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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.

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Hülfe von Cleve und Cöln.
jeder überdieß auch 200 gerüstete Pferde vor Münster ha-
ben solle, um auf den Sturm zu warten. Schon hatte
der Herzog von Cleve seinen Landsassen befohlen, keine
fremden Dienste zu nehmen und Niemand deren nehmen
zu lassen, bis diese Sache abgethan sey.

Indessen war dem Bischof mit Leuten allein nicht ge-
holfen. Da die Kräfte seines Landes nicht zureichten, so
drang er unaufhörlich auf Darlehn "einer tapferen Summe
Geldes." Zuerst dachte man, ihm 10000 G. durch Bürg-
schaft zu verschaffen. Da sich dieß aber entweder unthun-
lich oder doch ungenügend erwies, so ward auf einer neuen
Zusammenkunft der münsterschen Räthe mit den cölnischen
und clevischen zu Neuß am 20. Juni der Beschluß gefaßt,
daß von jedem Theil 20000, zusammen 60000 Goldgulden
aufgebracht werden sollten, -- wobei sich aber der Bischof
verpflichtete, den beiden andern nach der Eroberung ihr Dar-
lehn wiederzuerstatten, -- um alles vorzubereiten, was zu dem
Sturme nothwendig sey. 1 Wir wissen jedoch, wie schlecht
es mit diesem Sturme ablief. Als die Räthe im Anfang
Septembers in dem Lager eintrafen, hofften sie die Stadt
erobert zu sehen, fanden aber nichts als die Folgen der
Niederlage und allgemeine Entmuthigung. Es geschah auf

1 Das ein jeder Fürst, Cölln Cleve und Münster 4000 Solde
zu Underhaltung der Knecht so itzo vor Münster liegen und 1000
Gräber ein Monat lang darstrecken und besolden (was eine Summe
von 12000 Kn. und 3000 Schanzgräbern giebt) und daneben semmt-
lich 10000 Embder Gulden zu Bestellung Pulvers zum allerfürder-
lichsten erlegen sullen, welchs zu jedes Knechts und Gräbers Sold
auf 4 Embder G. gerechnet samt den itzigen 10000 E. G. sich zu-
sammen in der Summa 70000 E. G. die dann 60000 Goldg. machen
ertregt; also ein jeder Chf und Fürst 20000 G. darzustrecken ange-
nommen.

Huͤlfe von Cleve und Coͤln.
jeder überdieß auch 200 gerüſtete Pferde vor Münſter ha-
ben ſolle, um auf den Sturm zu warten. Schon hatte
der Herzog von Cleve ſeinen Landſaſſen befohlen, keine
fremden Dienſte zu nehmen und Niemand deren nehmen
zu laſſen, bis dieſe Sache abgethan ſey.

Indeſſen war dem Biſchof mit Leuten allein nicht ge-
holfen. Da die Kräfte ſeines Landes nicht zureichten, ſo
drang er unaufhörlich auf Darlehn „einer tapferen Summe
Geldes.“ Zuerſt dachte man, ihm 10000 G. durch Bürg-
ſchaft zu verſchaffen. Da ſich dieß aber entweder unthun-
lich oder doch ungenügend erwies, ſo ward auf einer neuen
Zuſammenkunft der münſterſchen Räthe mit den cölniſchen
und cleviſchen zu Neuß am 20. Juni der Beſchluß gefaßt,
daß von jedem Theil 20000, zuſammen 60000 Goldgulden
aufgebracht werden ſollten, — wobei ſich aber der Biſchof
verpflichtete, den beiden andern nach der Eroberung ihr Dar-
lehn wiederzuerſtatten, — um alles vorzubereiten, was zu dem
Sturme nothwendig ſey. 1 Wir wiſſen jedoch, wie ſchlecht
es mit dieſem Sturme ablief. Als die Räthe im Anfang
Septembers in dem Lager eintrafen, hofften ſie die Stadt
erobert zu ſehen, fanden aber nichts als die Folgen der
Niederlage und allgemeine Entmuthigung. Es geſchah auf

1 Das ein jeder Fuͤrſt, Coͤlln Cleve und Muͤnſter 4000 Solde
zu Underhaltung der Knecht ſo itzo vor Muͤnſter liegen und 1000
Graͤber ein Monat lang darſtrecken und beſolden (was eine Summe
von 12000 Kn. und 3000 Schanzgraͤbern giebt) und daneben ſemmt-
lich 10000 Embder Gulden zu Beſtellung Pulvers zum allerfuͤrder-
lichſten erlegen ſullen, welchs zu jedes Knechts und Graͤbers Sold
auf 4 Embder G. gerechnet ſamt den itzigen 10000 E. G. ſich zu-
ſammen in der Summa 70000 E. G. die dann 60000 Goldg. machen
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[549/0565] Huͤlfe von Cleve und Coͤln. jeder überdieß auch 200 gerüſtete Pferde vor Münſter ha- ben ſolle, um auf den Sturm zu warten. Schon hatte der Herzog von Cleve ſeinen Landſaſſen befohlen, keine fremden Dienſte zu nehmen und Niemand deren nehmen zu laſſen, bis dieſe Sache abgethan ſey. Indeſſen war dem Biſchof mit Leuten allein nicht ge- holfen. Da die Kräfte ſeines Landes nicht zureichten, ſo drang er unaufhörlich auf Darlehn „einer tapferen Summe Geldes.“ Zuerſt dachte man, ihm 10000 G. durch Bürg- ſchaft zu verſchaffen. Da ſich dieß aber entweder unthun- lich oder doch ungenügend erwies, ſo ward auf einer neuen Zuſammenkunft der münſterſchen Räthe mit den cölniſchen und cleviſchen zu Neuß am 20. Juni der Beſchluß gefaßt, daß von jedem Theil 20000, zuſammen 60000 Goldgulden aufgebracht werden ſollten, — wobei ſich aber der Biſchof verpflichtete, den beiden andern nach der Eroberung ihr Dar- lehn wiederzuerſtatten, — um alles vorzubereiten, was zu dem Sturme nothwendig ſey. 1 Wir wiſſen jedoch, wie ſchlecht es mit dieſem Sturme ablief. Als die Räthe im Anfang Septembers in dem Lager eintrafen, hofften ſie die Stadt erobert zu ſehen, fanden aber nichts als die Folgen der Niederlage und allgemeine Entmuthigung. Es geſchah auf 1 Das ein jeder Fuͤrſt, Coͤlln Cleve und Muͤnſter 4000 Solde zu Underhaltung der Knecht ſo itzo vor Muͤnſter liegen und 1000 Graͤber ein Monat lang darſtrecken und beſolden (was eine Summe von 12000 Kn. und 3000 Schanzgraͤbern giebt) und daneben ſemmt- lich 10000 Embder Gulden zu Beſtellung Pulvers zum allerfuͤrder- lichſten erlegen ſullen, welchs zu jedes Knechts und Graͤbers Sold auf 4 Embder G. gerechnet ſamt den itzigen 10000 E. G. ſich zu- ſammen in der Summa 70000 E. G. die dann 60000 Goldg. machen ertregt; alſo ein jeder Chf und Fuͤrſt 20000 G. darzuſtrecken ange- nommen.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 549. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/565>, abgerufen am 22.11.2024.