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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.

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Marx Meier.
teuernden Heer, das Christian II in Friesland zusammen-
brachte, nach Holland und dann nach Norwegen führte.
Hier gerieth er in Gefangenschaft, allein er benutzte die-
selbe sogleich, um sich Dienste bei Lübeck zu verschaffen.
Der Zustand dieser gährenden Commune war gerade ein
Boden für ihn; er schloß sich an die emporkommenden
Häupter der Bürgerschaft an; schon im Jahr 1532 ward
ihm die Anführung der zu dem Türkenkriege bestimmten
Mannschaften anvertraut, und er durchzog auf dem Hin-
und Rückweg das deutsche Reich an der Spitze derselben;
dann war er, gleich fertig zu beiderlei Krieg, auf die Flotte
gegangen; jetzt kam er, mit einer englischen Gnadenkette ge-
schmückt, zum Ritter geschlagen, nach Lübeck zurück. Hier
fing er nun an eine große Rolle zu spielen. Er hielt
Pferde und Knechte in Ueberfluß; auf die noch etwas
barbarische Weise dieses Jahrhunderts trat er immer so
kostbar wie möglich herausgeputzt einher; 1 er war noch
jung, ein schöner Mann und tapfer; er gefiel den Augen
der vornehmen jungen Bürgerweiber. Indem er sich bald
nach seiner Rückkunft mit der reichen Wittwe des vor
Kurzem verstorbenen Bürgermeisters Lunte vermählte, faßte
er Fuß unter den einheimischen Geschlechtern. An seinem
Vermählungstage holte ihn der Hauptmann der Stadt, von
reitenden Dienern umgeben, bei dem Holsteiner Thore ein.

Von jeher war Marx Meier mit Wullenweber in
vertrauter Verbindung gewesen; noch enger schlossen sie
sich jetzt an einander. Auf den Hansetagen erschienen
sie an der Spitze eines zahlreichen Gefolges in glän-

1 Sastrow I, 115.
Ranke d. Gesch. III. 37

Marx Meier.
teuernden Heer, das Chriſtian II in Friesland zuſammen-
brachte, nach Holland und dann nach Norwegen führte.
Hier gerieth er in Gefangenſchaft, allein er benutzte die-
ſelbe ſogleich, um ſich Dienſte bei Lübeck zu verſchaffen.
Der Zuſtand dieſer gährenden Commune war gerade ein
Boden für ihn; er ſchloß ſich an die emporkommenden
Häupter der Bürgerſchaft an; ſchon im Jahr 1532 ward
ihm die Anführung der zu dem Türkenkriege beſtimmten
Mannſchaften anvertraut, und er durchzog auf dem Hin-
und Rückweg das deutſche Reich an der Spitze derſelben;
dann war er, gleich fertig zu beiderlei Krieg, auf die Flotte
gegangen; jetzt kam er, mit einer engliſchen Gnadenkette ge-
ſchmückt, zum Ritter geſchlagen, nach Lübeck zurück. Hier
fing er nun an eine große Rolle zu ſpielen. Er hielt
Pferde und Knechte in Ueberfluß; auf die noch etwas
barbariſche Weiſe dieſes Jahrhunderts trat er immer ſo
koſtbar wie möglich herausgeputzt einher; 1 er war noch
jung, ein ſchöner Mann und tapfer; er gefiel den Augen
der vornehmen jungen Bürgerweiber. Indem er ſich bald
nach ſeiner Rückkunft mit der reichen Wittwe des vor
Kurzem verſtorbenen Bürgermeiſters Lunte vermählte, faßte
er Fuß unter den einheimiſchen Geſchlechtern. An ſeinem
Vermählungstage holte ihn der Hauptmann der Stadt, von
reitenden Dienern umgeben, bei dem Holſteiner Thore ein.

Von jeher war Marx Meier mit Wullenweber in
vertrauter Verbindung geweſen; noch enger ſchloſſen ſie
ſich jetzt an einander. Auf den Hanſetagen erſchienen
ſie an der Spitze eines zahlreichen Gefolges in glän-

1 Saſtrow I, 115.
Ranke d. Geſch. III. 37
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[577/0593] Marx Meier. teuernden Heer, das Chriſtian II in Friesland zuſammen- brachte, nach Holland und dann nach Norwegen führte. Hier gerieth er in Gefangenſchaft, allein er benutzte die- ſelbe ſogleich, um ſich Dienſte bei Lübeck zu verſchaffen. Der Zuſtand dieſer gährenden Commune war gerade ein Boden für ihn; er ſchloß ſich an die emporkommenden Häupter der Bürgerſchaft an; ſchon im Jahr 1532 ward ihm die Anführung der zu dem Türkenkriege beſtimmten Mannſchaften anvertraut, und er durchzog auf dem Hin- und Rückweg das deutſche Reich an der Spitze derſelben; dann war er, gleich fertig zu beiderlei Krieg, auf die Flotte gegangen; jetzt kam er, mit einer engliſchen Gnadenkette ge- ſchmückt, zum Ritter geſchlagen, nach Lübeck zurück. Hier fing er nun an eine große Rolle zu ſpielen. Er hielt Pferde und Knechte in Ueberfluß; auf die noch etwas barbariſche Weiſe dieſes Jahrhunderts trat er immer ſo koſtbar wie möglich herausgeputzt einher; 1 er war noch jung, ein ſchöner Mann und tapfer; er gefiel den Augen der vornehmen jungen Bürgerweiber. Indem er ſich bald nach ſeiner Rückkunft mit der reichen Wittwe des vor Kurzem verſtorbenen Bürgermeiſters Lunte vermählte, faßte er Fuß unter den einheimiſchen Geſchlechtern. An ſeinem Vermählungstage holte ihn der Hauptmann der Stadt, von reitenden Dienern umgeben, bei dem Holſteiner Thore ein. Von jeher war Marx Meier mit Wullenweber in vertrauter Verbindung geweſen; noch enger ſchloſſen ſie ſich jetzt an einander. Auf den Hanſetagen erſchienen ſie an der Spitze eines zahlreichen Gefolges in glän- 1 Saſtrow I, 115. Ranke d. Geſch. III. 37

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 577. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/593>, abgerufen am 22.11.2024.