sich doch schon am 27. Juni nach Kadan zu begeben, und seinem bisherigen Gegner alle einem römischen König zukommende Ehre zu erweisen. Auch seine Anhänger, de- nen sein Widerspruch allein einen legalen Grund zur Ver- weigerung der Obedienz gegeben, hätten dieselbe nun nicht länger versagen können. Nach und nach fügte sich alles.
So eben hatte der Gesandte Kaiser Carls seine Un- terhandlungen wider den Landgrafen am Rhein begonnen, als diese Nachricht einlief und er sie einstellen mußte.
Indem König Franz täglich von weitern Feindse- ligkeiten in Deutschland zu hören hoffte, war schon der Friede geschlossen. Von dieser Seite wenigstens durfte er weiter nichts für die italienischen Verhältnisse erwarten.
Vielmehr zeigte sich, daß das Unternehmen des Land- grafen, zu welchem es nur vermöge einer europäischen Combination gekommen, doch zunächst keine Rückwirkung auf die allgemeinen Verhältnisse haben werde; seine Fol- gen waren auf die deutschen Gränzen beschränkt; hier aber keineswegs, wie man erwartet, lediglich politisch, sondern zugleich von hoher Bedeutung für die Religion. Noch einige andere Stipulationen wurden in Kadan getroffen, die für das Bestehen des Protestantismus für immer von der größten Wichtigkeit geworden sind, aber zu einem andern Kreise von Ereignissen gehören, den wir nunmehr betrachten.
fürst zur königlichen wahl erfordert werde." Mainzisch-sächsisches Bedenken ibid. p. 101.
Sechstes Buch. Siebentes Capitel.
ſich doch ſchon am 27. Juni nach Kadan zu begeben, und ſeinem bisherigen Gegner alle einem römiſchen König zukommende Ehre zu erweiſen. Auch ſeine Anhänger, de- nen ſein Widerſpruch allein einen legalen Grund zur Ver- weigerung der Obedienz gegeben, hätten dieſelbe nun nicht länger verſagen können. Nach und nach fügte ſich alles.
So eben hatte der Geſandte Kaiſer Carls ſeine Un- terhandlungen wider den Landgrafen am Rhein begonnen, als dieſe Nachricht einlief und er ſie einſtellen mußte.
Indem König Franz täglich von weitern Feindſe- ligkeiten in Deutſchland zu hören hoffte, war ſchon der Friede geſchloſſen. Von dieſer Seite wenigſtens durfte er weiter nichts für die italieniſchen Verhältniſſe erwarten.
Vielmehr zeigte ſich, daß das Unternehmen des Land- grafen, zu welchem es nur vermöge einer europäiſchen Combination gekommen, doch zunächſt keine Rückwirkung auf die allgemeinen Verhältniſſe haben werde; ſeine Fol- gen waren auf die deutſchen Gränzen beſchränkt; hier aber keineswegs, wie man erwartet, lediglich politiſch, ſondern zugleich von hoher Bedeutung für die Religion. Noch einige andere Stipulationen wurden in Kadan getroffen, die für das Beſtehen des Proteſtantismus für immer von der größten Wichtigkeit geworden ſind, aber zu einem andern Kreiſe von Ereigniſſen gehören, den wir nunmehr betrachten.
fuͤrſt zur koͤniglichen wahl erfordert werde.“ Mainziſch-ſaͤchſiſches Bedenken ibid. p. 101.
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[468/0484]
Sechstes Buch. Siebentes Capitel.
ſich doch ſchon am 27. Juni nach Kadan zu begeben,
und ſeinem bisherigen Gegner alle einem römiſchen König
zukommende Ehre zu erweiſen. Auch ſeine Anhänger, de-
nen ſein Widerſpruch allein einen legalen Grund zur Ver-
weigerung der Obedienz gegeben, hätten dieſelbe nun nicht
länger verſagen können. Nach und nach fügte ſich alles.
So eben hatte der Geſandte Kaiſer Carls ſeine Un-
terhandlungen wider den Landgrafen am Rhein begonnen,
als dieſe Nachricht einlief und er ſie einſtellen mußte.
Indem König Franz täglich von weitern Feindſe-
ligkeiten in Deutſchland zu hören hoffte, war ſchon der
Friede geſchloſſen. Von dieſer Seite wenigſtens durfte er
weiter nichts für die italieniſchen Verhältniſſe erwarten.
Vielmehr zeigte ſich, daß das Unternehmen des Land-
grafen, zu welchem es nur vermöge einer europäiſchen
Combination gekommen, doch zunächſt keine Rückwirkung
auf die allgemeinen Verhältniſſe haben werde; ſeine Fol-
gen waren auf die deutſchen Gränzen beſchränkt; hier aber
keineswegs, wie man erwartet, lediglich politiſch, ſondern
zugleich von hoher Bedeutung für die Religion. Noch einige
andere Stipulationen wurden in Kadan getroffen, die
für das Beſtehen des Proteſtantismus für immer von der
größten Wichtigkeit geworden ſind, aber zu einem andern
Kreiſe von Ereigniſſen gehören, den wir nunmehr betrachten.
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2 fuͤrſt zur koͤniglichen wahl erfordert werde.“ Mainziſch-ſaͤchſiſches
Bedenken ibid. p. 101.
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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 468. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/484>, abgerufen am 24.11.2024.
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