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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.

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Siebentes Buch. Sechstes Capitel.
in den spanischen Königreichen besitzen oder eine Pension da-
her ziehen solle. 1 Als er in Italien anlangte, ließ er dem
Peter Ludwig Farnese, der ihm nach Genua entgegenkam,
nur eine schlechte Aufnahme zu Theil werden. Eine neue Zu-
sammenkunft in Bologna, die der Papst ihm antrug, schlug
er ab; nur unmittelbar auf seinem Wege, etwa in Parma,
wollte er sie annehmen. Den Cardinälen schien es nicht sehr
ehrenvoll, darauf einzugehn. Das Motiv das sie am Ende
dazu bewog, bestand in der Betrachtung, daß sonst das Ge-
rücht, als stehe der Papst schlecht mit dem Kaiser, allgemeinen
Glauben finden werde. 2

Überdieß aber erhob sich auch ein Gedanke, der noch
einmal sogar eine enge Vereinigung zwischen dem Papst und
dem Kaiser möglich erscheinen ließ.

Der Vorschlag wurde gemacht, daß der Kaiser gegen
eine bedeutende Geldsumme, die ihm zu seinen Kriegsunter-
nehmungen besser als je zu Statten gekommen wäre, seinem
Eidam, dem Enkel des Papstes, Ottavio Farnese, Mailand
überlassen möge. 3 Eine ähnliche Abkunft traf der Kaiser so
eben mit dem Herzog von Florenz, Cosimo Medici, dem die
von den Spaniern noch besetzten Festungen seines Landes
gegen eine Zahlung von 150000 Scudi überliefert worden.
Die päpstlichen Verwandten boten 300000 Sc. an. Ihre

traigez, gravez, -- ne pouvons, si ne voulons estre ennemis de
nous mesmes et de nos roiaumes, delaisser de faire ce que nous
susmes tenus. Pap. d'et. de Gr. II,
647.
1 Sandoval II, 431.
2 Literae Sadoleti bei Rainaldus.
3 Panvinius sagt: Pontifici Mediolanensem principatum cu-
pienti per ambages obtulit.
Nach Granvella sollte es scheinen als
sey der Antrag von den Farnesen gekommen.

Siebentes Buch. Sechstes Capitel.
in den ſpaniſchen Königreichen beſitzen oder eine Penſion da-
her ziehen ſolle. 1 Als er in Italien anlangte, ließ er dem
Peter Ludwig Farneſe, der ihm nach Genua entgegenkam,
nur eine ſchlechte Aufnahme zu Theil werden. Eine neue Zu-
ſammenkunft in Bologna, die der Papſt ihm antrug, ſchlug
er ab; nur unmittelbar auf ſeinem Wege, etwa in Parma,
wollte er ſie annehmen. Den Cardinälen ſchien es nicht ſehr
ehrenvoll, darauf einzugehn. Das Motiv das ſie am Ende
dazu bewog, beſtand in der Betrachtung, daß ſonſt das Ge-
rücht, als ſtehe der Papſt ſchlecht mit dem Kaiſer, allgemeinen
Glauben finden werde. 2

Überdieß aber erhob ſich auch ein Gedanke, der noch
einmal ſogar eine enge Vereinigung zwiſchen dem Papſt und
dem Kaiſer möglich erſcheinen ließ.

Der Vorſchlag wurde gemacht, daß der Kaiſer gegen
eine bedeutende Geldſumme, die ihm zu ſeinen Kriegsunter-
nehmungen beſſer als je zu Statten gekommen wäre, ſeinem
Eidam, dem Enkel des Papſtes, Ottavio Farneſe, Mailand
überlaſſen möge. 3 Eine ähnliche Abkunft traf der Kaiſer ſo
eben mit dem Herzog von Florenz, Coſimo Medici, dem die
von den Spaniern noch beſetzten Feſtungen ſeines Landes
gegen eine Zahlung von 150000 Scudi überliefert worden.
Die päpſtlichen Verwandten boten 300000 Sc. an. Ihre

traigez, gravez, — ne pouvons, si ne voulons estre ennemis de
nous mesmes et de nos roiaumes, delaisser de faire ce que nous
susmes tenus. Pap. d’ét. de Gr. II,
647.
1 Sandoval II, 431.
2 Literae Sadoleti bei Rainaldus.
3 Panvinius ſagt: Pontifici Mediolanensem principatum cu-
pienti per ambages obtulit.
Nach Granvella ſollte es ſcheinen als
ſey der Antrag von den Farneſen gekommen.
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[252/0264] Siebentes Buch. Sechstes Capitel. in den ſpaniſchen Königreichen beſitzen oder eine Penſion da- her ziehen ſolle. 1 Als er in Italien anlangte, ließ er dem Peter Ludwig Farneſe, der ihm nach Genua entgegenkam, nur eine ſchlechte Aufnahme zu Theil werden. Eine neue Zu- ſammenkunft in Bologna, die der Papſt ihm antrug, ſchlug er ab; nur unmittelbar auf ſeinem Wege, etwa in Parma, wollte er ſie annehmen. Den Cardinälen ſchien es nicht ſehr ehrenvoll, darauf einzugehn. Das Motiv das ſie am Ende dazu bewog, beſtand in der Betrachtung, daß ſonſt das Ge- rücht, als ſtehe der Papſt ſchlecht mit dem Kaiſer, allgemeinen Glauben finden werde. 2 Überdieß aber erhob ſich auch ein Gedanke, der noch einmal ſogar eine enge Vereinigung zwiſchen dem Papſt und dem Kaiſer möglich erſcheinen ließ. Der Vorſchlag wurde gemacht, daß der Kaiſer gegen eine bedeutende Geldſumme, die ihm zu ſeinen Kriegsunter- nehmungen beſſer als je zu Statten gekommen wäre, ſeinem Eidam, dem Enkel des Papſtes, Ottavio Farneſe, Mailand überlaſſen möge. 3 Eine ähnliche Abkunft traf der Kaiſer ſo eben mit dem Herzog von Florenz, Coſimo Medici, dem die von den Spaniern noch beſetzten Feſtungen ſeines Landes gegen eine Zahlung von 150000 Scudi überliefert worden. Die päpſtlichen Verwandten boten 300000 Sc. an. Ihre 2 1 Sandoval II, 431. 2 Literae Sadoleti bei Rainaldus. 3 Panvinius ſagt: Pontifici Mediolanensem principatum cu- pienti per ambages obtulit. Nach Granvella ſollte es ſcheinen als ſey der Antrag von den Farneſen gekommen. 2 traigez, gravez, — ne pouvons, si ne voulons estre ennemis de nous mesmes et de nos roiaumes, delaisser de faire ce que nous susmes tenus. Pap. d’ét. de Gr. II, 647.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/264>, abgerufen am 25.11.2024.