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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.

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Differ. zwisch. Clemens VII u. Carl V 1531, 32.

In Rom war man unglücklich, daß der Kaiser so
eifrig auf das Concilium drang. Man hat ihm wohl
einmal vorgestellt, daß er Geld vom Papst fordere, und
demselben doch zugleich die Mittel entreiße, dessen aufzu-
bringen. Kein Mensch wollte sich verstehn auf die kirch-
lichen Einkünfte etwas darzuleihen, deren Reduction man
von dem Concilium erwartete. Ueberdieß fühlte sich Cle-
mens VII gekränkt, daß man auf seine Empfehlungen we-
nig achtete, bei den Verleihungen vacanter Pfründen auf
seinen Neffen Hippolyt nicht die Rücksicht nahm, auf die
er gerechnet, daß man in Neapel dem Cardinal Colonna
freie Hand ließ, der ein geschworener Feind des römischen
Hofes war. Was nun aber den alten Widerwillen am
meisten erweckte, das war der Ausspruch des Kaisers in der
Sache von Ferrara. Der Kaiser soll dem Papst zugesagt
haben, wenn er sehe, daß das Recht nicht auf Seiten Sr.
Heiligkeit sey, einen Ausspruch überhaupt nicht zu thun.
Nichts desto minder entschied er nun zu Gunsten von Fer-
rara. Dieß, sagt ein Vertrauter des Papstes, hat das
Herz Sr. Heiligkeit verwundet. "Wollte Gott", ruft der
Geschäftsträger des Königs Ferdinand aus, "der Kaiser hätte
diesen Spruch nicht gethan;" er will bemerken, daß sich
die kaiserliche Partei bei Hofe und im Collegium deshalb
vermindere. 1

Dagegen schlug nun der König von Frankreich dem
Papst die ehrenvollste Verbindung vor, die je einem päpst-
lichen Hause angetragen worden. Einen seiner Söhne, Hein-
rich Herzog von Orleans, der eine nicht allzu entfernte
Aussicht auf den französischen Thron hatte, wie er ihn

1 A. de Burgo 8. Juni 1531. a. a. O. p. 99.
Differ. zwiſch. Clemens VII u. Carl V 1531, 32.

In Rom war man unglücklich, daß der Kaiſer ſo
eifrig auf das Concilium drang. Man hat ihm wohl
einmal vorgeſtellt, daß er Geld vom Papſt fordere, und
demſelben doch zugleich die Mittel entreiße, deſſen aufzu-
bringen. Kein Menſch wollte ſich verſtehn auf die kirch-
lichen Einkünfte etwas darzuleihen, deren Reduction man
von dem Concilium erwartete. Ueberdieß fühlte ſich Cle-
mens VII gekränkt, daß man auf ſeine Empfehlungen we-
nig achtete, bei den Verleihungen vacanter Pfründen auf
ſeinen Neffen Hippolyt nicht die Rückſicht nahm, auf die
er gerechnet, daß man in Neapel dem Cardinal Colonna
freie Hand ließ, der ein geſchworener Feind des römiſchen
Hofes war. Was nun aber den alten Widerwillen am
meiſten erweckte, das war der Ausſpruch des Kaiſers in der
Sache von Ferrara. Der Kaiſer ſoll dem Papſt zugeſagt
haben, wenn er ſehe, daß das Recht nicht auf Seiten Sr.
Heiligkeit ſey, einen Ausſpruch überhaupt nicht zu thun.
Nichts deſto minder entſchied er nun zu Gunſten von Fer-
rara. Dieß, ſagt ein Vertrauter des Papſtes, hat das
Herz Sr. Heiligkeit verwundet. „Wollte Gott“, ruft der
Geſchäftsträger des Königs Ferdinand aus, „der Kaiſer hätte
dieſen Spruch nicht gethan;“ er will bemerken, daß ſich
die kaiſerliche Partei bei Hofe und im Collegium deshalb
vermindere. 1

Dagegen ſchlug nun der König von Frankreich dem
Papſt die ehrenvollſte Verbindung vor, die je einem päpſt-
lichen Hauſe angetragen worden. Einen ſeiner Söhne, Hein-
rich Herzog von Orleans, der eine nicht allzu entfernte
Ausſicht auf den franzöſiſchen Thron hatte, wie er ihn

1 A. de Burgo 8. Juni 1531. a. a. O. p. 99.
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[437/0453] Differ. zwiſch. Clemens VII u. Carl V 1531, 32. In Rom war man unglücklich, daß der Kaiſer ſo eifrig auf das Concilium drang. Man hat ihm wohl einmal vorgeſtellt, daß er Geld vom Papſt fordere, und demſelben doch zugleich die Mittel entreiße, deſſen aufzu- bringen. Kein Menſch wollte ſich verſtehn auf die kirch- lichen Einkünfte etwas darzuleihen, deren Reduction man von dem Concilium erwartete. Ueberdieß fühlte ſich Cle- mens VII gekränkt, daß man auf ſeine Empfehlungen we- nig achtete, bei den Verleihungen vacanter Pfründen auf ſeinen Neffen Hippolyt nicht die Rückſicht nahm, auf die er gerechnet, daß man in Neapel dem Cardinal Colonna freie Hand ließ, der ein geſchworener Feind des römiſchen Hofes war. Was nun aber den alten Widerwillen am meiſten erweckte, das war der Ausſpruch des Kaiſers in der Sache von Ferrara. Der Kaiſer ſoll dem Papſt zugeſagt haben, wenn er ſehe, daß das Recht nicht auf Seiten Sr. Heiligkeit ſey, einen Ausſpruch überhaupt nicht zu thun. Nichts deſto minder entſchied er nun zu Gunſten von Fer- rara. Dieß, ſagt ein Vertrauter des Papſtes, hat das Herz Sr. Heiligkeit verwundet. „Wollte Gott“, ruft der Geſchäftsträger des Königs Ferdinand aus, „der Kaiſer hätte dieſen Spruch nicht gethan;“ er will bemerken, daß ſich die kaiſerliche Partei bei Hofe und im Collegium deshalb vermindere. 1 Dagegen ſchlug nun der König von Frankreich dem Papſt die ehrenvollſte Verbindung vor, die je einem päpſt- lichen Hauſe angetragen worden. Einen ſeiner Söhne, Hein- rich Herzog von Orleans, der eine nicht allzu entfernte Ausſicht auf den franzöſiſchen Thron hatte, wie er ihn 1 A. de Burgo 8. Juni 1531. a. a. O. p. 99.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 437. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/453>, abgerufen am 24.11.2024.