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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.

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Spätere Wiedertäufer.
sind entschlossen, sich weder vom Feuer noch Wasser noch
Schwert schrecken zu lassen; sie wissen, daß Gott seine rei-
nen Kinder retten kann, daß er auf jeden Fall die Seele
behütet, sollte das Fleisch auch bluten. Ihnen gegenüber
erscheinen "Tyrannen vom burgundischen Hofe," nehmen
Männer und Frauen gefangen und legen ihnen Glaubens-
fragen vor. Sie zeigen ein einfach-standhaftes Gemüth,
sie wollen den nicht verläugnen, der das ewige Gut ist und
den Glauben an ihn mit ihrem Blute besiegeln. 1 Und so
müssen sie dann nach dem Gefängniß wandern. Sie sind
glücklich, denn sie sehen sich von den himmlischen Heerschaa-
ren, den Märtyrern, umgeben, sie erblicken Gott in der
Gnadensonne, und wissen wohl, daß Niemand sie von ihrem
Vaterlande bannen wird, welches bei Gott ist. Sie ziehen
verwandte Ereignisse herbei, Wunder der ältesten Märtyrer-
geschichte, die sie in ihrem Sinne betrachten. 2 Endlich aber
bereiten sie sich, sich als Schlachtopfer auf den Altar zu
legen, nach der Richtstätte gebracht zu werden; die klare
Fontaine des göttlichen Wortes tröstet sie mit der Hoffnung,
den Engeln gleich zu werden. 3

In Deutschland konnten sie es höchstens in ihren mil-
desten Formen zu einer Art von Duldung bringen.

In demselben Augenblick aber, wo sie in Münster eine
so große Niederlage erlitten, hatten sich Viele an Deutsch-

1 Vgl. das Lied des gefangenen Wiedertäufers, die zwei Jung-
frauen von Beckum: O lieber Vater und Herzog mild, in den Mün-
sterschen Geschichten und Sagen p. 277 f.
2 Vgl. Pura, im Wunderhorn I, 146, und Algerius ebenda
p. 353.
3 Abschied vom Leben M. Gesch. u. S. 284.
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Spaͤtere Wiedertaͤufer.
ſind entſchloſſen, ſich weder vom Feuer noch Waſſer noch
Schwert ſchrecken zu laſſen; ſie wiſſen, daß Gott ſeine rei-
nen Kinder retten kann, daß er auf jeden Fall die Seele
behütet, ſollte das Fleiſch auch bluten. Ihnen gegenüber
erſcheinen „Tyrannen vom burgundiſchen Hofe,“ nehmen
Männer und Frauen gefangen und legen ihnen Glaubens-
fragen vor. Sie zeigen ein einfach-ſtandhaftes Gemüth,
ſie wollen den nicht verläugnen, der das ewige Gut iſt und
den Glauben an ihn mit ihrem Blute beſiegeln. 1 Und ſo
müſſen ſie dann nach dem Gefängniß wandern. Sie ſind
glücklich, denn ſie ſehen ſich von den himmliſchen Heerſchaa-
ren, den Märtyrern, umgeben, ſie erblicken Gott in der
Gnadenſonne, und wiſſen wohl, daß Niemand ſie von ihrem
Vaterlande bannen wird, welches bei Gott iſt. Sie ziehen
verwandte Ereigniſſe herbei, Wunder der älteſten Märtyrer-
geſchichte, die ſie in ihrem Sinne betrachten. 2 Endlich aber
bereiten ſie ſich, ſich als Schlachtopfer auf den Altar zu
legen, nach der Richtſtätte gebracht zu werden; die klare
Fontaine des göttlichen Wortes tröſtet ſie mit der Hoffnung,
den Engeln gleich zu werden. 3

In Deutſchland konnten ſie es höchſtens in ihren mil-
deſten Formen zu einer Art von Duldung bringen.

In demſelben Augenblick aber, wo ſie in Münſter eine
ſo große Niederlage erlitten, hatten ſich Viele an Deutſch-

1 Vgl. das Lied des gefangenen Wiedertaͤufers, die zwei Jung-
frauen von Beckum: O lieber Vater und Herzog mild, in den Muͤn-
ſterſchen Geſchichten und Sagen p. 277 f.
2 Vgl. Pura, im Wunderhorn I, 146, und Algerius ebenda
p. 353.
3 Abſchied vom Leben M. Geſch. u. S. 284.
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[563/0579] Spaͤtere Wiedertaͤufer. ſind entſchloſſen, ſich weder vom Feuer noch Waſſer noch Schwert ſchrecken zu laſſen; ſie wiſſen, daß Gott ſeine rei- nen Kinder retten kann, daß er auf jeden Fall die Seele behütet, ſollte das Fleiſch auch bluten. Ihnen gegenüber erſcheinen „Tyrannen vom burgundiſchen Hofe,“ nehmen Männer und Frauen gefangen und legen ihnen Glaubens- fragen vor. Sie zeigen ein einfach-ſtandhaftes Gemüth, ſie wollen den nicht verläugnen, der das ewige Gut iſt und den Glauben an ihn mit ihrem Blute beſiegeln. 1 Und ſo müſſen ſie dann nach dem Gefängniß wandern. Sie ſind glücklich, denn ſie ſehen ſich von den himmliſchen Heerſchaa- ren, den Märtyrern, umgeben, ſie erblicken Gott in der Gnadenſonne, und wiſſen wohl, daß Niemand ſie von ihrem Vaterlande bannen wird, welches bei Gott iſt. Sie ziehen verwandte Ereigniſſe herbei, Wunder der älteſten Märtyrer- geſchichte, die ſie in ihrem Sinne betrachten. 2 Endlich aber bereiten ſie ſich, ſich als Schlachtopfer auf den Altar zu legen, nach der Richtſtätte gebracht zu werden; die klare Fontaine des göttlichen Wortes tröſtet ſie mit der Hoffnung, den Engeln gleich zu werden. 3 In Deutſchland konnten ſie es höchſtens in ihren mil- deſten Formen zu einer Art von Duldung bringen. In demſelben Augenblick aber, wo ſie in Münſter eine ſo große Niederlage erlitten, hatten ſich Viele an Deutſch- 1 Vgl. das Lied des gefangenen Wiedertaͤufers, die zwei Jung- frauen von Beckum: O lieber Vater und Herzog mild, in den Muͤn- ſterſchen Geſchichten und Sagen p. 277 f. 2 Vgl. Pura, im Wunderhorn I, 146, und Algerius ebenda p. 353. 3 Abſchied vom Leben M. Geſch. u. S. 284. 36*

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 563. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/579>, abgerufen am 22.11.2024.