Um vieles gefährlicher entwickelte sich nun aber der Krieg im nächsten Frühjahr.
In den nordischen Gewässern schlugen dänische und holländische Schiffe; die Dänen konnten nicht immer von den Küsten der Niederlande abgehalten werden. Das Schei- tern einer Unternehmung welche sie auf Walcheren machten, schreiben die Chronisten einer unmittelbaren göttlichen Hülfe zu. Indeß erneuerte Martin von Roßheim seine Unterneh- mungen; jetzt gelang es ihm, Amersfoort zu besetzen, eine treffliche Station für seine Plünderungszüge. Auf einer dritten Seite griff Franz I, nachdem sein Adel schon viele kleine glückliche Einfälle gemacht, Ende Mai 1543 die Nie- derlande an; neben manchen andern Plätzen eroberte er Land- recy, das er sogleich zu befestigen Sorge trug, so daß es schon im Juli vertheidigt zu werden vermochte. Es konnte ihn wenig kümmern, wenn dagegen auch niederländische Schiffe zuweilen in die Garonne einliefen und etwa ein paar Glocken aus französischen Kirchen mit sich nach Seeland führten.
Zugleich hatte sich auch der ungläubige Verbündete des Königs, der Sultan Suleiman zu einem neuen Angriff auf- gemacht. Am 23sten April verließ er Adrianopel, in alle jener Pracht welche den Aufbruch zu einem heiligen Krieg bezeichnet, und erfüllt von den kühnsten Hofnungen. "Ibra- him", sagte der Wesir Rustan den Gesandten König Ferdi- nands, "hat Wien mit dem Finger angerührt, ich will es mit beiden Händen ergreifen."
Es gab einen Punct wo sich diese Angriffe gleichsam die Hände boten. In Marseille wartete ein Heer, das man das von der Levante nannte, unter dem Herzog Enghien,
Siebentes Buch. Sechstes Capitel.
Um vieles gefährlicher entwickelte ſich nun aber der Krieg im nächſten Frühjahr.
In den nordiſchen Gewäſſern ſchlugen däniſche und holländiſche Schiffe; die Dänen konnten nicht immer von den Küſten der Niederlande abgehalten werden. Das Schei- tern einer Unternehmung welche ſie auf Walcheren machten, ſchreiben die Chroniſten einer unmittelbaren göttlichen Hülfe zu. Indeß erneuerte Martin von Roßheim ſeine Unterneh- mungen; jetzt gelang es ihm, Amersfoort zu beſetzen, eine treffliche Station für ſeine Plünderungszüge. Auf einer dritten Seite griff Franz I, nachdem ſein Adel ſchon viele kleine glückliche Einfälle gemacht, Ende Mai 1543 die Nie- derlande an; neben manchen andern Plätzen eroberte er Land- recy, das er ſogleich zu befeſtigen Sorge trug, ſo daß es ſchon im Juli vertheidigt zu werden vermochte. Es konnte ihn wenig kümmern, wenn dagegen auch niederländiſche Schiffe zuweilen in die Garonne einliefen und etwa ein paar Glocken aus franzöſiſchen Kirchen mit ſich nach Seeland führten.
Zugleich hatte ſich auch der ungläubige Verbündete des Königs, der Sultan Suleiman zu einem neuen Angriff auf- gemacht. Am 23ſten April verließ er Adrianopel, in alle jener Pracht welche den Aufbruch zu einem heiligen Krieg bezeichnet, und erfüllt von den kühnſten Hofnungen. „Ibra- him“, ſagte der Weſir Ruſtan den Geſandten König Ferdi- nands, „hat Wien mit dem Finger angerührt, ich will es mit beiden Händen ergreifen.“
Es gab einen Punct wo ſich dieſe Angriffe gleichſam die Hände boten. In Marſeille wartete ein Heer, das man das von der Levante nannte, unter dem Herzog Enghien,
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Siebentes Buch. Sechstes Capitel.
Um vieles gefährlicher entwickelte ſich nun aber der Krieg
im nächſten Frühjahr.
In den nordiſchen Gewäſſern ſchlugen däniſche und
holländiſche Schiffe; die Dänen konnten nicht immer von
den Küſten der Niederlande abgehalten werden. Das Schei-
tern einer Unternehmung welche ſie auf Walcheren machten,
ſchreiben die Chroniſten einer unmittelbaren göttlichen Hülfe
zu. Indeß erneuerte Martin von Roßheim ſeine Unterneh-
mungen; jetzt gelang es ihm, Amersfoort zu beſetzen, eine
treffliche Station für ſeine Plünderungszüge. Auf einer
dritten Seite griff Franz I, nachdem ſein Adel ſchon viele
kleine glückliche Einfälle gemacht, Ende Mai 1543 die Nie-
derlande an; neben manchen andern Plätzen eroberte er Land-
recy, das er ſogleich zu befeſtigen Sorge trug, ſo daß es
ſchon im Juli vertheidigt zu werden vermochte. Es konnte
ihn wenig kümmern, wenn dagegen auch niederländiſche Schiffe
zuweilen in die Garonne einliefen und etwa ein paar Glocken
aus franzöſiſchen Kirchen mit ſich nach Seeland führten.
Zugleich hatte ſich auch der ungläubige Verbündete des
Königs, der Sultan Suleiman zu einem neuen Angriff auf-
gemacht. Am 23ſten April verließ er Adrianopel, in alle
jener Pracht welche den Aufbruch zu einem heiligen Krieg
bezeichnet, und erfüllt von den kühnſten Hofnungen. „Ibra-
him“, ſagte der Weſir Ruſtan den Geſandten König Ferdi-
nands, „hat Wien mit dem Finger angerührt, ich will es
mit beiden Händen ergreifen.“
Es gab einen Punct wo ſich dieſe Angriffe gleichſam
die Hände boten. In Marſeille wartete ein Heer, das man
das von der Levante nannte, unter dem Herzog Enghien,
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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/260>, abgerufen am 25.11.2024.
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