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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.

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Siebentes Buch. Viertes Capitel.
liches Gebiet von der Werre bis zur Maaß, und die beiden
Rheinufer entlang von Cölln bis gegen Utrecht. Er konnte
als einer der mächtigsten Reichsfürsten angesehen werden.

Wir erinnern uns, daß Kaiser Maximilian einst die Ver-
einigung von Cleve und Jülich eigentlich gestiftet, und zwar
im Widerspruch mit frühern Zusagen, die Friedrich dem Wei-
sen von Sachsen
geschehen waren, um nicht einen so mäch-
tigen Fürsten an den niederländischen Grenzen zu haben. In
den Niederlanden und an dem kaiserlichen Hof war man
empört, daß diese wohlerwogene Politik jetzt sogar einen Ver-
lust verursachen solle. Der Kaiser sagte dem clevischen Ge-
sandten, niemals habe er geglaubt daß ihm dieß von einem
blutverwandten Fürsten begegnen solle. Der Gesandte ant-
wortete: Cleve habe einen günstigen Spruch des Kaisers
Siegmund für sich. Der Kaiser versetzte: andre Sentenzen
seyen für Brabant: auf keinen Fall aber hätte sich der Herzog
in den Besitz des Landes setzen dürfen, ehe es noch zu einem
Rechtsgang gekommen: er seinerseits könne und werde das
nicht leiden; -- man möge sich in Cleve erinnern, daß er den
Krieg mit dem mächtigsten Fürsten der Christenheit, dem Kö-
nig von Frankreich nicht gescheut habe, als dieser Mailand
dem Reiche vorenthalten wollen. 1

In der Feindseligkeit die sich hiedurch an den Gren-
zen der Niederlande entwickelte, lag aber noch nicht die ganze
Gefahr dieses Ereignisses. Die nemliche Combination welche
Maximilian vermeiden wollen, kehrte jetzt und zwar unter
unwillkommenern Umständen wieder. Wir wissen wie oft

1 Berichte des Carl Harst an den Herzog von Cleve im Düs-
seldorfer Archiv.

Siebentes Buch. Viertes Capitel.
liches Gebiet von der Werre bis zur Maaß, und die beiden
Rheinufer entlang von Cölln bis gegen Utrecht. Er konnte
als einer der mächtigſten Reichsfürſten angeſehen werden.

Wir erinnern uns, daß Kaiſer Maximilian einſt die Ver-
einigung von Cleve und Jülich eigentlich geſtiftet, und zwar
im Widerſpruch mit frühern Zuſagen, die Friedrich dem Wei-
ſen von Sachſen
geſchehen waren, um nicht einen ſo mäch-
tigen Fürſten an den niederländiſchen Grenzen zu haben. In
den Niederlanden und an dem kaiſerlichen Hof war man
empört, daß dieſe wohlerwogene Politik jetzt ſogar einen Ver-
luſt verurſachen ſolle. Der Kaiſer ſagte dem cleviſchen Ge-
ſandten, niemals habe er geglaubt daß ihm dieß von einem
blutverwandten Fürſten begegnen ſolle. Der Geſandte ant-
wortete: Cleve habe einen günſtigen Spruch des Kaiſers
Siegmund für ſich. Der Kaiſer verſetzte: andre Sentenzen
ſeyen für Brabant: auf keinen Fall aber hätte ſich der Herzog
in den Beſitz des Landes ſetzen dürfen, ehe es noch zu einem
Rechtsgang gekommen: er ſeinerſeits könne und werde das
nicht leiden; — man möge ſich in Cleve erinnern, daß er den
Krieg mit dem mächtigſten Fürſten der Chriſtenheit, dem Kö-
nig von Frankreich nicht geſcheut habe, als dieſer Mailand
dem Reiche vorenthalten wollen. 1

In der Feindſeligkeit die ſich hiedurch an den Gren-
zen der Niederlande entwickelte, lag aber noch nicht die ganze
Gefahr dieſes Ereigniſſes. Die nemliche Combination welche
Maximilian vermeiden wollen, kehrte jetzt und zwar unter
unwillkommenern Umſtänden wieder. Wir wiſſen wie oft

1 Berichte des Carl Harſt an den Herzog von Cleve im Duͤſ-
ſeldorfer Archiv.
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[180/0192] Siebentes Buch. Viertes Capitel. liches Gebiet von der Werre bis zur Maaß, und die beiden Rheinufer entlang von Cölln bis gegen Utrecht. Er konnte als einer der mächtigſten Reichsfürſten angeſehen werden. Wir erinnern uns, daß Kaiſer Maximilian einſt die Ver- einigung von Cleve und Jülich eigentlich geſtiftet, und zwar im Widerſpruch mit frühern Zuſagen, die Friedrich dem Wei- ſen von Sachſen geſchehen waren, um nicht einen ſo mäch- tigen Fürſten an den niederländiſchen Grenzen zu haben. In den Niederlanden und an dem kaiſerlichen Hof war man empört, daß dieſe wohlerwogene Politik jetzt ſogar einen Ver- luſt verurſachen ſolle. Der Kaiſer ſagte dem cleviſchen Ge- ſandten, niemals habe er geglaubt daß ihm dieß von einem blutverwandten Fürſten begegnen ſolle. Der Geſandte ant- wortete: Cleve habe einen günſtigen Spruch des Kaiſers Siegmund für ſich. Der Kaiſer verſetzte: andre Sentenzen ſeyen für Brabant: auf keinen Fall aber hätte ſich der Herzog in den Beſitz des Landes ſetzen dürfen, ehe es noch zu einem Rechtsgang gekommen: er ſeinerſeits könne und werde das nicht leiden; — man möge ſich in Cleve erinnern, daß er den Krieg mit dem mächtigſten Fürſten der Chriſtenheit, dem Kö- nig von Frankreich nicht geſcheut habe, als dieſer Mailand dem Reiche vorenthalten wollen. 1 In der Feindſeligkeit die ſich hiedurch an den Gren- zen der Niederlande entwickelte, lag aber noch nicht die ganze Gefahr dieſes Ereigniſſes. Die nemliche Combination welche Maximilian vermeiden wollen, kehrte jetzt und zwar unter unwillkommenern Umſtänden wieder. Wir wiſſen wie oft 1 Berichte des Carl Harſt an den Herzog von Cleve im Duͤſ- ſeldorfer Archiv.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/192>, abgerufen am 24.11.2024.