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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.

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Siebentes Buch. Viertes Capitel.
Kaisers in den deutschen Angelegenheiten sich bewegte: bald
mehr einer Abkunft mit den Protestanten, bald mehr ent-
schlossenem Widerstand neigte sie sich zu.

Da leuchtet nun wohl ein, daß die Anmahnung des
Papstes, in dem er das Oberhaupt des Glaubens erkannte,
einen gewissen Eindruck auf ihn machen mußte. Er bestä-
tigte jetzt wirklich jenen Nürnberger Bund, dem freilich sein
Stachel bereits genommen war. Aber so weit gieng er doch
nicht, die Frankfurter Abkunft zu widerrufen: schon genug,
daß er nur zögerte sie zu ratificiren.

Was die kriegerischen Unternehmungen gegen die Ab-
gewichenen betrifft, so bekannte er sich schuldig, sowohl ge-
gen England als gegen die Protestanten die Waffen zu er-
greifen, wohl verstanden jedoch: wenn dieß nothwendig und
ausführbar sey. England, sagte er, habe Geld, Deutschland
Männer, und man müsse sich hüten, nicht ein Bündniß zwi-
schen beiden zu veranlassen.

Nur darin gab er dem Papste Gehör, daß er unter der
Theilnahme desselben die Unterhandlungen mit Frankreich mit
erneutem Eifer fortsetzte.

Dazu hatte er freilich einen ganz besondern Grund: die
Empörung die so eben in Gent in Folge des letzten franzö-
sischen Krieges ausgebrochen war.

Eine Kriegssteuer welche damals von den andern drei
Ständen der Grafschaft Flandern bewilligt worden, hatte
die Stadt Gent unter dem Vorgeben verweigert, das Geld
das man zahle, werde doch niemals gut angewendet; mit
Kriegsvolk wolle sie ihrem Grafen dem Kaiser beistehn, je-
doch nicht anders. Von Tage zu Tage weiter schreitend hat-

Siebentes Buch. Viertes Capitel.
Kaiſers in den deutſchen Angelegenheiten ſich bewegte: bald
mehr einer Abkunft mit den Proteſtanten, bald mehr ent-
ſchloſſenem Widerſtand neigte ſie ſich zu.

Da leuchtet nun wohl ein, daß die Anmahnung des
Papſtes, in dem er das Oberhaupt des Glaubens erkannte,
einen gewiſſen Eindruck auf ihn machen mußte. Er beſtä-
tigte jetzt wirklich jenen Nürnberger Bund, dem freilich ſein
Stachel bereits genommen war. Aber ſo weit gieng er doch
nicht, die Frankfurter Abkunft zu widerrufen: ſchon genug,
daß er nur zögerte ſie zu ratificiren.

Was die kriegeriſchen Unternehmungen gegen die Ab-
gewichenen betrifft, ſo bekannte er ſich ſchuldig, ſowohl ge-
gen England als gegen die Proteſtanten die Waffen zu er-
greifen, wohl verſtanden jedoch: wenn dieß nothwendig und
ausführbar ſey. England, ſagte er, habe Geld, Deutſchland
Männer, und man müſſe ſich hüten, nicht ein Bündniß zwi-
ſchen beiden zu veranlaſſen.

Nur darin gab er dem Papſte Gehör, daß er unter der
Theilnahme deſſelben die Unterhandlungen mit Frankreich mit
erneutem Eifer fortſetzte.

Dazu hatte er freilich einen ganz beſondern Grund: die
Empörung die ſo eben in Gent in Folge des letzten franzö-
ſiſchen Krieges ausgebrochen war.

Eine Kriegsſteuer welche damals von den andern drei
Ständen der Grafſchaft Flandern bewilligt worden, hatte
die Stadt Gent unter dem Vorgeben verweigert, das Geld
das man zahle, werde doch niemals gut angewendet; mit
Kriegsvolk wolle ſie ihrem Grafen dem Kaiſer beiſtehn, je-
doch nicht anders. Von Tage zu Tage weiter ſchreitend hat-

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[172/0184] Siebentes Buch. Viertes Capitel. Kaiſers in den deutſchen Angelegenheiten ſich bewegte: bald mehr einer Abkunft mit den Proteſtanten, bald mehr ent- ſchloſſenem Widerſtand neigte ſie ſich zu. Da leuchtet nun wohl ein, daß die Anmahnung des Papſtes, in dem er das Oberhaupt des Glaubens erkannte, einen gewiſſen Eindruck auf ihn machen mußte. Er beſtä- tigte jetzt wirklich jenen Nürnberger Bund, dem freilich ſein Stachel bereits genommen war. Aber ſo weit gieng er doch nicht, die Frankfurter Abkunft zu widerrufen: ſchon genug, daß er nur zögerte ſie zu ratificiren. Was die kriegeriſchen Unternehmungen gegen die Ab- gewichenen betrifft, ſo bekannte er ſich ſchuldig, ſowohl ge- gen England als gegen die Proteſtanten die Waffen zu er- greifen, wohl verſtanden jedoch: wenn dieß nothwendig und ausführbar ſey. England, ſagte er, habe Geld, Deutſchland Männer, und man müſſe ſich hüten, nicht ein Bündniß zwi- ſchen beiden zu veranlaſſen. Nur darin gab er dem Papſte Gehör, daß er unter der Theilnahme deſſelben die Unterhandlungen mit Frankreich mit erneutem Eifer fortſetzte. Dazu hatte er freilich einen ganz beſondern Grund: die Empörung die ſo eben in Gent in Folge des letzten franzö- ſiſchen Krieges ausgebrochen war. Eine Kriegsſteuer welche damals von den andern drei Ständen der Grafſchaft Flandern bewilligt worden, hatte die Stadt Gent unter dem Vorgeben verweigert, das Geld das man zahle, werde doch niemals gut angewendet; mit Kriegsvolk wolle ſie ihrem Grafen dem Kaiſer beiſtehn, je- doch nicht anders. Von Tage zu Tage weiter ſchreitend hat-

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/184>, abgerufen am 25.11.2024.