schließung hervorrief, war wie bei seinem Bruder zunächst der Gang der Dinge in dem hallischen Bunde.
Wir wissen, wie die Verbündeten sich gleich dort in Zeitz feindseligen und kriegerischen Absichten hingaben. Joa- chim II hütete sich wohl ihnen darin beizupflichten. Ihm war es ganz genehm, wenn bei der Erneuerung der Erbeinigung die Formel wegfiel, die sich auf die römische Kirche bezog. Recht im Gegensatz mit den Übrigen traf er mit Johann Friedrich und Philipp die Abrede, daß keiner den andern der Religion halben befehden solle: weder für sich noch um eines dritten willen, wer das auch seyn möge.
Hierauf konnte er, wie sich versteht, an den Unterhand- lungen die zum Nürnberger Bunde führten nicht Theil neh- men. Nur sehr kühl und zweifelhaft beantwortete er das Schreiben worin ihm von dem Abschluß desselben Nachricht gegeben ward. Darum ließ man ihn aber auf jener Seite nicht los. In einem seiner Briefe sagt Heinrich von Braun- schweig, 1 er wisse recht wohl, daß Joachim keine Lust zu diesem Bündniß habe: er habe es bei einer persönlichen Anwesenheit in Berlin sehr gut bemerkt: er kenne die in Zeitz getroffene Abrede: er traue dem Manne überhaupt nicht; "allein", fügt er hinzu, "wir achten dafür, er muß hier herein, es sey ihm lieb oder leid." Zu einer Zeit wo der jüngere Bruder dem schmalkaldischen Bündniß beigetre- ten, wollte man den älteren fast mit Gewalt nöthigen an dem entgegengesetzten Theil zu nehmen, das sich schon berei- tete die Waffen zu ergreifen. Er sollte Diejenigen bekäm- pfen, deren Überzeugungen großentheils seine eigenen waren. Keine Frage: dem mußte er sich widersetzen.
1 An den Erzbischof von Magdeburg. Im weim. A.
Reformation in der Mark Brandenburg.
ſchließung hervorrief, war wie bei ſeinem Bruder zunächſt der Gang der Dinge in dem halliſchen Bunde.
Wir wiſſen, wie die Verbündeten ſich gleich dort in Zeitz feindſeligen und kriegeriſchen Abſichten hingaben. Joa- chim II hütete ſich wohl ihnen darin beizupflichten. Ihm war es ganz genehm, wenn bei der Erneuerung der Erbeinigung die Formel wegfiel, die ſich auf die römiſche Kirche bezog. Recht im Gegenſatz mit den Übrigen traf er mit Johann Friedrich und Philipp die Abrede, daß keiner den andern der Religion halben befehden ſolle: weder für ſich noch um eines dritten willen, wer das auch ſeyn möge.
Hierauf konnte er, wie ſich verſteht, an den Unterhand- lungen die zum Nürnberger Bunde führten nicht Theil neh- men. Nur ſehr kühl und zweifelhaft beantwortete er das Schreiben worin ihm von dem Abſchluß deſſelben Nachricht gegeben ward. Darum ließ man ihn aber auf jener Seite nicht los. In einem ſeiner Briefe ſagt Heinrich von Braun- ſchweig, 1 er wiſſe recht wohl, daß Joachim keine Luſt zu dieſem Bündniß habe: er habe es bei einer perſönlichen Anweſenheit in Berlin ſehr gut bemerkt: er kenne die in Zeitz getroffene Abrede: er traue dem Manne überhaupt nicht; „allein“, fügt er hinzu, „wir achten dafür, er muß hier herein, es ſey ihm lieb oder leid.“ Zu einer Zeit wo der jüngere Bruder dem ſchmalkaldiſchen Bündniß beigetre- ten, wollte man den älteren faſt mit Gewalt nöthigen an dem entgegengeſetzten Theil zu nehmen, das ſich ſchon berei- tete die Waffen zu ergreifen. Er ſollte Diejenigen bekäm- pfen, deren Überzeugungen großentheils ſeine eigenen waren. Keine Frage: dem mußte er ſich widerſetzen.
1 An den Erzbiſchof von Magdeburg. Im weim. A.
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Reformation in der Mark Brandenburg.
ſchließung hervorrief, war wie bei ſeinem Bruder zunächſt
der Gang der Dinge in dem halliſchen Bunde.
Wir wiſſen, wie die Verbündeten ſich gleich dort in
Zeitz feindſeligen und kriegeriſchen Abſichten hingaben. Joa-
chim II hütete ſich wohl ihnen darin beizupflichten. Ihm war
es ganz genehm, wenn bei der Erneuerung der Erbeinigung
die Formel wegfiel, die ſich auf die römiſche Kirche bezog.
Recht im Gegenſatz mit den Übrigen traf er mit Johann
Friedrich und Philipp die Abrede, daß keiner den andern
der Religion halben befehden ſolle: weder für ſich noch um
eines dritten willen, wer das auch ſeyn möge.
Hierauf konnte er, wie ſich verſteht, an den Unterhand-
lungen die zum Nürnberger Bunde führten nicht Theil neh-
men. Nur ſehr kühl und zweifelhaft beantwortete er das
Schreiben worin ihm von dem Abſchluß deſſelben Nachricht
gegeben ward. Darum ließ man ihn aber auf jener Seite
nicht los. In einem ſeiner Briefe ſagt Heinrich von Braun-
ſchweig, 1 er wiſſe recht wohl, daß Joachim keine Luſt zu
dieſem Bündniß habe: er habe es bei einer perſönlichen
Anweſenheit in Berlin ſehr gut bemerkt: er kenne die in
Zeitz getroffene Abrede: er traue dem Manne überhaupt
nicht; „allein“, fügt er hinzu, „wir achten dafür, er muß
hier herein, es ſey ihm lieb oder leid.“ Zu einer Zeit wo
der jüngere Bruder dem ſchmalkaldiſchen Bündniß beigetre-
ten, wollte man den älteren faſt mit Gewalt nöthigen an
dem entgegengeſetzten Theil zu nehmen, das ſich ſchon berei-
tete die Waffen zu ergreifen. Er ſollte Diejenigen bekäm-
pfen, deren Überzeugungen großentheils ſeine eigenen waren.
Keine Frage: dem mußte er ſich widerſetzen.
1 An den Erzbiſchof von Magdeburg. Im weim. A.
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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/163>, abgerufen am 27.11.2024.
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