gelangt sind, und streben sie zu überwinden. Nicht länger befriedigt von dem Erworbenen oder Erreichten, reißen sie sich vielmehr davon los; alle Kräfte, bewußt oder unbe- wußt, arbeiten einen neuen Standpunct zu gewinnen.
Eine solche Zeit der Umwandlung, des Überganges von einer Stufe zur andern, und zwar eine der merkwürdigsten entscheidendsten, die je in dem Leben der europäischen Natio- nen vorgekommen, macht den Gegenstand dieses Buches aus.
Daß die hierarchische Gewalt, die bisher den Mittel- punct derselben gebildet, die Normen des Glaubens gegeben, auf alle weltlichen Einrichtungen und Zustände beherrschen- den Einfluß ausgeübt hatte, von einem Theile ihrer Gläubi- gen und zwar in der deutschen Nation, die ihr immer be- sonders ergeben gewesen, verworfen und verlassen ward, mußte, wenn es dabei blieb, eine unermeßliche Veränderung im Reiche der Ideen so wie in den politischen und bürgerlichen Verhält- nissen, eine neue Welt hervorbringen.
Wir haben gesehen wie sich dieß Ereigniß vorbereitete und unvermeidlich wurde: wir haben auch nicht verhehlt, welche Gefahr damit eintrat, wie nothwendig es war, daß die Führer der Bewegung mitten in dem Sturme den sie hervorgerufen, doch nicht weiter giengen, als ihr Vorhaben unbedingt erheischte.
Denn darauf wird es in dem Wechsel der Zeiten im- mer ankommen, daß die einmal gewonnene Grundlage der Cultur unverletzt bleibe, daß die wesentlichen Resultate, zu denen es die vergangenen Geschlechter gebracht, von einem Jahrhundert dem andern überliefert werden.
Die Reformatoren hielten sich selbst in der Religion, in
Siebentes Buch.
gelangt ſind, und ſtreben ſie zu überwinden. Nicht länger befriedigt von dem Erworbenen oder Erreichten, reißen ſie ſich vielmehr davon los; alle Kräfte, bewußt oder unbe- wußt, arbeiten einen neuen Standpunct zu gewinnen.
Eine ſolche Zeit der Umwandlung, des Überganges von einer Stufe zur andern, und zwar eine der merkwürdigſten entſcheidendſten, die je in dem Leben der europäiſchen Natio- nen vorgekommen, macht den Gegenſtand dieſes Buches aus.
Daß die hierarchiſche Gewalt, die bisher den Mittel- punct derſelben gebildet, die Normen des Glaubens gegeben, auf alle weltlichen Einrichtungen und Zuſtände beherrſchen- den Einfluß ausgeübt hatte, von einem Theile ihrer Gläubi- gen und zwar in der deutſchen Nation, die ihr immer be- ſonders ergeben geweſen, verworfen und verlaſſen ward, mußte, wenn es dabei blieb, eine unermeßliche Veränderung im Reiche der Ideen ſo wie in den politiſchen und bürgerlichen Verhält- niſſen, eine neue Welt hervorbringen.
Wir haben geſehen wie ſich dieß Ereigniß vorbereitete und unvermeidlich wurde: wir haben auch nicht verhehlt, welche Gefahr damit eintrat, wie nothwendig es war, daß die Führer der Bewegung mitten in dem Sturme den ſie hervorgerufen, doch nicht weiter giengen, als ihr Vorhaben unbedingt erheiſchte.
Denn darauf wird es in dem Wechſel der Zeiten im- mer ankommen, daß die einmal gewonnene Grundlage der Cultur unverletzt bleibe, daß die weſentlichen Reſultate, zu denen es die vergangenen Geſchlechter gebracht, von einem Jahrhundert dem andern überliefert werden.
Die Reformatoren hielten ſich ſelbſt in der Religion, in
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Siebentes Buch.
gelangt ſind, und ſtreben ſie zu überwinden. Nicht länger
befriedigt von dem Erworbenen oder Erreichten, reißen ſie
ſich vielmehr davon los; alle Kräfte, bewußt oder unbe-
wußt, arbeiten einen neuen Standpunct zu gewinnen.
Eine ſolche Zeit der Umwandlung, des Überganges von
einer Stufe zur andern, und zwar eine der merkwürdigſten
entſcheidendſten, die je in dem Leben der europäiſchen Natio-
nen vorgekommen, macht den Gegenſtand dieſes Buches aus.
Daß die hierarchiſche Gewalt, die bisher den Mittel-
punct derſelben gebildet, die Normen des Glaubens gegeben,
auf alle weltlichen Einrichtungen und Zuſtände beherrſchen-
den Einfluß ausgeübt hatte, von einem Theile ihrer Gläubi-
gen und zwar in der deutſchen Nation, die ihr immer be-
ſonders ergeben geweſen, verworfen und verlaſſen ward, mußte,
wenn es dabei blieb, eine unermeßliche Veränderung im Reiche
der Ideen ſo wie in den politiſchen und bürgerlichen Verhält-
niſſen, eine neue Welt hervorbringen.
Wir haben geſehen wie ſich dieß Ereigniß vorbereitete
und unvermeidlich wurde: wir haben auch nicht verhehlt,
welche Gefahr damit eintrat, wie nothwendig es war, daß
die Führer der Bewegung mitten in dem Sturme den ſie
hervorgerufen, doch nicht weiter giengen, als ihr Vorhaben
unbedingt erheiſchte.
Denn darauf wird es in dem Wechſel der Zeiten im-
mer ankommen, daß die einmal gewonnene Grundlage der
Cultur unverletzt bleibe, daß die weſentlichen Reſultate, zu
denen es die vergangenen Geſchlechter gebracht, von einem
Jahrhundert dem andern überliefert werden.
Die Reformatoren hielten ſich ſelbſt in der Religion, in
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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/16>, abgerufen am 24.11.2024.
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