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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.

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Erbfolge in Geldern.
und dringend Johann Friedrich von Sachsen die Bestätigung
seiner jülichschen Heirathsverträge -- seine Gemahlin Si-
bylla
war die Schwester des Herzog Wilhelm -- gefordert
hatte: sie gaben ihm eventuelle Ansprüche auf alle diese Län-
der. Das hatte nun aber mehr zu bedeuten als jemals frü-
her, da der Churfürst von Sachsen an der Spitze des schmal-
kaldischen Bundes stand. Schon wollte man am kaiserlichen
Hofe wissen, der Herzog selbst sey in förmliches Bündniß mit
den Protestanten getreten.

Wenigstens trug derselbe kein Bedenken auf ein ande-
res dem kaiserlichen Hofe nicht minder widerwärtiges Ver-
hältniß einzugehn.

Man kennt die Ehe König Heinrichs VIII mit Anna
von Cleve
: sie hat nicht wenig dazu beigetragen, ihm schlech-
ten Ruf zu machen. Eben unter diesen Umständen ward sie
geschlossen, sie war durchaus politischen Ursprungs. In ei-
nem Augenblick wo zwischen den katholischen Mächten über
einen Angriff zugleich auf England und die deutschen Pro-
testanten unterhandelt ward, hatte es für Heinrich Bedeutung
und Werth, sich mit einem Hause zu verbinden, welches dem
Kaiser an seinen Grenzen Widerstand leistete und mit dem
Haupte des schmalkaldischen Bundes in so enger Beziehung
stand. 1 Wohl ward die junge Prinzessin gewarnt, nament-
lich von ihrer Mutter: aber eine Krone tragen zu können,
hatte für sie, so gesetzt und gehalten sie sonst auch war,

1 Auch über eine Vermählung der Prinzessin Maria mit dem
Herzog von Cleve ward am sächsischen Hofe unterhandelt. Aus den
Depeschen Marillac's vom J. 1539 ergiebt sich, wie ernstlich Hein-
rich VIII
in Gefahr zu seyn glaubte: die Flotte ward auf 150 Se-
gel gebracht, in dem ganzen Lande ward Musterung gehalten.

Erbfolge in Geldern.
und dringend Johann Friedrich von Sachſen die Beſtätigung
ſeiner jülichſchen Heirathsverträge — ſeine Gemahlin Si-
bylla
war die Schweſter des Herzog Wilhelm — gefordert
hatte: ſie gaben ihm eventuelle Anſprüche auf alle dieſe Län-
der. Das hatte nun aber mehr zu bedeuten als jemals frü-
her, da der Churfürſt von Sachſen an der Spitze des ſchmal-
kaldiſchen Bundes ſtand. Schon wollte man am kaiſerlichen
Hofe wiſſen, der Herzog ſelbſt ſey in förmliches Bündniß mit
den Proteſtanten getreten.

Wenigſtens trug derſelbe kein Bedenken auf ein ande-
res dem kaiſerlichen Hofe nicht minder widerwärtiges Ver-
hältniß einzugehn.

Man kennt die Ehe König Heinrichs VIII mit Anna
von Cleve
: ſie hat nicht wenig dazu beigetragen, ihm ſchlech-
ten Ruf zu machen. Eben unter dieſen Umſtänden ward ſie
geſchloſſen, ſie war durchaus politiſchen Urſprungs. In ei-
nem Augenblick wo zwiſchen den katholiſchen Mächten über
einen Angriff zugleich auf England und die deutſchen Pro-
teſtanten unterhandelt ward, hatte es für Heinrich Bedeutung
und Werth, ſich mit einem Hauſe zu verbinden, welches dem
Kaiſer an ſeinen Grenzen Widerſtand leiſtete und mit dem
Haupte des ſchmalkaldiſchen Bundes in ſo enger Beziehung
ſtand. 1 Wohl ward die junge Prinzeſſin gewarnt, nament-
lich von ihrer Mutter: aber eine Krone tragen zu können,
hatte für ſie, ſo geſetzt und gehalten ſie ſonſt auch war,

1 Auch uͤber eine Vermaͤhlung der Prinzeſſin Maria mit dem
Herzog von Cleve ward am ſaͤchſiſchen Hofe unterhandelt. Aus den
Depeſchen Marillac’s vom J. 1539 ergiebt ſich, wie ernſtlich Hein-
rich VIII
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[181/0193] Erbfolge in Geldern. und dringend Johann Friedrich von Sachſen die Beſtätigung ſeiner jülichſchen Heirathsverträge — ſeine Gemahlin Si- bylla war die Schweſter des Herzog Wilhelm — gefordert hatte: ſie gaben ihm eventuelle Anſprüche auf alle dieſe Län- der. Das hatte nun aber mehr zu bedeuten als jemals frü- her, da der Churfürſt von Sachſen an der Spitze des ſchmal- kaldiſchen Bundes ſtand. Schon wollte man am kaiſerlichen Hofe wiſſen, der Herzog ſelbſt ſey in förmliches Bündniß mit den Proteſtanten getreten. Wenigſtens trug derſelbe kein Bedenken auf ein ande- res dem kaiſerlichen Hofe nicht minder widerwärtiges Ver- hältniß einzugehn. Man kennt die Ehe König Heinrichs VIII mit Anna von Cleve: ſie hat nicht wenig dazu beigetragen, ihm ſchlech- ten Ruf zu machen. Eben unter dieſen Umſtänden ward ſie geſchloſſen, ſie war durchaus politiſchen Urſprungs. In ei- nem Augenblick wo zwiſchen den katholiſchen Mächten über einen Angriff zugleich auf England und die deutſchen Pro- teſtanten unterhandelt ward, hatte es für Heinrich Bedeutung und Werth, ſich mit einem Hauſe zu verbinden, welches dem Kaiſer an ſeinen Grenzen Widerſtand leiſtete und mit dem Haupte des ſchmalkaldiſchen Bundes in ſo enger Beziehung ſtand. 1 Wohl ward die junge Prinzeſſin gewarnt, nament- lich von ihrer Mutter: aber eine Krone tragen zu können, hatte für ſie, ſo geſetzt und gehalten ſie ſonſt auch war, 1 Auch uͤber eine Vermaͤhlung der Prinzeſſin Maria mit dem Herzog von Cleve ward am ſaͤchſiſchen Hofe unterhandelt. Aus den Depeſchen Marillac’s vom J. 1539 ergiebt ſich, wie ernſtlich Hein- rich VIII in Gefahr zu ſeyn glaubte: die Flotte ward auf 150 Se- gel gebracht, in dem ganzen Lande ward Muſterung gehalten.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/193>, abgerufen am 24.11.2024.