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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.

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Fünftes Buch. Erstes Capitel.

Die Kaiserlichen, die so eben verloren geschienen, blieben
vollkommen Sieger und nahmen das Königreich wieder ein.

Wie glücklich war der Papst, daß er sich dieß Mal
neutral gehalten! Ohne dieß, schrieb sein Staatssecre-
tär Sanga, jetzt sein vornehmster Minister, 1 in welchem
Abgrund von Verderben würden wir seyn! Es war in
einer Conferenz zwischen Clemens VII und Sanga, am
6. September, daß der Entschluß gefaßt wurde, sich nun
ernstlicher an den Kaiser anzuschließen. Schon öfter hatte
man den Papst ersucht nach Rom zurückzukommen, wo
man ihn nach dem Befehl des Kaisers gegen Jedermann
vertheidigen werde. 2 Jetzt entschloß er sich dazu. Am
6. October finden wir ihn wieder in Rom.

Aber wir dürften nicht glauben, daß er nun schon ein
Verbündeter des Kaisers gewesen sey. Noch im Novem-
ber 1528 ermunterte er Franz I, die Bewegungen in
Deutschland, durch welche Carl in seiner kaiserlichen Würde
gefährdet werde, zu unterhalten, den Woiwoden von Sie-
benbürgen zu unterstützen. 3 Im December 1528 versichert
der französische Gesandte, wie ganz anders die Sache auch

1 Al Cl Campeggio Lettere di principi II, 127. Se sua San-
tita non faceva cosi, hora si sarebbe nel profondo della total ruina.
2 Lra di Roma a B. Castiglione L. d. p. II, 140.
3 Gio Joachim a Montmorency Roma 7 Nov. 1528 bei Mo-
lini II, 122. Mi disse S. Santita, che l'imperatore fosse quasi
costretto, in persona trovarsi ben tosto in Alamagna, per dar
ordine a molte cose, -- le quali non ordinate -- producevano
gran pregiudizio e non minor movimento, minacciavano a l'impe-
ratore suo stato, titulo e dignita
(er zielt ohne Zweifel auf die
Absichten des Hauses Baiern, zum Römischen Königsthron zu gelan-
gen) -- Se mo le cose in Germania fussero nel stato che si
dice, a S. Sa parrebbe chel chrmo re per ben degli suoi affari
le mantenesse, augumentasse e fomentasse.
Fuͤnftes Buch. Erſtes Capitel.

Die Kaiſerlichen, die ſo eben verloren geſchienen, blieben
vollkommen Sieger und nahmen das Königreich wieder ein.

Wie glücklich war der Papſt, daß er ſich dieß Mal
neutral gehalten! Ohne dieß, ſchrieb ſein Staatsſecre-
tär Sanga, jetzt ſein vornehmſter Miniſter, 1 in welchem
Abgrund von Verderben würden wir ſeyn! Es war in
einer Conferenz zwiſchen Clemens VII und Sanga, am
6. September, daß der Entſchluß gefaßt wurde, ſich nun
ernſtlicher an den Kaiſer anzuſchließen. Schon öfter hatte
man den Papſt erſucht nach Rom zurückzukommen, wo
man ihn nach dem Befehl des Kaiſers gegen Jedermann
vertheidigen werde. 2 Jetzt entſchloß er ſich dazu. Am
6. October finden wir ihn wieder in Rom.

Aber wir dürften nicht glauben, daß er nun ſchon ein
Verbündeter des Kaiſers geweſen ſey. Noch im Novem-
ber 1528 ermunterte er Franz I, die Bewegungen in
Deutſchland, durch welche Carl in ſeiner kaiſerlichen Würde
gefährdet werde, zu unterhalten, den Woiwoden von Sie-
benbürgen zu unterſtützen. 3 Im December 1528 verſichert
der franzöſiſche Geſandte, wie ganz anders die Sache auch

1 Al Cl Campeggio Lettere di principi II, 127. Se sua San-
tità non faceva cosi, hora si sarebbe nel profondo della total ruina.
2 Lra di Roma a B. Castiglione L. d. p. II, 140.
3 Gio Joachim a Montmorency Roma 7 Nov. 1528 bei Mo-
lini II, 122. Mi disse S. Santità, che l’imperatore fosse quasi
costretto, in persona trovarsi ben tosto in Alamagna, per dar
ordine a molte cose, — le quali non ordinate — producevano
gran pregiudizio e non minor movimento, minacciavano a l’impe-
ratore suo stato, titulo e dignità
(er zielt ohne Zweifel auf die
Abſichten des Hauſes Baiern, zum Roͤmiſchen Koͤnigsthron zu gelan-
gen) — Se mo le cose in Germania fussero nel stato che si
dice, a S. Sà parrebbe chel chrmo re per ben degli suoi affari
le mantenesse, augumentasse e fomentasse.
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[28/0044] Fuͤnftes Buch. Erſtes Capitel. Die Kaiſerlichen, die ſo eben verloren geſchienen, blieben vollkommen Sieger und nahmen das Königreich wieder ein. Wie glücklich war der Papſt, daß er ſich dieß Mal neutral gehalten! Ohne dieß, ſchrieb ſein Staatsſecre- tär Sanga, jetzt ſein vornehmſter Miniſter, 1 in welchem Abgrund von Verderben würden wir ſeyn! Es war in einer Conferenz zwiſchen Clemens VII und Sanga, am 6. September, daß der Entſchluß gefaßt wurde, ſich nun ernſtlicher an den Kaiſer anzuſchließen. Schon öfter hatte man den Papſt erſucht nach Rom zurückzukommen, wo man ihn nach dem Befehl des Kaiſers gegen Jedermann vertheidigen werde. 2 Jetzt entſchloß er ſich dazu. Am 6. October finden wir ihn wieder in Rom. Aber wir dürften nicht glauben, daß er nun ſchon ein Verbündeter des Kaiſers geweſen ſey. Noch im Novem- ber 1528 ermunterte er Franz I, die Bewegungen in Deutſchland, durch welche Carl in ſeiner kaiſerlichen Würde gefährdet werde, zu unterhalten, den Woiwoden von Sie- benbürgen zu unterſtützen. 3 Im December 1528 verſichert der franzöſiſche Geſandte, wie ganz anders die Sache auch 1 Al Cl Campeggio Lettere di principi II, 127. Se sua San- tità non faceva cosi, hora si sarebbe nel profondo della total ruina. 2 Lra di Roma a B. Castiglione L. d. p. II, 140. 3 Gio Joachim a Montmorency Roma 7 Nov. 1528 bei Mo- lini II, 122. Mi disse S. Santità, che l’imperatore fosse quasi costretto, in persona trovarsi ben tosto in Alamagna, per dar ordine a molte cose, — le quali non ordinate — producevano gran pregiudizio e non minor movimento, minacciavano a l’impe- ratore suo stato, titulo e dignità (er zielt ohne Zweifel auf die Abſichten des Hauſes Baiern, zum Roͤmiſchen Koͤnigsthron zu gelan- gen) — Se mo le cose in Germania fussero nel stato che si dice, a S. Sà parrebbe chel chrmo re per ben degli suoi affari le mantenesse, augumentasse e fomentasse.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/44>, abgerufen am 24.11.2024.