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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.

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Siebentes Buch. Fünftes Capitel.
den: aber noch immer hielten die Herzoge die damals er-
griffene Partei. Auch der mainzische Abgeordnete, Doctor
Braun, der als ein Unterarbeiter des Matthias Held bezeich-
net wird, stand in dem engsten Vertrauen des Nuntius.

Im Besitz dieses Einflusses faßte Morone den Plan,
nicht etwa das Gespräch zu leiten, wozu derselbe nicht hin-
gereicht haben würde, sondern vielmehr (wir können darüber
mit vollkommener Sicherheit reden, da seine Briefe vor uns
liegen 1) es gar nicht zu Stande kommen zu lassen.

Nehmen wir die Mittel wahr, welche er dazu ergriff.

Zunächst schlug er vor, statt des Gespräches einen
Schriftwechsel einzuleiten, wobei er die Stelle eines alten
Canonisten herbeizog, nach welchem es auch ein schriftliches
Gespräch geben könne. 2 Und damit nicht auch hiebei ver-
drießliche Meinungsverschiedenheiten zum Vorschein kommen
möchten, trug er auf eine vorläufige Verständigung der Ab-
geordneten der Majorität innerhalb ihres eigenen Kreises an.
Der ganze Erfolg des vermeinten Gespräches würde dann
gewesen seyn, daß wieder ein paar evangelische und ein paar
katholische Streitschriften gewechselt worden wären: nichts
weiter. Unverweilt ließ Morone eine Commission, in wel-
cher der Carmeliter Billik und Dr Johann Eck saßen, an

1 Lettere del Vescovo di Modena (che fu poi il Cl Mo-
rone
) al Cl Farnese. Inform. politt. Tom. XVIII.
2 Schreiben Morone's: Vra Sria Rev. havra considerato il
modo qual si servera nel procedere del colloquio per scrittura,
deliberato da Mr di Granvella e presidenti di nostro parere, per
evitare il pericolo delli suffragii
, perche sel colloquio
fosse vocale, essendo tra cattolici molti non solo claudicanti ma
aperti Luterani, gli avversarii harebbono almeno tre delli voti
nostri, cioe Palatino Brandenburghese e Clevense.

Siebentes Buch. Fuͤnftes Capitel.
den: aber noch immer hielten die Herzoge die damals er-
griffene Partei. Auch der mainziſche Abgeordnete, Doctor
Braun, der als ein Unterarbeiter des Matthias Held bezeich-
net wird, ſtand in dem engſten Vertrauen des Nuntius.

Im Beſitz dieſes Einfluſſes faßte Morone den Plan,
nicht etwa das Geſpräch zu leiten, wozu derſelbe nicht hin-
gereicht haben würde, ſondern vielmehr (wir können darüber
mit vollkommener Sicherheit reden, da ſeine Briefe vor uns
liegen 1) es gar nicht zu Stande kommen zu laſſen.

Nehmen wir die Mittel wahr, welche er dazu ergriff.

Zunächſt ſchlug er vor, ſtatt des Geſpräches einen
Schriftwechſel einzuleiten, wobei er die Stelle eines alten
Canoniſten herbeizog, nach welchem es auch ein ſchriftliches
Geſpräch geben könne. 2 Und damit nicht auch hiebei ver-
drießliche Meinungsverſchiedenheiten zum Vorſchein kommen
möchten, trug er auf eine vorläufige Verſtändigung der Ab-
geordneten der Majorität innerhalb ihres eigenen Kreiſes an.
Der ganze Erfolg des vermeinten Geſpräches würde dann
geweſen ſeyn, daß wieder ein paar evangeliſche und ein paar
katholiſche Streitſchriften gewechſelt worden wären: nichts
weiter. Unverweilt ließ Morone eine Commiſſion, in wel-
cher der Carmeliter Billik und Dr Johann Eck ſaßen, an

1 Lettere del Vescovo di Modena (che fu poi il Cl Mo-
rone
) al Cl Farneſe. Inform. politt. Tom. XVIII.
2 Schreiben Morone’s: Vra Sria Rev. havrà considerato il
modo qual si serverà nel procedere del colloquio per scrittura,
deliberato da Mr di Granvella e presidenti di nostro parere, per
evitare il pericolo delli suffragii
, perche sel colloquio
fosse vocale, essendo tra cattolici molti non solo claudicanti ma
aperti Luterani, gli avversarii harebbono almeno tre delli voti
nostri, cioè Palatino Brandenburghese e Clevense.
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[200/0212] Siebentes Buch. Fuͤnftes Capitel. den: aber noch immer hielten die Herzoge die damals er- griffene Partei. Auch der mainziſche Abgeordnete, Doctor Braun, der als ein Unterarbeiter des Matthias Held bezeich- net wird, ſtand in dem engſten Vertrauen des Nuntius. Im Beſitz dieſes Einfluſſes faßte Morone den Plan, nicht etwa das Geſpräch zu leiten, wozu derſelbe nicht hin- gereicht haben würde, ſondern vielmehr (wir können darüber mit vollkommener Sicherheit reden, da ſeine Briefe vor uns liegen 1) es gar nicht zu Stande kommen zu laſſen. Nehmen wir die Mittel wahr, welche er dazu ergriff. Zunächſt ſchlug er vor, ſtatt des Geſpräches einen Schriftwechſel einzuleiten, wobei er die Stelle eines alten Canoniſten herbeizog, nach welchem es auch ein ſchriftliches Geſpräch geben könne. 2 Und damit nicht auch hiebei ver- drießliche Meinungsverſchiedenheiten zum Vorſchein kommen möchten, trug er auf eine vorläufige Verſtändigung der Ab- geordneten der Majorität innerhalb ihres eigenen Kreiſes an. Der ganze Erfolg des vermeinten Geſpräches würde dann geweſen ſeyn, daß wieder ein paar evangeliſche und ein paar katholiſche Streitſchriften gewechſelt worden wären: nichts weiter. Unverweilt ließ Morone eine Commiſſion, in wel- cher der Carmeliter Billik und Dr Johann Eck ſaßen, an 1 Lettere del Vescovo di Modena (che fu poi il Cl Mo- rone) al Cl Farneſe. Inform. politt. Tom. XVIII. 2 Schreiben Morone’s: Vra Sria Rev. havrà considerato il modo qual si serverà nel procedere del colloquio per scrittura, deliberato da Mr di Granvella e presidenti di nostro parere, per evitare il pericolo delli suffragii, perche sel colloquio fosse vocale, essendo tra cattolici molti non solo claudicanti ma aperti Luterani, gli avversarii harebbono almeno tre delli voti nostri, cioè Palatino Brandenburghese e Clevense.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/212>, abgerufen am 27.11.2024.