schen Reichsstädte hindert ihn nicht mit denselben in Ver- bindung zu treten. Er zeigt sich schon in seinen Briefen ein wenig geschwätzig: im Gespräch bei den deutschen Ge- lagen, die er liebte, soll er dieß in hohem Grade gewesen seyn; aber zugleich finden wir ihn immer thätig, immer bei der Sache, und dem Winke seines Herrn gehorsam.
Der Lage der Dinge entspricht es nun sehr gut, daß der Kaiser diesen Mann zur Unterhandlung in Frankfurt ab- ordnete.
In seiner Instruction ward er mit Bezugnahme auf die zu Nizza und Aiguesmortes getroffene Abrede angewie- sen, einen Stillstand mit den Protestanten zu treffen. Es versteht sich, daß er so günstige Bedingungen zu erhalten suchen sollte wie möglich. Die Beurtheilung dieser Möglich- keit aber und dessen was überhaupt geschehen könne, ward ihm selbst überlassen. 1
Am 23 Februar 1539 traf der Erzbischof von Lunden in Frankfurt ein. Den Tag darauf, dem Geburtstag des Kaisers, zogen die beiden Fürsten welche die Vermittelung übernommen, mit aller Feierlichkeit zu ihm auf den Römer. Die Verhandlungen wurden eröffnet.
Anfangs aber waren die beiden Parteien noch weit von einander entfernt.
Die Protestanten, die sich an den letzten Verwirrungen unschuldig fühlten, und jetzt den Vortheil hatten, angegan- gen, aufgesucht zu seyn, trugen nicht länger Bedenken mit den Forderungen hervorzutreten, deren Gewährung ihnen die
1Que la chose se conduyse selon le tems et l'exigence des termes on savez et entendez que les affaires publiques sont et que trouverez l'etat de ceux de la Germanie.
Siebentes Buch. Zweites Capitel.
ſchen Reichsſtädte hindert ihn nicht mit denſelben in Ver- bindung zu treten. Er zeigt ſich ſchon in ſeinen Briefen ein wenig geſchwätzig: im Geſpräch bei den deutſchen Ge- lagen, die er liebte, ſoll er dieß in hohem Grade geweſen ſeyn; aber zugleich finden wir ihn immer thätig, immer bei der Sache, und dem Winke ſeines Herrn gehorſam.
Der Lage der Dinge entſpricht es nun ſehr gut, daß der Kaiſer dieſen Mann zur Unterhandlung in Frankfurt ab- ordnete.
In ſeiner Inſtruction ward er mit Bezugnahme auf die zu Nizza und Aiguesmortes getroffene Abrede angewie- ſen, einen Stillſtand mit den Proteſtanten zu treffen. Es verſteht ſich, daß er ſo günſtige Bedingungen zu erhalten ſuchen ſollte wie möglich. Die Beurtheilung dieſer Möglich- keit aber und deſſen was überhaupt geſchehen könne, ward ihm ſelbſt überlaſſen. 1
Am 23 Februar 1539 traf der Erzbiſchof von Lunden in Frankfurt ein. Den Tag darauf, dem Geburtstag des Kaiſers, zogen die beiden Fürſten welche die Vermittelung übernommen, mit aller Feierlichkeit zu ihm auf den Römer. Die Verhandlungen wurden eröffnet.
Anfangs aber waren die beiden Parteien noch weit von einander entfernt.
Die Proteſtanten, die ſich an den letzten Verwirrungen unſchuldig fühlten, und jetzt den Vortheil hatten, angegan- gen, aufgeſucht zu ſeyn, trugen nicht länger Bedenken mit den Forderungen hervorzutreten, deren Gewährung ihnen die
1Que la chose se conduyse selon le tems et l’exigence des termes on savez et entendez que les affaires publiques sont et que trouverez l’etat de ceux de la Germanie.
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Siebentes Buch. Zweites Capitel.
ſchen Reichsſtädte hindert ihn nicht mit denſelben in Ver-
bindung zu treten. Er zeigt ſich ſchon in ſeinen Briefen
ein wenig geſchwätzig: im Geſpräch bei den deutſchen Ge-
lagen, die er liebte, ſoll er dieß in hohem Grade geweſen
ſeyn; aber zugleich finden wir ihn immer thätig, immer bei
der Sache, und dem Winke ſeines Herrn gehorſam.
Der Lage der Dinge entſpricht es nun ſehr gut, daß
der Kaiſer dieſen Mann zur Unterhandlung in Frankfurt ab-
ordnete.
In ſeiner Inſtruction ward er mit Bezugnahme auf
die zu Nizza und Aiguesmortes getroffene Abrede angewie-
ſen, einen Stillſtand mit den Proteſtanten zu treffen. Es
verſteht ſich, daß er ſo günſtige Bedingungen zu erhalten
ſuchen ſollte wie möglich. Die Beurtheilung dieſer Möglich-
keit aber und deſſen was überhaupt geſchehen könne, ward
ihm ſelbſt überlaſſen. 1
Am 23 Februar 1539 traf der Erzbiſchof von Lunden
in Frankfurt ein. Den Tag darauf, dem Geburtstag des
Kaiſers, zogen die beiden Fürſten welche die Vermittelung
übernommen, mit aller Feierlichkeit zu ihm auf den Römer.
Die Verhandlungen wurden eröffnet.
Anfangs aber waren die beiden Parteien noch weit von
einander entfernt.
Die Proteſtanten, die ſich an den letzten Verwirrungen
unſchuldig fühlten, und jetzt den Vortheil hatten, angegan-
gen, aufgeſucht zu ſeyn, trugen nicht länger Bedenken mit
den Forderungen hervorzutreten, deren Gewährung ihnen die
1 Que la chose se conduyse selon le tems et l’exigence
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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/140>, abgerufen am 25.07.2024.
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