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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.

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Ankündigung des Conciliums.
Apologie aufgestellten Lehre. Nur über den päpstlichen Pri-
mat hatte man für gut gehalten sich näher zu verständigen.
Man kann nicht zweifeln ob Luther denselben verwarf. Seine
Gründe waren erstlich, wie er schon einst in Leipzig ausein-
andergesetzt, daß die heilige Kirche lange Jahrhunderte ohne
Papst gewesen, daß die griechische Kirche ihn noch nicht kenne
und dennoch christlich sey; -- sodann daß sich der Papst
nicht an dem einfachen Inhalt der christlichen Lehre genü-
gen lasse: er fordere, daß man ihm gehorche, so werde man
selig. 1 Darin ihm nachzugeben hätte er für einen Abfall
von Gott und Christus gehalten. "Wir wollen es nicht
thun," ruft er aus, "oder darüber sterben."

Bei dem Widerstreit der Stellung welche die Protestan-
ten einnahmen, und der Anmuthungen die man ihnen machte,
stieg ihnen vielmehr ein ganz andrer Gedanke, weitester Aus-
sicht, auf.

Johann Friedrich meinte, man müsse dem päpstlichen
Concilium ein andres entgegensetzen, ein wahrhaft freies all-
gemeines christliches Concil. In eine nahmhafte, in Europa
bekannte Reichsstadt, etwa nach Augsburg, könne es beru-
fen und hier durch eine von den Bundesverwandten aufzu-
bringende, Jahr und Tag im Felde zu erhaltende Kriegs-
macht beschützt werden. Doctor Martin Luther, mu seinen
Nebenbischöfen, oder auch vielleicht die Stände selbst sollten
es ausschreiben. Man müsse dafür sorgen, daß die Zusam-
menkommenden, -- Bischöfe, Ecclesiasten, Pfarrer, Prediger,
Theologen, auch Juristen, -- doch ungefähr dritthalbhundert

1 Schmalkaldische Artikel, 4ter Artikel, vom Pabstthum, bei
Walch XVI, 2340.
Ranke D. Gesch. IV. 7

Ankuͤndigung des Conciliums.
Apologie aufgeſtellten Lehre. Nur über den päpſtlichen Pri-
mat hatte man für gut gehalten ſich näher zu verſtändigen.
Man kann nicht zweifeln ob Luther denſelben verwarf. Seine
Gründe waren erſtlich, wie er ſchon einſt in Leipzig ausein-
andergeſetzt, daß die heilige Kirche lange Jahrhunderte ohne
Papſt geweſen, daß die griechiſche Kirche ihn noch nicht kenne
und dennoch chriſtlich ſey; — ſodann daß ſich der Papſt
nicht an dem einfachen Inhalt der chriſtlichen Lehre genü-
gen laſſe: er fordere, daß man ihm gehorche, ſo werde man
ſelig. 1 Darin ihm nachzugeben hätte er für einen Abfall
von Gott und Chriſtus gehalten. „Wir wollen es nicht
thun,“ ruft er aus, „oder darüber ſterben.“

Bei dem Widerſtreit der Stellung welche die Proteſtan-
ten einnahmen, und der Anmuthungen die man ihnen machte,
ſtieg ihnen vielmehr ein ganz andrer Gedanke, weiteſter Aus-
ſicht, auf.

Johann Friedrich meinte, man müſſe dem päpſtlichen
Concilium ein andres entgegenſetzen, ein wahrhaft freies all-
gemeines chriſtliches Concil. In eine nahmhafte, in Europa
bekannte Reichsſtadt, etwa nach Augsburg, könne es beru-
fen und hier durch eine von den Bundesverwandten aufzu-
bringende, Jahr und Tag im Felde zu erhaltende Kriegs-
macht beſchützt werden. Doctor Martin Luther, mu ſeinen
Nebenbiſchöfen, oder auch vielleicht die Stände ſelbſt ſollten
es ausſchreiben. Man müſſe dafür ſorgen, daß die Zuſam-
menkommenden, — Biſchöfe, Eccleſiaſten, Pfarrer, Prediger,
Theologen, auch Juriſten, — doch ungefähr dritthalbhundert

1 Schmalkaldiſche Artikel, 4ter Artikel, vom Pabſtthum, bei
Walch XVI, 2340.
Ranke D. Geſch. IV. 7
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[97/0109] Ankuͤndigung des Conciliums. Apologie aufgeſtellten Lehre. Nur über den päpſtlichen Pri- mat hatte man für gut gehalten ſich näher zu verſtändigen. Man kann nicht zweifeln ob Luther denſelben verwarf. Seine Gründe waren erſtlich, wie er ſchon einſt in Leipzig ausein- andergeſetzt, daß die heilige Kirche lange Jahrhunderte ohne Papſt geweſen, daß die griechiſche Kirche ihn noch nicht kenne und dennoch chriſtlich ſey; — ſodann daß ſich der Papſt nicht an dem einfachen Inhalt der chriſtlichen Lehre genü- gen laſſe: er fordere, daß man ihm gehorche, ſo werde man ſelig. 1 Darin ihm nachzugeben hätte er für einen Abfall von Gott und Chriſtus gehalten. „Wir wollen es nicht thun,“ ruft er aus, „oder darüber ſterben.“ Bei dem Widerſtreit der Stellung welche die Proteſtan- ten einnahmen, und der Anmuthungen die man ihnen machte, ſtieg ihnen vielmehr ein ganz andrer Gedanke, weiteſter Aus- ſicht, auf. Johann Friedrich meinte, man müſſe dem päpſtlichen Concilium ein andres entgegenſetzen, ein wahrhaft freies all- gemeines chriſtliches Concil. In eine nahmhafte, in Europa bekannte Reichsſtadt, etwa nach Augsburg, könne es beru- fen und hier durch eine von den Bundesverwandten aufzu- bringende, Jahr und Tag im Felde zu erhaltende Kriegs- macht beſchützt werden. Doctor Martin Luther, mu ſeinen Nebenbiſchöfen, oder auch vielleicht die Stände ſelbſt ſollten es ausſchreiben. Man müſſe dafür ſorgen, daß die Zuſam- menkommenden, — Biſchöfe, Eccleſiaſten, Pfarrer, Prediger, Theologen, auch Juriſten, — doch ungefähr dritthalbhundert 1 Schmalkaldiſche Artikel, 4ter Artikel, vom Pabſtthum, bei Walch XVI, 2340. Ranke D. Geſch. IV. 7

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/109>, abgerufen am 26.11.2024.