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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.

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Sechstes Buch. Neuntes Capitel.
goldenen Kette trug er das Zeichen der Herrschaft am Hals,
eine goldene Weltkugel, durch die ein goldenes und ein
silbernes Schwert ging: über deren Handgriffen erschien
ein Kreuz. Dasselbe Abzeichen trugen seine Diener auf
grünem Aermel; denn grün war seine Farbe. Er
liebte als ein Emporkömmling die Pracht. Dreimal in
der Woche erschien er mit Krone und Kette auf dem
Markt, saß nieder auf seinem Thron und hielt Gericht;
eine Stufe tiefer stand Knipperdolling mit dem Schwert.
Wenn er durch die Stadt ritt, gingen zwei Knaben neben
ihm, der eine mit dem alten Testament, der andere mit
dem bloßen Schwert; wer ihm begegnete, fiel auf die
Knie. 1 Es gab wohl Einige, die an seinem Pomp, an
der Zahl seiner Weiber, deren er immer eine über die an-
dere nahm, Mißfallen äußerten. Pfui über Euch! rief er
aus; aber ich will über Euch herrschen und über die
ganze Welt Euch zum Trotz! Selbst Knipperdolling sah
die Sache nicht ohne Ironie an. Auf dem Marktplatz
schwang er sich einmal über die dichtgeschaarte Menge em-
por, um einen jeden mit dem Geist anzublasen. Er führte
vor dem König unanständige Tänze auf, und setzte sich

Israeliten in dem nyen Tempel in jegenwerdicheit des Richs vorlanges
verseen durch den munth der Propheten belovet, vermitz (vermittelst)
Christum und seiner Aposteln in Kraft des Geistes angefangen, und
geopenbaret, und nu an Johann den Gerechten in dem Stule Da-
vids gelofflichen und in wedersprechlichen vorhanden, schicker wandern
und haben sollen -- --
1 Ant. Corvinus de miserabili Monasteriensium anabaptista-
rum obsidione ad G. Spalatinum ap. Schardium II, 315. aulam
praefecturis ac officiis ita instituerat, ut si natus rex fuisset, pru-
dentius non potuerit; erat enim in excogitandis iis, quae rega-
lem pompam decebant, mirus artifex.

Sechstes Buch. Neuntes Capitel.
goldenen Kette trug er das Zeichen der Herrſchaft am Hals,
eine goldene Weltkugel, durch die ein goldenes und ein
ſilbernes Schwert ging: über deren Handgriffen erſchien
ein Kreuz. Daſſelbe Abzeichen trugen ſeine Diener auf
grünem Aermel; denn grün war ſeine Farbe. Er
liebte als ein Emporkömmling die Pracht. Dreimal in
der Woche erſchien er mit Krone und Kette auf dem
Markt, ſaß nieder auf ſeinem Thron und hielt Gericht;
eine Stufe tiefer ſtand Knipperdolling mit dem Schwert.
Wenn er durch die Stadt ritt, gingen zwei Knaben neben
ihm, der eine mit dem alten Teſtament, der andere mit
dem bloßen Schwert; wer ihm begegnete, fiel auf die
Knie. 1 Es gab wohl Einige, die an ſeinem Pomp, an
der Zahl ſeiner Weiber, deren er immer eine über die an-
dere nahm, Mißfallen äußerten. Pfui über Euch! rief er
aus; aber ich will über Euch herrſchen und über die
ganze Welt Euch zum Trotz! Selbſt Knipperdolling ſah
die Sache nicht ohne Ironie an. Auf dem Marktplatz
ſchwang er ſich einmal über die dichtgeſchaarte Menge em-
por, um einen jeden mit dem Geiſt anzublaſen. Er führte
vor dem König unanſtändige Tänze auf, und ſetzte ſich

Iſraeliten in dem nyen Tempel in jegenwerdicheit des Richs vorlanges
verſeen durch den munth der Propheten belovet, vermitz (vermittelſt)
Chriſtum und ſeiner Apoſteln in Kraft des Geiſtes angefangen, und
geopenbaret, und nu an Johann den Gerechten in dem Stule Da-
vids gelofflichen und in wederſprechlichen vorhanden, ſchicker wandern
und haben ſollen — —
1 Ant. Corvinus de miserabili Monasteriensium anabaptista-
rum obsidione ad G. Spalatinum ap. Schardium II, 315. aulam
praefecturis ac officiis ita instituerat, ut si natus rex fuisset, pru-
dentius non potuerit; erat enim in excogitandis iis, quae rega-
lem pompam decebant, mirus artifex.
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[540/0556] Sechstes Buch. Neuntes Capitel. goldenen Kette trug er das Zeichen der Herrſchaft am Hals, eine goldene Weltkugel, durch die ein goldenes und ein ſilbernes Schwert ging: über deren Handgriffen erſchien ein Kreuz. Daſſelbe Abzeichen trugen ſeine Diener auf grünem Aermel; denn grün war ſeine Farbe. Er liebte als ein Emporkömmling die Pracht. Dreimal in der Woche erſchien er mit Krone und Kette auf dem Markt, ſaß nieder auf ſeinem Thron und hielt Gericht; eine Stufe tiefer ſtand Knipperdolling mit dem Schwert. Wenn er durch die Stadt ritt, gingen zwei Knaben neben ihm, der eine mit dem alten Teſtament, der andere mit dem bloßen Schwert; wer ihm begegnete, fiel auf die Knie. 1 Es gab wohl Einige, die an ſeinem Pomp, an der Zahl ſeiner Weiber, deren er immer eine über die an- dere nahm, Mißfallen äußerten. Pfui über Euch! rief er aus; aber ich will über Euch herrſchen und über die ganze Welt Euch zum Trotz! Selbſt Knipperdolling ſah die Sache nicht ohne Ironie an. Auf dem Marktplatz ſchwang er ſich einmal über die dichtgeſchaarte Menge em- por, um einen jeden mit dem Geiſt anzublaſen. Er führte vor dem König unanſtändige Tänze auf, und ſetzte ſich 2 1 Ant. Corvinus de miserabili Monasteriensium anabaptista- rum obsidione ad G. Spalatinum ap. Schardium II, 315. aulam praefecturis ac officiis ita instituerat, ut si natus rex fuisset, pru- dentius non potuerit; erat enim in excogitandis iis, quae rega- lem pompam decebant, mirus artifex. 2 Iſraeliten in dem nyen Tempel in jegenwerdicheit des Richs vorlanges verſeen durch den munth der Propheten belovet, vermitz (vermittelſt) Chriſtum und ſeiner Apoſteln in Kraft des Geiſtes angefangen, und geopenbaret, und nu an Johann den Gerechten in dem Stule Da- vids gelofflichen und in wederſprechlichen vorhanden, ſchicker wandern und haben ſollen — —

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 540. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/556>, abgerufen am 22.11.2024.