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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.

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Sechstes Buch. Zehntes Capitel.
sie schon nicht mehr ganz nach ihrem Gutdünken verfah-
ren durften. Wir sind weder über jene Bewegungen noch
über diese Unterhandlungen hinreichend unterrichtet; nur
ergiebt sich, daß man sowohl über die dänischen, wie über
die holsteinischen Verhältnisse verhandelte und sich ziemlich
nahe kam. Christian schien zu einigen Concessionen ge-
neigt, und Wullenweber behauptet, er würde auf dieselben
Frieden geschlossen haben, hätte ihn nicht Doctor Oldendorp
daran verhindert. So geschah, daß man sich nur über die
holsteinischen Angelegenheiten verstand; die Lübecker gaben
heraus, was sie noch von Holstein in Besitz hatten. Aber
ein sonderbarerer Friede ist wohl nie geschlossen worden:
indem man sich über Holstein vertrug, behielt jeder Theil
sich vor, den andern in den dänischen Angelegenheiten mit
aller Kraft zu bekämpfen. 1

Auch für diese ward nun die Persönlichkeit des Her-
zogs Christian entscheidend.

In den Bedrängnissen, in welche sich die dänischen
Stände durch Angriff von außen und Empörung im Innern
gesetzt sahen, hatten sie sich endlich, obwohl nicht ohne
starken Widerspruch von der geistlichen Seite, entschlossen,
den Herzog zu ihrem König zu wählen.

Dadurch geschah nun einmal, daß alle Befürchtun-
gen der Protestanten, die in dem Reiche schon sehr stark
waren, gehoben wurden. In ihrem Manifeste hatten die
Lübecker die Einführung der reinen Religion als den vor-

1 Mit dem Interrogatorium Wullenwebers stimmt die Chro-
nik Regkmanns, wenn man sie nur genau ansieht, p. 176, sehr gut
überein. Nur finden sich bei Regkmann noch einige Vermuthungen,
z. B. von den Feinden Wullenwebers sey ihm nicht gegönnt wor-
den, daß Lübeck durch ihn größer werden sollte.

Sechstes Buch. Zehntes Capitel.
ſie ſchon nicht mehr ganz nach ihrem Gutdünken verfah-
ren durften. Wir ſind weder über jene Bewegungen noch
über dieſe Unterhandlungen hinreichend unterrichtet; nur
ergiebt ſich, daß man ſowohl über die däniſchen, wie über
die holſteiniſchen Verhältniſſe verhandelte und ſich ziemlich
nahe kam. Chriſtian ſchien zu einigen Conceſſionen ge-
neigt, und Wullenweber behauptet, er würde auf dieſelben
Frieden geſchloſſen haben, hätte ihn nicht Doctor Oldendorp
daran verhindert. So geſchah, daß man ſich nur über die
holſteiniſchen Angelegenheiten verſtand; die Lübecker gaben
heraus, was ſie noch von Holſtein in Beſitz hatten. Aber
ein ſonderbarerer Friede iſt wohl nie geſchloſſen worden:
indem man ſich über Holſtein vertrug, behielt jeder Theil
ſich vor, den andern in den däniſchen Angelegenheiten mit
aller Kraft zu bekämpfen. 1

Auch für dieſe ward nun die Perſönlichkeit des Her-
zogs Chriſtian entſcheidend.

In den Bedrängniſſen, in welche ſich die däniſchen
Stände durch Angriff von außen und Empörung im Innern
geſetzt ſahen, hatten ſie ſich endlich, obwohl nicht ohne
ſtarken Widerſpruch von der geiſtlichen Seite, entſchloſſen,
den Herzog zu ihrem König zu wählen.

Dadurch geſchah nun einmal, daß alle Befürchtun-
gen der Proteſtanten, die in dem Reiche ſchon ſehr ſtark
waren, gehoben wurden. In ihrem Manifeſte hatten die
Lübecker die Einführung der reinen Religion als den vor-

1 Mit dem Interrogatorium Wullenwebers ſtimmt die Chro-
nik Regkmanns, wenn man ſie nur genau anſieht, p. 176, ſehr gut
uͤberein. Nur finden ſich bei Regkmann noch einige Vermuthungen,
z. B. von den Feinden Wullenwebers ſey ihm nicht gegoͤnnt wor-
den, daß Luͤbeck durch ihn groͤßer werden ſollte.
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[588/0604] Sechstes Buch. Zehntes Capitel. ſie ſchon nicht mehr ganz nach ihrem Gutdünken verfah- ren durften. Wir ſind weder über jene Bewegungen noch über dieſe Unterhandlungen hinreichend unterrichtet; nur ergiebt ſich, daß man ſowohl über die däniſchen, wie über die holſteiniſchen Verhältniſſe verhandelte und ſich ziemlich nahe kam. Chriſtian ſchien zu einigen Conceſſionen ge- neigt, und Wullenweber behauptet, er würde auf dieſelben Frieden geſchloſſen haben, hätte ihn nicht Doctor Oldendorp daran verhindert. So geſchah, daß man ſich nur über die holſteiniſchen Angelegenheiten verſtand; die Lübecker gaben heraus, was ſie noch von Holſtein in Beſitz hatten. Aber ein ſonderbarerer Friede iſt wohl nie geſchloſſen worden: indem man ſich über Holſtein vertrug, behielt jeder Theil ſich vor, den andern in den däniſchen Angelegenheiten mit aller Kraft zu bekämpfen. 1 Auch für dieſe ward nun die Perſönlichkeit des Her- zogs Chriſtian entſcheidend. In den Bedrängniſſen, in welche ſich die däniſchen Stände durch Angriff von außen und Empörung im Innern geſetzt ſahen, hatten ſie ſich endlich, obwohl nicht ohne ſtarken Widerſpruch von der geiſtlichen Seite, entſchloſſen, den Herzog zu ihrem König zu wählen. Dadurch geſchah nun einmal, daß alle Befürchtun- gen der Proteſtanten, die in dem Reiche ſchon ſehr ſtark waren, gehoben wurden. In ihrem Manifeſte hatten die Lübecker die Einführung der reinen Religion als den vor- 1 Mit dem Interrogatorium Wullenwebers ſtimmt die Chro- nik Regkmanns, wenn man ſie nur genau anſieht, p. 176, ſehr gut uͤberein. Nur finden ſich bei Regkmann noch einige Vermuthungen, z. B. von den Feinden Wullenwebers ſey ihm nicht gegoͤnnt wor- den, daß Luͤbeck durch ihn groͤßer werden ſollte.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 588. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/604>, abgerufen am 23.11.2024.