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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.

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Siebentes Buch. Zweites Capitel.
zu vermitteln. Ich möchte nicht sagen, daß ein so langer
Stillstand einem Frieden gleich zu schätzen gewesen wäre:
vielmehr blieben die alten Differenzen dabei noch immer
unausgeglichen und gewissermaaßen vorbehalten; allein es
bedeutete doch etwas, daß es dazu gekommen war, und
allmählig mußte sich nun ein besseres Verhältniß bilden. 1
In Nizza hatten die beiden Fürsten einander persönlich nicht
gesehen: erst als der Kaiser auf der Rückkehr die franzö-
sische Küste berührte, zu Aiguesmortes, geschah dieß. Sie
haben die Messe mit einander gehört, zusammen gespeist;
der lebhafte König wenigstens hat sich mit aller möglichen
Genugthuung über den Eindruck den der Kaiser auf ihn
gemacht habe, so wie über das gute Verständniß das zwi-
schen ihnen geschlossen sey, geäußert. 2

In diesen beiden Versammlungen ist nun aber nicht
allein von den französischen und osmanischen, sondern auch
von den kirchlichen und den deutschen Angelegenheiten die
Rede gewesen.

Wir sind zwar hierüber nicht so vollständig unterrichtet
wie wir wünschten: über die vornehmsten Momente liegen
uns aber unzweifelhafte Urkunden vor.

Aufs neue verschob der Papst das angekündigte Concilium.


1 Relatione del clarmo Nic. Thiepolo dell'abboccamento di
Nizza,
abgedruckt bei Du Mont IV, ii, p. 172, so wie im Thesoro
politico.
2 An Castillon 18 Juli, und hierauf 28 Juli. Princes ne
se departirent au plus grande amitie. Entendez que la fiance et
seurete que nous avons prises entre nous deux, est si grande
que je vous puis dire, qu'il n'y a celui de nous qui ne soit pour
dores n'avant estimer et reputter les faits de son compagnon
comme les siens propres.
(Melanges de Colbert, XIII. Bibl.
zu Paris.)

Siebentes Buch. Zweites Capitel.
zu vermitteln. Ich möchte nicht ſagen, daß ein ſo langer
Stillſtand einem Frieden gleich zu ſchätzen geweſen wäre:
vielmehr blieben die alten Differenzen dabei noch immer
unausgeglichen und gewiſſermaaßen vorbehalten; allein es
bedeutete doch etwas, daß es dazu gekommen war, und
allmählig mußte ſich nun ein beſſeres Verhältniß bilden. 1
In Nizza hatten die beiden Fürſten einander perſönlich nicht
geſehen: erſt als der Kaiſer auf der Rückkehr die franzö-
ſiſche Küſte berührte, zu Aiguesmortes, geſchah dieß. Sie
haben die Meſſe mit einander gehört, zuſammen geſpeiſt;
der lebhafte König wenigſtens hat ſich mit aller möglichen
Genugthuung über den Eindruck den der Kaiſer auf ihn
gemacht habe, ſo wie über das gute Verſtändniß das zwi-
ſchen ihnen geſchloſſen ſey, geäußert. 2

In dieſen beiden Verſammlungen iſt nun aber nicht
allein von den franzöſiſchen und osmaniſchen, ſondern auch
von den kirchlichen und den deutſchen Angelegenheiten die
Rede geweſen.

Wir ſind zwar hierüber nicht ſo vollſtändig unterrichtet
wie wir wünſchten: über die vornehmſten Momente liegen
uns aber unzweifelhafte Urkunden vor.

Aufs neue verſchob der Papſt das angekündigte Concilium.


1 Relatione del clarmo Nic. Thiepolo dell’abboccamento di
Nizza,
abgedruckt bei Du Mont IV, ii, p. 172, ſo wie im Thesoro
politico.
2 An Caſtillon 18 Juli, und hierauf 28 Juli. Princes ne
se departirent au plus grande amitié. Entendez que la fiance et
seureté que nous avons prises entre nous deux, est si grande
que je vous puis dire, qu’il n’y a celui de nous qui ne soit pour
dores n’avant estimer et reputter les faits de son compagnon
comme les siens propres.
(Melanges de Colbert, XIII. Bibl.
zu Paris.)
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[120/0132] Siebentes Buch. Zweites Capitel. zu vermitteln. Ich möchte nicht ſagen, daß ein ſo langer Stillſtand einem Frieden gleich zu ſchätzen geweſen wäre: vielmehr blieben die alten Differenzen dabei noch immer unausgeglichen und gewiſſermaaßen vorbehalten; allein es bedeutete doch etwas, daß es dazu gekommen war, und allmählig mußte ſich nun ein beſſeres Verhältniß bilden. 1 In Nizza hatten die beiden Fürſten einander perſönlich nicht geſehen: erſt als der Kaiſer auf der Rückkehr die franzö- ſiſche Küſte berührte, zu Aiguesmortes, geſchah dieß. Sie haben die Meſſe mit einander gehört, zuſammen geſpeiſt; der lebhafte König wenigſtens hat ſich mit aller möglichen Genugthuung über den Eindruck den der Kaiſer auf ihn gemacht habe, ſo wie über das gute Verſtändniß das zwi- ſchen ihnen geſchloſſen ſey, geäußert. 2 In dieſen beiden Verſammlungen iſt nun aber nicht allein von den franzöſiſchen und osmaniſchen, ſondern auch von den kirchlichen und den deutſchen Angelegenheiten die Rede geweſen. Wir ſind zwar hierüber nicht ſo vollſtändig unterrichtet wie wir wünſchten: über die vornehmſten Momente liegen uns aber unzweifelhafte Urkunden vor. Aufs neue verſchob der Papſt das angekündigte Concilium. 1 Relatione del clarmo Nic. Thiepolo dell’abboccamento di Nizza, abgedruckt bei Du Mont IV, ii, p. 172, ſo wie im Thesoro politico. 2 An Caſtillon 18 Juli, und hierauf 28 Juli. Princes ne se departirent au plus grande amitié. Entendez que la fiance et seureté que nous avons prises entre nous deux, est si grande que je vous puis dire, qu’il n’y a celui de nous qui ne soit pour dores n’avant estimer et reputter les faits de son compagnon comme les siens propres. (Melanges de Colbert, XIII. Bibl. zu Paris.)

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/132>, abgerufen am 28.11.2024.