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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.

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Siebentes Buch. Zweites Capitel.
als der schmalkaldische, überdieß durch die Autorität des Rei-
ches verstärkt, hätte sie in Schutz genommen.

Es ist wohl sehr deutlich, daß eben deshalb der katholi-
schen Sache im Allgemeinen damit nicht gedient seyn konnte.

Hie und da hatte Held selbst an geistlichen Höfen nur
eine schlechte Aufnahme gefunden. Der Churfürst von Trier
erwiederte seine Anträge mit der Drohung, dem Landgrafen
davon Meldung zu thun. 1 Im März 1538 ward zwar
wirklich eine Zusammenkunft zu Speier gehalten, um über
seinen Entwurf zu Rathe zu gehn: außer den norddeut-
schen Verbündeten hatten Baiern, Salzburg und König Fer-
dinand
ihre Abgeordneten gesendet: eben die am eifrigsten
katholischen Fürsten des Reiches: aber zur Annahme seiner
Vorschläge waren sie nicht zu überreden. Durch die man-
cherlei Ausstellungen welche sie machten, fühlte sich Dr Held
fast beleidigt.

Eben so leicht ist es aber auch zu begreifen, daß der
Antrag der Norddeutschen nicht völlig zurückgewiesen ward.
König Ferdinand hatte sich auf das ernstlichste beklagt daß
Held ihn vorbeigegangen und so gefährliche Pläne in Gang
gebracht habe, "den Geschäften des Kaisers trefflich schäd-
lich". Nachdem es aber einmal geschehen, wäre es auch
nicht rathsam gewesen, sich denselben geradezu entgegenzu-
setzen: man hätte sich dadurch leicht auch die katholischen
Fürsten entfremden können. Und hatte nicht der Kaiser selbst
schon vor mehreren Jahren an einen ähnlichen Bund ge-

1 Summarie Verzeichniß was an uns Philipsen - - - der Erz-
bischof und Churf. zu Trier von wegen S. Liebden anpracht und ge-
worben hat. (Weim. Arch.)

Siebentes Buch. Zweites Capitel.
als der ſchmalkaldiſche, überdieß durch die Autorität des Rei-
ches verſtärkt, hätte ſie in Schutz genommen.

Es iſt wohl ſehr deutlich, daß eben deshalb der katholi-
ſchen Sache im Allgemeinen damit nicht gedient ſeyn konnte.

Hie und da hatte Held ſelbſt an geiſtlichen Höfen nur
eine ſchlechte Aufnahme gefunden. Der Churfürſt von Trier
erwiederte ſeine Anträge mit der Drohung, dem Landgrafen
davon Meldung zu thun. 1 Im März 1538 ward zwar
wirklich eine Zuſammenkunft zu Speier gehalten, um über
ſeinen Entwurf zu Rathe zu gehn: außer den norddeut-
ſchen Verbündeten hatten Baiern, Salzburg und König Fer-
dinand
ihre Abgeordneten geſendet: eben die am eifrigſten
katholiſchen Fürſten des Reiches: aber zur Annahme ſeiner
Vorſchläge waren ſie nicht zu überreden. Durch die man-
cherlei Ausſtellungen welche ſie machten, fühlte ſich Dr Held
faſt beleidigt.

Eben ſo leicht iſt es aber auch zu begreifen, daß der
Antrag der Norddeutſchen nicht völlig zurückgewieſen ward.
König Ferdinand hatte ſich auf das ernſtlichſte beklagt daß
Held ihn vorbeigegangen und ſo gefährliche Pläne in Gang
gebracht habe, „den Geſchäften des Kaiſers trefflich ſchäd-
lich“. Nachdem es aber einmal geſchehen, wäre es auch
nicht rathſam geweſen, ſich denſelben geradezu entgegenzu-
ſetzen: man hätte ſich dadurch leicht auch die katholiſchen
Fürſten entfremden können. Und hatte nicht der Kaiſer ſelbſt
ſchon vor mehreren Jahren an einen ähnlichen Bund ge-

1 Summarie Verzeichniß was an uns Philipſen ‒ ‒ ‒ der Erz-
biſchof und Churf. zu Trier von wegen S. Liebden anpracht und ge-
worben hat. (Weim. Arch.)
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[110/0122] Siebentes Buch. Zweites Capitel. als der ſchmalkaldiſche, überdieß durch die Autorität des Rei- ches verſtärkt, hätte ſie in Schutz genommen. Es iſt wohl ſehr deutlich, daß eben deshalb der katholi- ſchen Sache im Allgemeinen damit nicht gedient ſeyn konnte. Hie und da hatte Held ſelbſt an geiſtlichen Höfen nur eine ſchlechte Aufnahme gefunden. Der Churfürſt von Trier erwiederte ſeine Anträge mit der Drohung, dem Landgrafen davon Meldung zu thun. 1 Im März 1538 ward zwar wirklich eine Zuſammenkunft zu Speier gehalten, um über ſeinen Entwurf zu Rathe zu gehn: außer den norddeut- ſchen Verbündeten hatten Baiern, Salzburg und König Fer- dinand ihre Abgeordneten geſendet: eben die am eifrigſten katholiſchen Fürſten des Reiches: aber zur Annahme ſeiner Vorſchläge waren ſie nicht zu überreden. Durch die man- cherlei Ausſtellungen welche ſie machten, fühlte ſich Dr Held faſt beleidigt. Eben ſo leicht iſt es aber auch zu begreifen, daß der Antrag der Norddeutſchen nicht völlig zurückgewieſen ward. König Ferdinand hatte ſich auf das ernſtlichſte beklagt daß Held ihn vorbeigegangen und ſo gefährliche Pläne in Gang gebracht habe, „den Geſchäften des Kaiſers trefflich ſchäd- lich“. Nachdem es aber einmal geſchehen, wäre es auch nicht rathſam geweſen, ſich denſelben geradezu entgegenzu- ſetzen: man hätte ſich dadurch leicht auch die katholiſchen Fürſten entfremden können. Und hatte nicht der Kaiſer ſelbſt ſchon vor mehreren Jahren an einen ähnlichen Bund ge- 1 Summarie Verzeichniß was an uns Philipſen ‒ ‒ ‒ der Erz- biſchof und Churf. zu Trier von wegen S. Liebden anpracht und ge- worben hat. (Weim. Arch.)

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/122>, abgerufen am 27.11.2024.