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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.

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Gährung in Dänemark.
nig gewährt, wurden nach und nach zurückgenommen. Be-
sonders waren sie entrüstet, daß der Adel, der so große
Vorzüge genieße, sich auch den Vortheil der Kaufmann-
schaft anmaaße. 1 Die Bürgermeister Jorg Mynter zu
Malmöe und Ambrosius Bogbinder zu Kopenhagen, beide
Deutsche, theilten die demokratischen Absichten Wullenwe-
bers vollkommen. Jorg Mynter hatte unter dem Schirme
Friedrichs die Reformation in Malmöe eingeführt und
wollte sie nicht wieder unterdrücken lassen, wie der Reichs-
rath vorzuhaben schien. Sie versprachen den Lübeckern,
sobald ihre Orlogschiffe in der Nähe erscheinen würden, von
dem Reichsrath abzufallen, und sich offen auf ihre Seite
zu schlagen. Es scheint als ob die Rede davon gewesen sey,
daß beide Städte dem Hansebunde beitreten sollten, doch
ist man darüber nicht vollständig eins geworden.

Und sehr ähnliche Absichten hegte in Stockholm der
Münzmeister Andres Handson. Die ganze deutsche Bür-
gerschaft und ein Theil der schwedischen scheinen mit ihm
einverstanden gewesen zu seyn. König Gustav hat behaup-
tet, unmittelbar ihm selber habe man an das Leben gehen

1 Schreiben der Gemeinde von Kopenhagen an Königin Maira
5. Mai 1535 (A. zu Brüssel) führt die Gründe aus, weshalb man sich
empört "darum das dieses Richs Raidt und der Adel über das sie un-
sern rechten König -- -- entsetzt, bisher mit manichfaltiger unredlicher,
unleidlicher Beswerung nicht weniger uns denn alle andere Stette
und gemeinen Mann im ganzen reich fon unsern christlichen Freihei-
ten und Gerechtigkeiten gezwungen, die Kaufmannschap hinwegge-
nommen" u. s. w. Das letzte Moment führt auch Rerum danica-
rum chronologia,
bei Ludewig Reliquiae MSS. H. p. 70 auf. No-
bilitatis osores gravissimi ob negotiationes quas exercebant di-
tiores.
37*

Gaͤhrung in Daͤnemark.
nig gewährt, wurden nach und nach zurückgenommen. Be-
ſonders waren ſie entrüſtet, daß der Adel, der ſo große
Vorzüge genieße, ſich auch den Vortheil der Kaufmann-
ſchaft anmaaße. 1 Die Bürgermeiſter Jorg Mynter zu
Malmöe und Ambroſius Bogbinder zu Kopenhagen, beide
Deutſche, theilten die demokratiſchen Abſichten Wullenwe-
bers vollkommen. Jorg Mynter hatte unter dem Schirme
Friedrichs die Reformation in Malmöe eingeführt und
wollte ſie nicht wieder unterdrücken laſſen, wie der Reichs-
rath vorzuhaben ſchien. Sie verſprachen den Lübeckern,
ſobald ihre Orlogſchiffe in der Nähe erſcheinen würden, von
dem Reichsrath abzufallen, und ſich offen auf ihre Seite
zu ſchlagen. Es ſcheint als ob die Rede davon geweſen ſey,
daß beide Städte dem Hanſebunde beitreten ſollten, doch
iſt man darüber nicht vollſtändig eins geworden.

Und ſehr ähnliche Abſichten hegte in Stockholm der
Münzmeiſter Andres Handſon. Die ganze deutſche Bür-
gerſchaft und ein Theil der ſchwediſchen ſcheinen mit ihm
einverſtanden geweſen zu ſeyn. König Guſtav hat behaup-
tet, unmittelbar ihm ſelber habe man an das Leben gehen

1 Schreiben der Gemeinde von Kopenhagen an Koͤnigin Maira
5. Mai 1535 (A. zu Bruͤſſel) fuͤhrt die Gruͤnde aus, weshalb man ſich
empoͤrt „darum das dieſes Richs Raidt und der Adel uͤber das ſie un-
ſern rechten Koͤnig — — entſetzt, bisher mit manichfaltiger unredlicher,
unleidlicher Beſwerung nicht weniger uns denn alle andere Stette
und gemeinen Mann im ganzen reich fon unſern chriſtlichen Freihei-
ten und Gerechtigkeiten gezwungen, die Kaufmannſchap hinwegge-
nommen“ u. ſ. w. Das letzte Moment fuͤhrt auch Rerum danica-
rum chronologia,
bei Ludewig Reliquiae MSS. H. p. 70 auf. No-
bilitatis osores gravissimi ob negotiationes quas exercebant di-
tiores.
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[579/0595] Gaͤhrung in Daͤnemark. nig gewährt, wurden nach und nach zurückgenommen. Be- ſonders waren ſie entrüſtet, daß der Adel, der ſo große Vorzüge genieße, ſich auch den Vortheil der Kaufmann- ſchaft anmaaße. 1 Die Bürgermeiſter Jorg Mynter zu Malmöe und Ambroſius Bogbinder zu Kopenhagen, beide Deutſche, theilten die demokratiſchen Abſichten Wullenwe- bers vollkommen. Jorg Mynter hatte unter dem Schirme Friedrichs die Reformation in Malmöe eingeführt und wollte ſie nicht wieder unterdrücken laſſen, wie der Reichs- rath vorzuhaben ſchien. Sie verſprachen den Lübeckern, ſobald ihre Orlogſchiffe in der Nähe erſcheinen würden, von dem Reichsrath abzufallen, und ſich offen auf ihre Seite zu ſchlagen. Es ſcheint als ob die Rede davon geweſen ſey, daß beide Städte dem Hanſebunde beitreten ſollten, doch iſt man darüber nicht vollſtändig eins geworden. Und ſehr ähnliche Abſichten hegte in Stockholm der Münzmeiſter Andres Handſon. Die ganze deutſche Bür- gerſchaft und ein Theil der ſchwediſchen ſcheinen mit ihm einverſtanden geweſen zu ſeyn. König Guſtav hat behaup- tet, unmittelbar ihm ſelber habe man an das Leben gehen 1 Schreiben der Gemeinde von Kopenhagen an Koͤnigin Maira 5. Mai 1535 (A. zu Bruͤſſel) fuͤhrt die Gruͤnde aus, weshalb man ſich empoͤrt „darum das dieſes Richs Raidt und der Adel uͤber das ſie un- ſern rechten Koͤnig — — entſetzt, bisher mit manichfaltiger unredlicher, unleidlicher Beſwerung nicht weniger uns denn alle andere Stette und gemeinen Mann im ganzen reich fon unſern chriſtlichen Freihei- ten und Gerechtigkeiten gezwungen, die Kaufmannſchap hinwegge- nommen“ u. ſ. w. Das letzte Moment fuͤhrt auch Rerum danica- rum chronologia, bei Ludewig Reliquiae MSS. H. p. 70 auf. No- bilitatis osores gravissimi ob negotiationes quas exercebant di- tiores. 37*

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 579. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/595>, abgerufen am 22.11.2024.