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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.

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Drittes Capitel.
Weitere Ausbreitung der Reformation in den norddeutschen
Gebieten.


Reformation in dem albertinischen Sachsen.

Noch immer herrschten hier, bereits hoch in Jahren,
die beiden Söhne Herzog Albrecht des Beherzten, Georg
und Heinrich.

Selten mag es Brüder von entgegengesetzteren Eigen-
schaften gegeben haben als diese beiden.

Georg, der bei weitem den größten Theil der Lande
inne hatte, zeigte sich allezeit als ein Mann von buchstäb-
licher Gesetzlichkeit, herbem Eigensinn und durchgreifender
Thatkraft. In seinem Lande hielt er strenge Ordnung, kein
Übergriff der Mächtigen wäre geduldet worden; dagegen
ließ er auch diesen ihre Rechte, nirgend war das ständische
Wesen weiter ausgebildet, höher geachtet: der Herzog wußte
dabei doch seinen Willen durchzusetzen, seine Geldforderun-
gen, wie stark sie auch seyn mochten, wurden in der Regel
bewilligt. Herzog Georg war in allen Dingen pflichtgetreu;
die Vormundschaft über Anhalt führte er, nachdem er sie
einmal übernommen, mit musterhafter Sorgfalt; auf die Er-
füllung dessen was er versprach, konnte man allezeit zählen.

Drittes Capitel.
Weitere Ausbreitung der Reformation in den norddeutſchen
Gebieten.


Reformation in dem albertiniſchen Sachſen.

Noch immer herrſchten hier, bereits hoch in Jahren,
die beiden Söhne Herzog Albrecht des Beherzten, Georg
und Heinrich.

Selten mag es Brüder von entgegengeſetzteren Eigen-
ſchaften gegeben haben als dieſe beiden.

Georg, der bei weitem den größten Theil der Lande
inne hatte, zeigte ſich allezeit als ein Mann von buchſtäb-
licher Geſetzlichkeit, herbem Eigenſinn und durchgreifender
Thatkraft. In ſeinem Lande hielt er ſtrenge Ordnung, kein
Übergriff der Mächtigen wäre geduldet worden; dagegen
ließ er auch dieſen ihre Rechte, nirgend war das ſtändiſche
Weſen weiter ausgebildet, höher geachtet: der Herzog wußte
dabei doch ſeinen Willen durchzuſetzen, ſeine Geldforderun-
gen, wie ſtark ſie auch ſeyn mochten, wurden in der Regel
bewilligt. Herzog Georg war in allen Dingen pflichtgetreu;
die Vormundſchaft über Anhalt führte er, nachdem er ſie
einmal übernommen, mit muſterhafter Sorgfalt; auf die Er-
füllung deſſen was er verſprach, konnte man allezeit zählen.

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[[135]/0147] Drittes Capitel. Weitere Ausbreitung der Reformation in den norddeutſchen Gebieten. Reformation in dem albertiniſchen Sachſen. Noch immer herrſchten hier, bereits hoch in Jahren, die beiden Söhne Herzog Albrecht des Beherzten, Georg und Heinrich. Selten mag es Brüder von entgegengeſetzteren Eigen- ſchaften gegeben haben als dieſe beiden. Georg, der bei weitem den größten Theil der Lande inne hatte, zeigte ſich allezeit als ein Mann von buchſtäb- licher Geſetzlichkeit, herbem Eigenſinn und durchgreifender Thatkraft. In ſeinem Lande hielt er ſtrenge Ordnung, kein Übergriff der Mächtigen wäre geduldet worden; dagegen ließ er auch dieſen ihre Rechte, nirgend war das ſtändiſche Weſen weiter ausgebildet, höher geachtet: der Herzog wußte dabei doch ſeinen Willen durchzuſetzen, ſeine Geldforderun- gen, wie ſtark ſie auch ſeyn mochten, wurden in der Regel bewilligt. Herzog Georg war in allen Dingen pflichtgetreu; die Vormundſchaft über Anhalt führte er, nachdem er ſie einmal übernommen, mit muſterhafter Sorgfalt; auf die Er- füllung deſſen was er verſprach, konnte man allezeit zählen.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. [135]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/147>, abgerufen am 28.11.2024.