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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.

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Zwingli.
1520 finden wir "ein kurz Gedicht Luthern zu Lob, und
seinen Widerwärtigen zu Spott" von einem thurgauischen
Bauer. Diesen Geist nährten dann die von Wittenberg zu-
rückkehrenden Studirenden. Man hat die Namen Derjeni-
gen aufgezeichnet, die dabei waren als Luther die Bulle ver-
brannte. Von der Ebene und den Städten drang die Pre-
digt ins Gebirg, nach Graubündten, Appenzell, Schwytz.
Der Administrator von Einsiedeln, ein Geroldseck, wird von
Zwingli als der Vater aller, welche Gott lieben, bezeichnet. 1

Wenn nun dennoch die Bewegung, die in der Schweiz
eintrat, einen andern Character, auch in Bezug auf die re-
ligiösen Fragen, entwickelte als die deutsche, so hing das
vor allem von der Sinnesweise und dem Bildungsgange
desjenigen Mannes ab, der daselbst den Kampf über sich
nahm und durchführte, Ulrich Zwingli's.

Anfänge Zwingli's.

Zwingli ist in der Gemeinde Wildenhaus in Toggen-
burg geboren, in deren Markung die Thur entspringt; in
einer Höhe, wo keine Feldfrüchte noch Obstbäume mehr fort-
kommen, zwischen grünen Alpenwiesen, über welche die kahlen,
kühnen Firsten emporstreben.

Seine Kindheit (er ist einige Wochen jünger als Lu-
ther, geboren am Neujahrstag 1484) fiel in Zeiten, in
welchen sich die Gemeinde von den drückendsten feudalen La-
sten, zu denen sie dem Abt von St. Gallen verpflichtet war,

1 Brief an Myconius 26. Aug. 1522. Zwinglii Opera, cu-
rantibus Melch. Schulero et Jo. Schulthessio Tom. VII. Epp. vol.
I, p.
218.

Zwingli.
1520 finden wir „ein kurz Gedicht Luthern zu Lob, und
ſeinen Widerwärtigen zu Spott“ von einem thurgauiſchen
Bauer. Dieſen Geiſt nährten dann die von Wittenberg zu-
rückkehrenden Studirenden. Man hat die Namen Derjeni-
gen aufgezeichnet, die dabei waren als Luther die Bulle ver-
brannte. Von der Ebene und den Städten drang die Pre-
digt ins Gebirg, nach Graubündten, Appenzell, Schwytz.
Der Adminiſtrator von Einſiedeln, ein Geroldseck, wird von
Zwingli als der Vater aller, welche Gott lieben, bezeichnet. 1

Wenn nun dennoch die Bewegung, die in der Schweiz
eintrat, einen andern Character, auch in Bezug auf die re-
ligiöſen Fragen, entwickelte als die deutſche, ſo hing das
vor allem von der Sinnesweiſe und dem Bildungsgange
desjenigen Mannes ab, der daſelbſt den Kampf über ſich
nahm und durchführte, Ulrich Zwingli’s.

Anfänge Zwingli’s.

Zwingli iſt in der Gemeinde Wildenhaus in Toggen-
burg geboren, in deren Markung die Thur entſpringt; in
einer Höhe, wo keine Feldfrüchte noch Obſtbäume mehr fort-
kommen, zwiſchen grünen Alpenwieſen, über welche die kahlen,
kühnen Firſten emporſtreben.

Seine Kindheit (er iſt einige Wochen jünger als Lu-
ther, geboren am Neujahrstag 1484) fiel in Zeiten, in
welchen ſich die Gemeinde von den drückendſten feudalen La-
ſten, zu denen ſie dem Abt von St. Gallen verpflichtet war,

1 Brief an Myconius 26. Aug. 1522. Zwinglii Opera, cu-
rantibus Melch. Schulero et Jo. Schulthessio Tom. VII. Epp. vol.
I, p.
218.
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[55/0071] Zwingli. 1520 finden wir „ein kurz Gedicht Luthern zu Lob, und ſeinen Widerwärtigen zu Spott“ von einem thurgauiſchen Bauer. Dieſen Geiſt nährten dann die von Wittenberg zu- rückkehrenden Studirenden. Man hat die Namen Derjeni- gen aufgezeichnet, die dabei waren als Luther die Bulle ver- brannte. Von der Ebene und den Städten drang die Pre- digt ins Gebirg, nach Graubündten, Appenzell, Schwytz. Der Adminiſtrator von Einſiedeln, ein Geroldseck, wird von Zwingli als der Vater aller, welche Gott lieben, bezeichnet. 1 Wenn nun dennoch die Bewegung, die in der Schweiz eintrat, einen andern Character, auch in Bezug auf die re- ligiöſen Fragen, entwickelte als die deutſche, ſo hing das vor allem von der Sinnesweiſe und dem Bildungsgange desjenigen Mannes ab, der daſelbſt den Kampf über ſich nahm und durchführte, Ulrich Zwingli’s. Anfänge Zwingli’s. Zwingli iſt in der Gemeinde Wildenhaus in Toggen- burg geboren, in deren Markung die Thur entſpringt; in einer Höhe, wo keine Feldfrüchte noch Obſtbäume mehr fort- kommen, zwiſchen grünen Alpenwieſen, über welche die kahlen, kühnen Firſten emporſtreben. Seine Kindheit (er iſt einige Wochen jünger als Lu- ther, geboren am Neujahrstag 1484) fiel in Zeiten, in welchen ſich die Gemeinde von den drückendſten feudalen La- ſten, zu denen ſie dem Abt von St. Gallen verpflichtet war, 1 Brief an Myconius 26. Aug. 1522. Zwinglii Opera, cu- rantibus Melch. Schulero et Jo. Schulthessio Tom. VII. Epp. vol. I, p. 218.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/71>, abgerufen am 25.11.2024.