Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.Reformation in der Mark Brandenburg. Auf dem nächsten Landtag, im März 1540, sah man 1 "Was die Clöster belanget, wollen die beiden stende gebe- ten haben, die Armen Jungfrauenkloster gnedigst zu bedenken und sie nicht nott leiden dorfen, an oren unterhalt, essen und trinken, cleidung und anders belangend." (Fragment der Landtags-Acten.) 2 Der Churfürst sagt in seiner Antwort auf die Klage des
Carthäusers, von seinem Vorschlag die Verwaltung der Carthause der Universität zu überlassen: "Welchen Vorschlag ich sammt dem Ordinario des orts und meiner Landschaft mit gutem Bedacht erwo- gen und beratschlagt." (Berl. A.) Reformation in der Mark Brandenburg. Auf dem nächſten Landtag, im März 1540, ſah man 1 „Was die Cloͤſter belanget, wollen die beiden ſtende gebe- ten haben, die Armen Jungfrauenkloſter gnedigſt zu bedenken und ſie nicht nott leiden dorfen, an oren unterhalt, eſſen und trinken, cleidung und anders belangend.“ (Fragment der Landtags-Acten.) 2 Der Churfuͤrſt ſagt in ſeiner Antwort auf die Klage des
Carthaͤuſers, von ſeinem Vorſchlag die Verwaltung der Carthauſe der Univerſitaͤt zu uͤberlaſſen: „Welchen Vorſchlag ich ſammt dem Ordinario des orts und meiner Landſchaft mit gutem Bedacht erwo- gen und beratſchlagt.“ (Berl. A.) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0171" n="159"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Reformation in der Mark <placeName>Brandenburg</placeName></hi>.</fw><lb/> <p>Auf dem nächſten Landtag, im März 1540, ſah man<lb/> daß die Stände mit ihrem Fürſten einverſtanden waren. Die<lb/> Ritterſchaft begnügte ſich mit der Verſicherung, daß in den<lb/> geiſtlichen Stiftungen keine unbillige, die Ehre Gottes ſchmä-<lb/> lernde Neuerung vorgenommen werden ſollte: eine Zuſage,<lb/> durch welche der Fürſt doch nur wenig beſchränkt wurde.<lb/> Beſonders die Jungfrauenklöſter ſcheinen ihr und den Städ-<lb/> ten am Herzen gelegen zu haben. <note place="foot" n="1">„Was die Cloͤſter belanget, wollen die beiden ſtende gebe-<lb/> ten haben, die Armen Jungfrauenkloſter gnedigſt zu bedenken und ſie<lb/> nicht nott leiden dorfen, an oren unterhalt, eſſen und trinken, cleidung<lb/> und anders belangend.“ (Fragment der Landtags-Acten.)</note> Den Städten ward<lb/> das Patronat der Kirchen und Schulen beſtätigt, in ſo fern<lb/> ſie ſich der neuen Ordnung gemäß halten würden. Die<lb/> Univerſität empfieng zunächſt die reiche Carthauſe bei <placeName>Frank-<lb/> furt</placeName> an der Oder, die ſchon beinahe ganz verödet war: zwar<lb/> mit Widerſpruch des letzten Priors, der den Churfürſten über-<lb/> haupt nicht als ſeinen Herrn anerkennen wollte; aber mit<lb/> Beiſtimmung des Biſchofs von <placeName>Lebus</placeName>. <note place="foot" n="2">Der Churfuͤrſt ſagt in ſeiner Antwort auf die Klage des<lb/> Carthaͤuſers, von ſeinem Vorſchlag die Verwaltung der Carthauſe<lb/> der Univerſitaͤt zu uͤberlaſſen: „Welchen Vorſchlag ich ſammt dem<lb/> Ordinario des orts und meiner Landſchaft mit gutem Bedacht erwo-<lb/> gen und beratſchlagt.“ (Berl. A.)</note> Indem die Klö-<lb/> ſter fielen, erhielten ſich die Biſchöfe. <persName ref="http://d-nb.info/gnd/136697704">Georg von Blumen-<lb/> thal zu Lebus</persName> ward durch die Zuweiſung einer größeren Zahl<lb/> von Vaſallen in Ergebenheit gehalten: <note place="foot" n="3"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/115670645">Wolbruͤck</persName> Geſchichte von <placeName>Lebus</placeName> <hi rendition="#aq">II,</hi> 310.</note> nach wie vor fin-<lb/> den wir ihn in geſandtſchaftlichen Geſchäften gebraucht. Eher<lb/> zeigte <persName ref="http://d-nb.info/gnd/120438852">Buſſo von Alvensleben zu Havelberg</persName> Regungen von<lb/> Widerſetzlichkeit: am Ende hat aber auch er nachgegeben:<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [159/0171]
Reformation in der Mark Brandenburg.
Auf dem nächſten Landtag, im März 1540, ſah man
daß die Stände mit ihrem Fürſten einverſtanden waren. Die
Ritterſchaft begnügte ſich mit der Verſicherung, daß in den
geiſtlichen Stiftungen keine unbillige, die Ehre Gottes ſchmä-
lernde Neuerung vorgenommen werden ſollte: eine Zuſage,
durch welche der Fürſt doch nur wenig beſchränkt wurde.
Beſonders die Jungfrauenklöſter ſcheinen ihr und den Städ-
ten am Herzen gelegen zu haben. 1 Den Städten ward
das Patronat der Kirchen und Schulen beſtätigt, in ſo fern
ſie ſich der neuen Ordnung gemäß halten würden. Die
Univerſität empfieng zunächſt die reiche Carthauſe bei Frank-
furt an der Oder, die ſchon beinahe ganz verödet war: zwar
mit Widerſpruch des letzten Priors, der den Churfürſten über-
haupt nicht als ſeinen Herrn anerkennen wollte; aber mit
Beiſtimmung des Biſchofs von Lebus. 2 Indem die Klö-
ſter fielen, erhielten ſich die Biſchöfe. Georg von Blumen-
thal zu Lebus ward durch die Zuweiſung einer größeren Zahl
von Vaſallen in Ergebenheit gehalten: 3 nach wie vor fin-
den wir ihn in geſandtſchaftlichen Geſchäften gebraucht. Eher
zeigte Buſſo von Alvensleben zu Havelberg Regungen von
Widerſetzlichkeit: am Ende hat aber auch er nachgegeben:
1 „Was die Cloͤſter belanget, wollen die beiden ſtende gebe-
ten haben, die Armen Jungfrauenkloſter gnedigſt zu bedenken und ſie
nicht nott leiden dorfen, an oren unterhalt, eſſen und trinken, cleidung
und anders belangend.“ (Fragment der Landtags-Acten.)
2 Der Churfuͤrſt ſagt in ſeiner Antwort auf die Klage des
Carthaͤuſers, von ſeinem Vorſchlag die Verwaltung der Carthauſe
der Univerſitaͤt zu uͤberlaſſen: „Welchen Vorſchlag ich ſammt dem
Ordinario des orts und meiner Landſchaft mit gutem Bedacht erwo-
gen und beratſchlagt.“ (Berl. A.)
3 Wolbruͤck Geſchichte von Lebus II, 310.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |