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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.

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Sechstes Buch. Siebentes Capitel.
auch nach Italien, nach Spanien zu begleiten! Man braucht
nicht anzunehmen, daß das Betragen der Spanier ihm auch
sonst Verdacht erweckt habe; er war ohnedieß entschlossen,
wie er sich ausdrückt, "seine Gerechtigkeiten in Deutschland"
nicht zu verlassen. Als sich der kaiserliche Hof nach dem
Türkenkrieg im Herbst 1532 durch die Alpen nach Italien
begab, fand er mit seinem Hofmeister Gelegenheit zu entfliehen.
Unbemerkt verloren sie sich aus dem Gefolge und schlugen
den Weg nach Salzburg ein. Von wegekundigen Bauern
wurden sie geführt und waren schon weit entfernt, als man
sie vermißte und ihnen nachsetzte. Sie hatten, wie man
erzählt, das Unglück, daß eins ihrer Pferde erkrankte, und
waren resolut genug, um durch dasselbe nicht etwa ver-
rathen zu werden, es in einem See zu ersäufen. Während
der Herzog auf dem andern seinen Verfolgern entging, --
denn schon waren ihnen diese auf der Spur, -- verbarg
sich Tifernus im hohen Rohr eines Weihers. Da man sie
nicht fand, meinte man wohl, sie seyen im Gebirge er-
schlagen. 1 Aber indeß gelangten sie an einen sichern Zu-
fluchtsort, wahrscheinlich unter dem Schutze der Herzoge
von Baiern; und von da erschollen nun plötzlich die Kla-
gen Christophs, der sein Erbe zurückforderte in alle Welt. 2

Es war an sich ein weitaussehendes Ereigniß, daß ein
Fürst von Wirtemberg wieder erschien, mit gerechten unver-

1 Die Grundlage dieser Erzählung ist Gabelkofer, excerpirt
bei Sattler und Pfister: Herzog Christoph. Nur muß man es nicht
glauben, wenn bei Pfister p. 80 gesagt wird, Carl sei in Wien auf
Christoph aufmerksam geworden, habe ihn dann nach Bononien zu
einer Zusammenkunft mit Hadrian VI mitgenommen.
2 Das erste Schreiben von 17. Nov. Sattler II, 229.

Sechstes Buch. Siebentes Capitel.
auch nach Italien, nach Spanien zu begleiten! Man braucht
nicht anzunehmen, daß das Betragen der Spanier ihm auch
ſonſt Verdacht erweckt habe; er war ohnedieß entſchloſſen,
wie er ſich ausdrückt, „ſeine Gerechtigkeiten in Deutſchland“
nicht zu verlaſſen. Als ſich der kaiſerliche Hof nach dem
Türkenkrieg im Herbſt 1532 durch die Alpen nach Italien
begab, fand er mit ſeinem Hofmeiſter Gelegenheit zu entfliehen.
Unbemerkt verloren ſie ſich aus dem Gefolge und ſchlugen
den Weg nach Salzburg ein. Von wegekundigen Bauern
wurden ſie geführt und waren ſchon weit entfernt, als man
ſie vermißte und ihnen nachſetzte. Sie hatten, wie man
erzählt, das Unglück, daß eins ihrer Pferde erkrankte, und
waren reſolut genug, um durch daſſelbe nicht etwa ver-
rathen zu werden, es in einem See zu erſäufen. Während
der Herzog auf dem andern ſeinen Verfolgern entging, —
denn ſchon waren ihnen dieſe auf der Spur, — verbarg
ſich Tifernus im hohen Rohr eines Weihers. Da man ſie
nicht fand, meinte man wohl, ſie ſeyen im Gebirge er-
ſchlagen. 1 Aber indeß gelangten ſie an einen ſichern Zu-
fluchtsort, wahrſcheinlich unter dem Schutze der Herzoge
von Baiern; und von da erſchollen nun plötzlich die Kla-
gen Chriſtophs, der ſein Erbe zurückforderte in alle Welt. 2

Es war an ſich ein weitausſehendes Ereigniß, daß ein
Fürſt von Wirtemberg wieder erſchien, mit gerechten unver-

1 Die Grundlage dieſer Erzaͤhlung iſt Gabelkofer, excerpirt
bei Sattler und Pfiſter: Herzog Chriſtoph. Nur muß man es nicht
glauben, wenn bei Pfiſter p. 80 geſagt wird, Carl ſei in Wien auf
Chriſtoph aufmerkſam geworden, habe ihn dann nach Bononien zu
einer Zuſammenkunft mit Hadrian VI mitgenommen.
2 Das erſte Schreiben von 17. Nov. Sattler II, 229.
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[450/0466] Sechstes Buch. Siebentes Capitel. auch nach Italien, nach Spanien zu begleiten! Man braucht nicht anzunehmen, daß das Betragen der Spanier ihm auch ſonſt Verdacht erweckt habe; er war ohnedieß entſchloſſen, wie er ſich ausdrückt, „ſeine Gerechtigkeiten in Deutſchland“ nicht zu verlaſſen. Als ſich der kaiſerliche Hof nach dem Türkenkrieg im Herbſt 1532 durch die Alpen nach Italien begab, fand er mit ſeinem Hofmeiſter Gelegenheit zu entfliehen. Unbemerkt verloren ſie ſich aus dem Gefolge und ſchlugen den Weg nach Salzburg ein. Von wegekundigen Bauern wurden ſie geführt und waren ſchon weit entfernt, als man ſie vermißte und ihnen nachſetzte. Sie hatten, wie man erzählt, das Unglück, daß eins ihrer Pferde erkrankte, und waren reſolut genug, um durch daſſelbe nicht etwa ver- rathen zu werden, es in einem See zu erſäufen. Während der Herzog auf dem andern ſeinen Verfolgern entging, — denn ſchon waren ihnen dieſe auf der Spur, — verbarg ſich Tifernus im hohen Rohr eines Weihers. Da man ſie nicht fand, meinte man wohl, ſie ſeyen im Gebirge er- ſchlagen. 1 Aber indeß gelangten ſie an einen ſichern Zu- fluchtsort, wahrſcheinlich unter dem Schutze der Herzoge von Baiern; und von da erſchollen nun plötzlich die Kla- gen Chriſtophs, der ſein Erbe zurückforderte in alle Welt. 2 Es war an ſich ein weitausſehendes Ereigniß, daß ein Fürſt von Wirtemberg wieder erſchien, mit gerechten unver- 1 Die Grundlage dieſer Erzaͤhlung iſt Gabelkofer, excerpirt bei Sattler und Pfiſter: Herzog Chriſtoph. Nur muß man es nicht glauben, wenn bei Pfiſter p. 80 geſagt wird, Carl ſei in Wien auf Chriſtoph aufmerkſam geworden, habe ihn dann nach Bononien zu einer Zuſammenkunft mit Hadrian VI mitgenommen. 2 Das erſte Schreiben von 17. Nov. Sattler II, 229.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 450. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/466>, abgerufen am 24.11.2024.