Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.Fehde von Wurzen. über die bischöfliche Verwaltung; ihnen ward die Heeres-folge geleistet, wie z. B. im Bauernkriege: man beobachtete ihre Landesordnungen. Allein sie mußten, wie an vielen an- dern Stellen, auch hier Gegenwirkungen der in der Nähe mächtigern Albertiner erfahren, und zwar um so mehr, seit- dem die Religionsspaltung ausgebrochen, wo sich dann der Bischof natürlicher Weise lieber an den katholischen Fürsten hielt: Herzog Georg hatte unter andern in den letzten Jah- ren die Türkensteuer auch von Wurzen eingebracht. Nun war zwar nach dessen Ableben Herzog Heinrich 1 Schreiben Johann Friedrichs an Philipp Dienstag in Pfing-
sten. Es war ein Testament zu Gunsten Augusts gemacht worden: Johann Friedrich erzählt, er habe Moritz gewarnt, sich nach Dres- den zu begeben, wo er leicht verleitet werden könnte das Testament anzunehmen. (W. A.) Fehde von Wurzen. über die biſchöfliche Verwaltung; ihnen ward die Heeres-folge geleiſtet, wie z. B. im Bauernkriege: man beobachtete ihre Landesordnungen. Allein ſie mußten, wie an vielen an- dern Stellen, auch hier Gegenwirkungen der in der Nähe mächtigern Albertiner erfahren, und zwar um ſo mehr, ſeit- dem die Religionsſpaltung ausgebrochen, wo ſich dann der Biſchof natürlicher Weiſe lieber an den katholiſchen Fürſten hielt: Herzog Georg hatte unter andern in den letzten Jah- ren die Türkenſteuer auch von Wurzen eingebracht. Nun war zwar nach deſſen Ableben Herzog Heinrich 1 Schreiben Johann Friedrichs an Philipp Dienſtag in Pfing-
ſten. Es war ein Teſtament zu Gunſten Auguſts gemacht worden: Johann Friedrich erzaͤhlt, er habe Moritz gewarnt, ſich nach Dres- den zu begeben, wo er leicht verleitet werden koͤnnte das Teſtament anzunehmen. (W. A.) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0283" n="271"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Fehde von <placeName>Wurzen</placeName></hi>.</fw><lb/> über die biſchöfliche Verwaltung; ihnen ward die Heeres-<lb/> folge geleiſtet, wie z. B. im Bauernkriege: man beobachtete<lb/> ihre Landesordnungen. Allein ſie mußten, wie an vielen an-<lb/> dern Stellen, auch hier Gegenwirkungen der in der Nähe<lb/> mächtigern Albertiner erfahren, und zwar um ſo mehr, ſeit-<lb/> dem die Religionsſpaltung ausgebrochen, wo ſich dann der<lb/> Biſchof natürlicher Weiſe lieber an den katholiſchen Fürſten<lb/> hielt: Herzog <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118716921">Georg</persName> hatte unter andern in den letzten Jah-<lb/> ren die Türkenſteuer auch von <placeName>Wurzen</placeName> eingebracht.</p><lb/> <p>Nun war zwar nach deſſen Ableben Herzog <persName ref="http://d-nb.info/gnd/119024918">Heinrich</persName><lb/> unter dem Einfluß <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118712373">Johann Friedrichs</persName> eingeſetzt und befeſtigt<lb/> worden, — nach dem Tode <persName ref="http://d-nb.info/gnd/115821872">Heinrichs</persName> im J. 1541 hatte ſich<lb/><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118712373">Johann Friedrich</persName> auch um deſſen Nachfolger <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118584138">Moritz</persName> ein gro-<lb/> ßes Verdienſt erworben. Auf Antrieb ſeiner Gemahlin und ſei-<lb/> nes allvermögenden Miniſters <persName ref="http://d-nb.info/gnd/138186286">Schönberg</persName> hatte nemlich <persName ref="http://d-nb.info/gnd/119024918">Hein-<lb/> rich</persName> ein Teſtament aufgeſetzt, nach welchem das Land zwi-<lb/> ſchen ſeinen beiden Söhnen getheilt werden ſollte. Eine ſelbſt-<lb/> ſüchtige Politik würde hierin vielleicht die Gelegenheit geſehen<lb/> haben, ſich über die geſonderten und daher ſchwächeren Stam-<lb/> mesvettern eine fortwährende Autorität zu ſichern. In dem<lb/> ehrlichen <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118712373">Johann Friedrich</persName> kam aber ein Gedanke dieſer Art<lb/> nicht auf: er trug vielmehr nach Kräften dazu bei, daß<lb/><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118584138">Moritz</persName> in den Beſitz des ungetheilten Landes gelangte. <note place="foot" n="1">Schreiben <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118712373">Johann Friedrichs</persName> an <persName ref="http://d-nb.info/gnd/11859382X">Philipp</persName> Dienſtag in Pfing-<lb/> ſten. Es war ein Teſtament zu Gunſten <persName ref="http://d-nb.info/gnd/119458446">Auguſts</persName> gemacht worden:<lb/><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118712373">Johann Friedrich</persName> erzaͤhlt, er habe <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118584138">Moritz</persName> gewarnt, ſich nach <placeName>Dres-<lb/> den</placeName> zu begeben, wo er leicht verleitet werden koͤnnte das Teſtament<lb/> anzunehmen. (W. A.)</note> Alle<lb/> das aber führte doch noch immer zu keinem vollſtändig gu-<lb/> ten Verhältniß: nicht einmal bei <persName ref="http://d-nb.info/gnd/119024918">Heinrich</persName>, der z. B. ſich der<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [271/0283]
Fehde von Wurzen.
über die biſchöfliche Verwaltung; ihnen ward die Heeres-
folge geleiſtet, wie z. B. im Bauernkriege: man beobachtete
ihre Landesordnungen. Allein ſie mußten, wie an vielen an-
dern Stellen, auch hier Gegenwirkungen der in der Nähe
mächtigern Albertiner erfahren, und zwar um ſo mehr, ſeit-
dem die Religionsſpaltung ausgebrochen, wo ſich dann der
Biſchof natürlicher Weiſe lieber an den katholiſchen Fürſten
hielt: Herzog Georg hatte unter andern in den letzten Jah-
ren die Türkenſteuer auch von Wurzen eingebracht.
Nun war zwar nach deſſen Ableben Herzog Heinrich
unter dem Einfluß Johann Friedrichs eingeſetzt und befeſtigt
worden, — nach dem Tode Heinrichs im J. 1541 hatte ſich
Johann Friedrich auch um deſſen Nachfolger Moritz ein gro-
ßes Verdienſt erworben. Auf Antrieb ſeiner Gemahlin und ſei-
nes allvermögenden Miniſters Schönberg hatte nemlich Hein-
rich ein Teſtament aufgeſetzt, nach welchem das Land zwi-
ſchen ſeinen beiden Söhnen getheilt werden ſollte. Eine ſelbſt-
ſüchtige Politik würde hierin vielleicht die Gelegenheit geſehen
haben, ſich über die geſonderten und daher ſchwächeren Stam-
mesvettern eine fortwährende Autorität zu ſichern. In dem
ehrlichen Johann Friedrich kam aber ein Gedanke dieſer Art
nicht auf: er trug vielmehr nach Kräften dazu bei, daß
Moritz in den Beſitz des ungetheilten Landes gelangte. 1 Alle
das aber führte doch noch immer zu keinem vollſtändig gu-
ten Verhältniß: nicht einmal bei Heinrich, der z. B. ſich der
1 Schreiben Johann Friedrichs an Philipp Dienſtag in Pfing-
ſten. Es war ein Teſtament zu Gunſten Auguſts gemacht worden:
Johann Friedrich erzaͤhlt, er habe Moritz gewarnt, ſich nach Dres-
den zu begeben, wo er leicht verleitet werden koͤnnte das Teſtament
anzunehmen. (W. A.)
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