Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.Veränderung der Gebräuche 1524, 25. Die Bilder wurden von den Altären genommen, die Fres-co's an den Mauern abgepickt, die Mauern weiß vertüncht. In den Landgemeinden hat man die köstlichsten Tafeln hie und da wohl geradezu verbrannt; "Gott zu Lob und Ehre." 1 Auch das Spiel der Orgeln fand keine Gnade, wegen der Superstition, die sich damit verbunden habe. Man wollte nur den ersten einfachen Dienst am Worte. In allen Kir- chengebräuchen setzte man sich nun das nemliche Ziel. Es ward eine neue Formel der Taufe aufgestellt, ohne alle die Zusätze "welche in Gottes Wort nicht Grund haben." 2 Dann schritt man zu einer Veränderung der Messe. Lu- ther hatte sich mit Weglassung der auf die Lehre vom Opfer bezüglichen Worte, mit der Herstellung des Kelchs begnügt. Zwingli richtete -- Ostern 1525 -- ein förmliches Liebes- mahl ein. Die Communicanten saßen, in einer besondern Abtheilung der Stühle, zwischen Chor und Durchgang, rechts die Männer, links die Frauen; das Brot wurde in breiten hölzernen Schüsseln herumgetragen; ein jeder brach sich einen Bissen ab; dann trug man den Wein in hölzer- nen Bechern umher. 3 So glaubte man sich der ursprüng- lichen Einsetzung am meisten anzunähern. Und hier kommen wir noch auf eine tiefer liegende 1 Bernhard Weiß a. a. O. p. 49. Bullinger Reform. Gesch. I, p. 102. Leben Leonis Judä Misc. Tigur, III, 33. Anno 24 stalt man ab die Processionen der Mönchen und Pfaffen, -- ordnet Leut, die über die Särch (Reliquienkästen) gingend und vergrubind die Ge- bein oder Heilthum. Man täht die Orglen auß den kilchen, das tod- tenläuten ward abgestellt, das wychen des Saltzes Wassers Palmen; das verrichten der Krankeen; -- hernach that man in der Stadt die Bilder us den Kilchen und uf dem Land wo es das Mehr werden möcht. 2 Zwingli's Werke II, ii, p. 230. 3 Vorrede p. 234 ebenda.
Veraͤnderung der Gebraͤuche 1524, 25. Die Bilder wurden von den Altären genommen, die Fres-co’s an den Mauern abgepickt, die Mauern weiß vertüncht. In den Landgemeinden hat man die köſtlichſten Tafeln hie und da wohl geradezu verbrannt; „Gott zu Lob und Ehre.“ 1 Auch das Spiel der Orgeln fand keine Gnade, wegen der Superſtition, die ſich damit verbunden habe. Man wollte nur den erſten einfachen Dienſt am Worte. In allen Kir- chengebräuchen ſetzte man ſich nun das nemliche Ziel. Es ward eine neue Formel der Taufe aufgeſtellt, ohne alle die Zuſätze „welche in Gottes Wort nicht Grund haben.“ 2 Dann ſchritt man zu einer Veränderung der Meſſe. Lu- ther hatte ſich mit Weglaſſung der auf die Lehre vom Opfer bezüglichen Worte, mit der Herſtellung des Kelchs begnügt. Zwingli richtete — Oſtern 1525 — ein förmliches Liebes- mahl ein. Die Communicanten ſaßen, in einer beſondern Abtheilung der Stühle, zwiſchen Chor und Durchgang, rechts die Männer, links die Frauen; das Brot wurde in breiten hölzernen Schüſſeln herumgetragen; ein jeder brach ſich einen Biſſen ab; dann trug man den Wein in hölzer- nen Bechern umher. 3 So glaubte man ſich der urſprüng- lichen Einſetzung am meiſten anzunähern. Und hier kommen wir noch auf eine tiefer liegende 1 Bernhard Weiß a. a. O. p. 49. Bullinger Reform. Geſch. I, p. 102. Leben Leonis Judaͤ Misc. Tigur, III, 33. Anno 24 ſtalt man ab die Proceſſionen der Moͤnchen und Pfaffen, — ordnet Leut, die uͤber die Saͤrch (Reliquienkaͤſten) gingend und vergrubind die Ge- bein oder Heilthum. Man taͤht die Orglen auß den kilchen, das tod- tenlaͤuten ward abgeſtellt, das wychen des Saltzes Waſſers Palmen; das verrichten der Krankeen; — hernach that man in der Stadt die Bilder us den Kilchen und uf dem Land wo es das Mehr werden moͤcht. 2 Zwingli’s Werke II, ii, p. 230. 3 Vorrede p. 234 ebenda.
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Veraͤnderung der Gebraͤuche 1524, 25.
Die Bilder wurden von den Altären genommen, die Fres-
co’s an den Mauern abgepickt, die Mauern weiß vertüncht.
In den Landgemeinden hat man die köſtlichſten Tafeln hie
und da wohl geradezu verbrannt; „Gott zu Lob und Ehre.“ 1
Auch das Spiel der Orgeln fand keine Gnade, wegen der
Superſtition, die ſich damit verbunden habe. Man wollte
nur den erſten einfachen Dienſt am Worte. In allen Kir-
chengebräuchen ſetzte man ſich nun das nemliche Ziel. Es
ward eine neue Formel der Taufe aufgeſtellt, ohne alle die
Zuſätze „welche in Gottes Wort nicht Grund haben.“ 2
Dann ſchritt man zu einer Veränderung der Meſſe. Lu-
ther hatte ſich mit Weglaſſung der auf die Lehre vom Opfer
bezüglichen Worte, mit der Herſtellung des Kelchs begnügt.
Zwingli richtete — Oſtern 1525 — ein förmliches Liebes-
mahl ein. Die Communicanten ſaßen, in einer beſondern
Abtheilung der Stühle, zwiſchen Chor und Durchgang,
rechts die Männer, links die Frauen; das Brot wurde in
breiten hölzernen Schüſſeln herumgetragen; ein jeder brach
ſich einen Biſſen ab; dann trug man den Wein in hölzer-
nen Bechern umher. 3 So glaubte man ſich der urſprüng-
lichen Einſetzung am meiſten anzunähern.
Und hier kommen wir noch auf eine tiefer liegende
1 Bernhard Weiß a. a. O. p. 49. Bullinger Reform. Geſch.
I, p. 102. Leben Leonis Judaͤ Misc. Tigur, III, 33. Anno 24 ſtalt man
ab die Proceſſionen der Moͤnchen und Pfaffen, — ordnet Leut, die
uͤber die Saͤrch (Reliquienkaͤſten) gingend und vergrubind die Ge-
bein oder Heilthum. Man taͤht die Orglen auß den kilchen, das tod-
tenlaͤuten ward abgeſtellt, das wychen des Saltzes Waſſers Palmen;
das verrichten der Krankeen; — hernach that man in der Stadt die
Bilder us den Kilchen und uf dem Land wo es das Mehr werden moͤcht.
2 Zwingli’s Werke II, ii, p. 230.
3 Vorrede p. 234 ebenda.
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