nig werde von seinen Forderungen nicht abstehn: an der Ant- wort die er zuletzt ertheilt, werde nie etwas geändert werden. 1
Allein auch der Kaiser war nicht gemeint zu weichen. Am 5ten Juni 1540 gab er eine Erklärung, welche, so mild sie auch lautet, so viel Beziehung auf fortdauernde Freund- schaft sie auch nimmt, doch als ein förmliches Abbrechen der Unterhandlungen angesehen werden muß.
Niemand war darüber unglücklicher als Farnese: Nie- mand zufriedener damit als der römische König: er meinte, Franz I habe aufs neue bewiesen daß weder Vernunft noch Ehrbarkeit in ihm sey.
Je mehr nun aber die französische Allianz zurücktrat, desto nothwendiger war es die deutschen und protestantischen Angelegenheiten ins Auge zu fassen: leicht hätte sonst gesche- hen können daß die Franzosen, über die schlechte Wendung ihrer Unterhandlung dießmal nicht mit Unrecht mißvergnügt, sich mit den Deutschen verbündet und dem Herzog von Cleve vollends einen ganz unüberwindlichen Rückhalt gege- ben hätten.
Ohne viel Mühe war dem römischen König gelungen die Erneuerung der churfürstlichen Zusammenkünfte zu ver- hindern. So selbständig waren besonders die geistlichen Chur- fürsten dieser Zeit nicht, um gegen den ausgesprochenen Wil- len des Kaisers oder des Königs anzugehn. Verschwand doch auch die Gefahr der französischen Allianz, die jenen Ge- danken hauptsächlich hervorgebracht.
Bei weitem größere Schwierigkeit machten dagegen die
1Resolution du roi et reponse negative touchant le duche de Milan.RibierI, 542.
Wechſel politiſcher Tendenzen.
nig werde von ſeinen Forderungen nicht abſtehn: an der Ant- wort die er zuletzt ertheilt, werde nie etwas geändert werden. 1
Allein auch der Kaiſer war nicht gemeint zu weichen. Am 5ten Juni 1540 gab er eine Erklärung, welche, ſo mild ſie auch lautet, ſo viel Beziehung auf fortdauernde Freund- ſchaft ſie auch nimmt, doch als ein förmliches Abbrechen der Unterhandlungen angeſehen werden muß.
Niemand war darüber unglücklicher als Farneſe: Nie- mand zufriedener damit als der römiſche König: er meinte, Franz I habe aufs neue bewieſen daß weder Vernunft noch Ehrbarkeit in ihm ſey.
Je mehr nun aber die franzöſiſche Allianz zurücktrat, deſto nothwendiger war es die deutſchen und proteſtantiſchen Angelegenheiten ins Auge zu faſſen: leicht hätte ſonſt geſche- hen können daß die Franzoſen, über die ſchlechte Wendung ihrer Unterhandlung dießmal nicht mit Unrecht mißvergnügt, ſich mit den Deutſchen verbündet und dem Herzog von Cleve vollends einen ganz unüberwindlichen Rückhalt gege- ben hätten.
Ohne viel Mühe war dem römiſchen König gelungen die Erneuerung der churfürſtlichen Zuſammenkünfte zu ver- hindern. So ſelbſtändig waren beſonders die geiſtlichen Chur- fürſten dieſer Zeit nicht, um gegen den ausgeſprochenen Wil- len des Kaiſers oder des Königs anzugehn. Verſchwand doch auch die Gefahr der franzöſiſchen Allianz, die jenen Ge- danken hauptſächlich hervorgebracht.
Bei weitem größere Schwierigkeit machten dagegen die
1Résolution du roi et réponse négative touchant le duché de Milan.RibierI, 542.
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Wechſel politiſcher Tendenzen.
nig werde von ſeinen Forderungen nicht abſtehn: an der Ant-
wort die er zuletzt ertheilt, werde nie etwas geändert werden. 1
Allein auch der Kaiſer war nicht gemeint zu weichen.
Am 5ten Juni 1540 gab er eine Erklärung, welche, ſo mild
ſie auch lautet, ſo viel Beziehung auf fortdauernde Freund-
ſchaft ſie auch nimmt, doch als ein förmliches Abbrechen der
Unterhandlungen angeſehen werden muß.
Niemand war darüber unglücklicher als Farneſe: Nie-
mand zufriedener damit als der römiſche König: er meinte,
Franz I habe aufs neue bewieſen daß weder Vernunft noch
Ehrbarkeit in ihm ſey.
Je mehr nun aber die franzöſiſche Allianz zurücktrat,
deſto nothwendiger war es die deutſchen und proteſtantiſchen
Angelegenheiten ins Auge zu faſſen: leicht hätte ſonſt geſche-
hen können daß die Franzoſen, über die ſchlechte Wendung
ihrer Unterhandlung dießmal nicht mit Unrecht mißvergnügt,
ſich mit den Deutſchen verbündet und dem Herzog von
Cleve vollends einen ganz unüberwindlichen Rückhalt gege-
ben hätten.
Ohne viel Mühe war dem römiſchen König gelungen
die Erneuerung der churfürſtlichen Zuſammenkünfte zu ver-
hindern. So ſelbſtändig waren beſonders die geiſtlichen Chur-
fürſten dieſer Zeit nicht, um gegen den ausgeſprochenen Wil-
len des Kaiſers oder des Königs anzugehn. Verſchwand
doch auch die Gefahr der franzöſiſchen Allianz, die jenen Ge-
danken hauptſächlich hervorgebracht.
Bei weitem größere Schwierigkeit machten dagegen die
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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/199>, abgerufen am 23.11.2024.
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