu überreden.
1Cragius 263. pacem illibatam fore, sine respectu Chri- stierni (II) aut filiarum, quorum causa bellum directe sive indi- recte, ut habent verba obligatius, nunquam acceptandum.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0310"n="298"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Siebentes Buch. Achtes Capitel</hi>.</fw><lb/>
die Franzoſen in <placeName>Luxenburg</placeName>, das ſie indeß eingenommen; ver-<lb/>
gebens erſchien der Kaiſer vor <placeName>Landrecy</placeName>. Wollte er im näch-<lb/>ſten Jahre mehr ausrichten, ſo mußte er ſich noch beſſer vor-<lb/>
bereiten und noch mehr Verbündete ſuchen.</p><lb/><p>Wie ſehr er dieſe Nothwendigkeit fühlte, zeigt am be-<lb/>ſten, daß er ſich zu einer Abkunft mit <placeName>Dänemark</placeName> entſchloß.<lb/>
Leicht konnte ihm dieß doch in Wahrheit nicht werden. Er<lb/>
gab einen Gedanken auf, den er ſo viele Jahre daher ge-<lb/>
hegt, im Norden eine Regierungsveränderung zu Gunſten<lb/>ſeiner Nichten und des pfälziſchen Hauſes hervorzubringen.<lb/>
In dem officiellen, zur Bekanntmachung beſtimmten Vertrag<lb/>
behielt er zwar deren Rechte vor, allein er fügte demſelben<lb/>
eine geheime Erklärung bei, worin er verſprach, für <persNameref="http://d-nb.info/gnd/119195380">Chriſtiern</persName><lb/>
oder deſſen Töchter niemals die Waffen zu ergreifen. <noteplace="foot"n="1"><persNameref="http://d-nb.info/gnd/132681722">Cragius</persName> 263. <hirendition="#aq">pacem illibatam fore, sine respectu <persNameref="http://d-nb.info/gnd/119195380">Chri-<lb/>
stierni (II)</persName> aut filiarum, quorum causa bellum directe sive indi-<lb/>
recte, ut habent verba obligatius, nunquam acceptandum.</hi></note> Hatte<lb/>
doch bisher jede Feindſeligkeit nur immer zum Nachtheil ſei-<lb/>
ner Niederländer geführt. Daß der <placeName>Sund</placeName> denſelben geſchloſ-<lb/>ſen war, kam dem Handel von Lübek zu Gute: die Rück-<lb/>ſicht auf Amſterdam, das hierüber nicht wenig eiferſüchtig<lb/>
geworden, und durch ſeinen Rathspenſionarius an dem kai-<lb/>ſerlichen Hof Vorſtellungen machen ließ, war wohl nicht<lb/>
der geringſte Beſtimmungsgrund des Kaiſers. Aber überdieß<lb/>
war er dadurch auch jeder feindlichen Einwirkung von Nor-<lb/>
den her entledigt.</p><lb/><p>Noch bei weitem mehr jedoch, vielleicht der ganze Er-<lb/>
folg des Unternehmens hieng davon ab, ob es ihm gelin-<lb/>
gen würde die deutſchen Reichsſtände zur Theilnahme an<lb/>
dem Kriege gegen <placeName>Frankreich</placeName> zu überreden.</p><lb/></div></div></body></text></TEI>
[298/0310]
Siebentes Buch. Achtes Capitel.
die Franzoſen in Luxenburg, das ſie indeß eingenommen; ver-
gebens erſchien der Kaiſer vor Landrecy. Wollte er im näch-
ſten Jahre mehr ausrichten, ſo mußte er ſich noch beſſer vor-
bereiten und noch mehr Verbündete ſuchen.
Wie ſehr er dieſe Nothwendigkeit fühlte, zeigt am be-
ſten, daß er ſich zu einer Abkunft mit Dänemark entſchloß.
Leicht konnte ihm dieß doch in Wahrheit nicht werden. Er
gab einen Gedanken auf, den er ſo viele Jahre daher ge-
hegt, im Norden eine Regierungsveränderung zu Gunſten
ſeiner Nichten und des pfälziſchen Hauſes hervorzubringen.
In dem officiellen, zur Bekanntmachung beſtimmten Vertrag
behielt er zwar deren Rechte vor, allein er fügte demſelben
eine geheime Erklärung bei, worin er verſprach, für Chriſtiern
oder deſſen Töchter niemals die Waffen zu ergreifen. 1 Hatte
doch bisher jede Feindſeligkeit nur immer zum Nachtheil ſei-
ner Niederländer geführt. Daß der Sund denſelben geſchloſ-
ſen war, kam dem Handel von Lübek zu Gute: die Rück-
ſicht auf Amſterdam, das hierüber nicht wenig eiferſüchtig
geworden, und durch ſeinen Rathspenſionarius an dem kai-
ſerlichen Hof Vorſtellungen machen ließ, war wohl nicht
der geringſte Beſtimmungsgrund des Kaiſers. Aber überdieß
war er dadurch auch jeder feindlichen Einwirkung von Nor-
den her entledigt.
Noch bei weitem mehr jedoch, vielleicht der ganze Er-
folg des Unternehmens hieng davon ab, ob es ihm gelin-
gen würde die deutſchen Reichsſtände zur Theilnahme an
dem Kriege gegen Frankreich zu überreden.
1 Cragius 263. pacem illibatam fore, sine respectu Chri-
stierni (II) aut filiarum, quorum causa bellum directe sive indi-
recte, ut habent verba obligatius, nunquam acceptandum.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/310>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.