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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.

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Nürnberger Bündniß.
katholischen Hof zum andern. Überall stellte er vor, daß
man den Fortschritten der Protestanten nur durch einen star-
ken und schlagfertigen Bund Einhalt thun könne. Endlich
an dem Hof des römischen Königs, wo er länger verweilte,
trat er mit dem Entwurf eines solchen Bündnisses hervor,
welchen er zunächst mit einem andern Mitgliede der Zeitzer
Versammlung, Herzog Georg von Sachsen, berathen hatte.

Und sehr entschieden und weitaussehend, wie sich das
nach der Stimmung der Urheber nicht anders erwarten läßt,
lautete nun dieser Entwurf.

Das Bündniß sollte so gut für die weltlichen wie für
die geistlichen Angelegenheiten gelten: 1 damit man nicht bei
jedem Fall erst zu untersuchen brauche, ob er zu den einen
oder zu den andern gehöre. Alle Städte, auch die fürstli-
chen, sollten wo möglich zum Beitritt vermocht werden. Wer-
bungen im Reiche sollten nur den Mitgliedern des Bundes
gestattet seyn.

Man sieht diesem Entwurf seinen Ursprung an. Die
territorialen Interessen des Herzogs von Braunschweig ge-
gen die benachbarten Städte, die ihm im Wege waren, der
albertinischen Linie gegen die ernestinische, des Erzbischofs
von Magdeburg gegen den Burggrafen von Magdeburg --
eine Würde die Johann Friedrich wieder geltend machte --
wären dadurch mit den allgemeinen Angelegenheiten der Re-
ligion zusammengeworfen worden; ein energischerer Bund

1 Fertigung und Insiruction von Joachim von der Heiden ge-
gen Speier uf den 4ten Tag Martii. Dresden 20 Februar. Der
Gesandte "sal es also dahin arbeiten daß es uf die Religion, Pro-
phan und alle andern sachen ane allen Unterscheid vollenzogen werde."

Nuͤrnberger Buͤndniß.
katholiſchen Hof zum andern. Überall ſtellte er vor, daß
man den Fortſchritten der Proteſtanten nur durch einen ſtar-
ken und ſchlagfertigen Bund Einhalt thun könne. Endlich
an dem Hof des römiſchen Königs, wo er länger verweilte,
trat er mit dem Entwurf eines ſolchen Bündniſſes hervor,
welchen er zunächſt mit einem andern Mitgliede der Zeitzer
Verſammlung, Herzog Georg von Sachſen, berathen hatte.

Und ſehr entſchieden und weitausſehend, wie ſich das
nach der Stimmung der Urheber nicht anders erwarten läßt,
lautete nun dieſer Entwurf.

Das Bündniß ſollte ſo gut für die weltlichen wie für
die geiſtlichen Angelegenheiten gelten: 1 damit man nicht bei
jedem Fall erſt zu unterſuchen brauche, ob er zu den einen
oder zu den andern gehöre. Alle Städte, auch die fürſtli-
chen, ſollten wo möglich zum Beitritt vermocht werden. Wer-
bungen im Reiche ſollten nur den Mitgliedern des Bundes
geſtattet ſeyn.

Man ſieht dieſem Entwurf ſeinen Urſprung an. Die
territorialen Intereſſen des Herzogs von Braunſchweig ge-
gen die benachbarten Städte, die ihm im Wege waren, der
albertiniſchen Linie gegen die erneſtiniſche, des Erzbiſchofs
von Magdeburg gegen den Burggrafen von Magdeburg
eine Würde die Johann Friedrich wieder geltend machte —
wären dadurch mit den allgemeinen Angelegenheiten der Re-
ligion zuſammengeworfen worden; ein energiſcherer Bund

1 Fertigung und Inſiruction von Joachim von der Heiden ge-
gen Speier uf den 4ten Tag Martii. Dresden 20 Februar. Der
Geſandte „ſal es alſo dahin arbeiten daß es uf die Religion, Pro-
phan und alle andern ſachen ane allen Unterſcheid vollenzogen werde.“
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[109/0121] Nuͤrnberger Buͤndniß. katholiſchen Hof zum andern. Überall ſtellte er vor, daß man den Fortſchritten der Proteſtanten nur durch einen ſtar- ken und ſchlagfertigen Bund Einhalt thun könne. Endlich an dem Hof des römiſchen Königs, wo er länger verweilte, trat er mit dem Entwurf eines ſolchen Bündniſſes hervor, welchen er zunächſt mit einem andern Mitgliede der Zeitzer Verſammlung, Herzog Georg von Sachſen, berathen hatte. Und ſehr entſchieden und weitausſehend, wie ſich das nach der Stimmung der Urheber nicht anders erwarten läßt, lautete nun dieſer Entwurf. Das Bündniß ſollte ſo gut für die weltlichen wie für die geiſtlichen Angelegenheiten gelten: 1 damit man nicht bei jedem Fall erſt zu unterſuchen brauche, ob er zu den einen oder zu den andern gehöre. Alle Städte, auch die fürſtli- chen, ſollten wo möglich zum Beitritt vermocht werden. Wer- bungen im Reiche ſollten nur den Mitgliedern des Bundes geſtattet ſeyn. Man ſieht dieſem Entwurf ſeinen Urſprung an. Die territorialen Intereſſen des Herzogs von Braunſchweig ge- gen die benachbarten Städte, die ihm im Wege waren, der albertiniſchen Linie gegen die erneſtiniſche, des Erzbiſchofs von Magdeburg gegen den Burggrafen von Magdeburg — eine Würde die Johann Friedrich wieder geltend machte — wären dadurch mit den allgemeinen Angelegenheiten der Re- ligion zuſammengeworfen worden; ein energiſcherer Bund 1 Fertigung und Inſiruction von Joachim von der Heiden ge- gen Speier uf den 4ten Tag Martii. Dresden 20 Februar. Der Geſandte „ſal es alſo dahin arbeiten daß es uf die Religion, Pro- phan und alle andern ſachen ane allen Unterſcheid vollenzogen werde.“

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/121>, abgerufen am 27.11.2024.