gaten, die Chaireddins vornehmste Stärke ausmachten, deren aber nur bei 8000 M. waren, obwohl zögernd, weichen und selbst einen Theil ihres Geschützes zurücklassen mußten. Wie hätte es auch anders gehen sollen? Die Eingebornen hatten sich dem Corsaren beigesellt, weil er der Stärkere war; bei dem ersten Zusammentreffen sahen sie aber die eigene und wesentliche Macht desselben von der kaiserlichen bei weitem übertroffen; sie waren nicht gemeint ihr Leben für ihn zu wagen. Ohne viel Mühe war zu gleicher Zeit ein Angriff der Algeriner auf die Nachhut vom Herzog von Alba zurückge- wiesen worden. Die Deutschen reinigten die benachbarten Ölbaumpflanzungen von den herumschweifenden Berbern.
Wohl nahm nun der Kaiser die Brunnen ein; jedoch sah er sich noch nicht am Ziele.
Das Wasser das man fand reichte für das Bedürfniß des Heeres nicht zu: und es war doch sehr zweifelhaft, ob man des andern Tages, so unerquickt und ohne Belagerungswerk- zeuge, die nicht unbefestigte Stadt erobern, oder noch in schlimmern Zustand gerathen würde; das Lager erscholl von Verwünschungen gegen den Muley. Hatte nicht einst das christliche Heer das mit Ludwig dem Heiligen herübergekom- men, nachdem es einen ähnlichen Sieg erfochten, doch die Belagerung der Stadt zu unternehmen Bedenken getragen? Der Kaiser gesteht, es sey ein Augenblick gewesen, in welchem er gewünscht hätte die Sache gar nicht angefangen zu haben. Gott aber, setzt er freudig hinzu, half allem Übel ab.
Das Ereigniß war, daß die in der Alcacava von Tu-
zug gehabt." Aus einem deutschen Brief in der Flugschrift: Keyserli- cher Maj. Eroberung des Königreychs Tunisi. Nürnberg 13 Aug. 1545.
gaten, die Chaireddins vornehmſte Stärke ausmachten, deren aber nur bei 8000 M. waren, obwohl zögernd, weichen und ſelbſt einen Theil ihres Geſchützes zurücklaſſen mußten. Wie hätte es auch anders gehen ſollen? Die Eingebornen hatten ſich dem Corſaren beigeſellt, weil er der Stärkere war; bei dem erſten Zuſammentreffen ſahen ſie aber die eigene und weſentliche Macht deſſelben von der kaiſerlichen bei weitem übertroffen; ſie waren nicht gemeint ihr Leben für ihn zu wagen. Ohne viel Mühe war zu gleicher Zeit ein Angriff der Algeriner auf die Nachhut vom Herzog von Alba zurückge- wieſen worden. Die Deutſchen reinigten die benachbarten Ölbaumpflanzungen von den herumſchweifenden Berbern.
Wohl nahm nun der Kaiſer die Brunnen ein; jedoch ſah er ſich noch nicht am Ziele.
Das Waſſer das man fand reichte für das Bedürfniß des Heeres nicht zu: und es war doch ſehr zweifelhaft, ob man des andern Tages, ſo unerquickt und ohne Belagerungswerk- zeuge, die nicht unbefeſtigte Stadt erobern, oder noch in ſchlimmern Zuſtand gerathen würde; das Lager erſcholl von Verwünſchungen gegen den Muley. Hatte nicht einſt das chriſtliche Heer das mit Ludwig dem Heiligen herübergekom- men, nachdem es einen ähnlichen Sieg erfochten, doch die Belagerung der Stadt zu unternehmen Bedenken getragen? Der Kaiſer geſteht, es ſey ein Augenblick geweſen, in welchem er gewünſcht hätte die Sache gar nicht angefangen zu haben. Gott aber, ſetzt er freudig hinzu, half allem Übel ab.
Das Ereigniß war, daß die in der Alcaçava von Tu-
zug gehabt.“ Aus einem deutſchen Brief in der Flugſchrift: Keyſerli- cher Maj. Eroberung des Koͤnigreychs Tuniſi. Nuͤrnberg 13 Aug. 1545.
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[17/0029]
Unternehmung auf Tunis.
gaten, die Chaireddins vornehmſte Stärke ausmachten, deren
aber nur bei 8000 M. waren, obwohl zögernd, weichen und
ſelbſt einen Theil ihres Geſchützes zurücklaſſen mußten. Wie
hätte es auch anders gehen ſollen? Die Eingebornen hatten
ſich dem Corſaren beigeſellt, weil er der Stärkere war; bei
dem erſten Zuſammentreffen ſahen ſie aber die eigene und
weſentliche Macht deſſelben von der kaiſerlichen bei weitem
übertroffen; ſie waren nicht gemeint ihr Leben für ihn zu
wagen. Ohne viel Mühe war zu gleicher Zeit ein Angriff
der Algeriner auf die Nachhut vom Herzog von Alba zurückge-
wieſen worden. Die Deutſchen reinigten die benachbarten
Ölbaumpflanzungen von den herumſchweifenden Berbern.
Wohl nahm nun der Kaiſer die Brunnen ein; jedoch
ſah er ſich noch nicht am Ziele.
Das Waſſer das man fand reichte für das Bedürfniß des
Heeres nicht zu: und es war doch ſehr zweifelhaft, ob man
des andern Tages, ſo unerquickt und ohne Belagerungswerk-
zeuge, die nicht unbefeſtigte Stadt erobern, oder noch in
ſchlimmern Zuſtand gerathen würde; das Lager erſcholl von
Verwünſchungen gegen den Muley. Hatte nicht einſt das
chriſtliche Heer das mit Ludwig dem Heiligen herübergekom-
men, nachdem es einen ähnlichen Sieg erfochten, doch die
Belagerung der Stadt zu unternehmen Bedenken getragen?
Der Kaiſer geſteht, es ſey ein Augenblick geweſen, in welchem
er gewünſcht hätte die Sache gar nicht angefangen zu haben.
Gott aber, ſetzt er freudig hinzu, half allem Übel ab.
Das Ereigniß war, daß die in der Alcaçava von Tu-
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2 zug gehabt.“ Aus einem deutſchen Brief in der Flugſchrift: Keyſerli-
cher Maj. Eroberung des Koͤnigreychs Tuniſi. Nuͤrnberg 13 Aug. 1545.
Ranke D. Geſch. IV. 2
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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/29>, abgerufen am 16.02.2025.
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