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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.

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Tod Johann des Beständigen.
fürstliches Gemüth nicht befriedigt, so lange er sich noch
im Widerspruch mit seinem Kaiser befand. Es gehörte zur
Vollendung seines Schicksals, daß auch der wieder sein
Freund wurde, daß er auch in Beziehung auf die höchste
Gewalt im Reiche den Boden der anerkannten Legalität
wieder gewann, von dem man ihn hatte verdrängen wol-
len; für die Fortdauer der religiösen Stiftung, die von
ihm ausgegangen, war dadurch ein neuer großer Schritt
geschehn. Im August erschienen sowohl die öffentlichen
Erklärungen als die private Versicherung des Kaisers.
Kurz darauf, nachdem der Churfürst sich noch einmal mit
seinen beiden Töchtern und der geflüchteten Churfürstin von
Brandenburg auf der Jagd vergnügt -- er kam sehr hei-
ter zurück -- überraschte ihn ein plötzlicher Tod am Schlag-
fluß. "Wer nur auf Gott vertrauen kann," sagt Luther
in seiner Grabschrift, "der bleibt ein unverdorben Mann."

Indem nun aber der Kaiser, von der Nothwendigkeit
gedrängt, sich entschloß, den Protestanten Concessionen zu
machen, die von der Majorität nicht ausgegangen waren
noch gebilligt wurden, veränderte sich seine ganze Stellung.
Was er in Augsburg versucht hatte, mit der Majorität
zu regieren, gab er jetzt auf. Aber auch die Majorität
sah, daß sie an ihm den Schutz nicht fand, den sie erwar-
tete; sie setzte ihm auf dem Reichstag von Regensburg ei-
nen Widerspruch entgegen, wie er noch nie erfahren. Die
Stände machten dem Kaiser tadelnde Vorstellungen über
seine ganze Regierungsweise, die Verzögerung der Geschäfte,
die Anstellung von Fremden, selbst in der Kanzlei, die Rück-
stände seines Antheils an der Besoldung des Kammerge-

Tod Johann des Beſtaͤndigen.
fürſtliches Gemüth nicht befriedigt, ſo lange er ſich noch
im Widerſpruch mit ſeinem Kaiſer befand. Es gehörte zur
Vollendung ſeines Schickſals, daß auch der wieder ſein
Freund wurde, daß er auch in Beziehung auf die höchſte
Gewalt im Reiche den Boden der anerkannten Legalität
wieder gewann, von dem man ihn hatte verdrängen wol-
len; für die Fortdauer der religiöſen Stiftung, die von
ihm ausgegangen, war dadurch ein neuer großer Schritt
geſchehn. Im Auguſt erſchienen ſowohl die öffentlichen
Erklärungen als die private Verſicherung des Kaiſers.
Kurz darauf, nachdem der Churfürſt ſich noch einmal mit
ſeinen beiden Töchtern und der geflüchteten Churfürſtin von
Brandenburg auf der Jagd vergnügt — er kam ſehr hei-
ter zurück — überraſchte ihn ein plötzlicher Tod am Schlag-
fluß. „Wer nur auf Gott vertrauen kann,“ ſagt Luther
in ſeiner Grabſchrift, „der bleibt ein unverdorben Mann.“

Indem nun aber der Kaiſer, von der Nothwendigkeit
gedrängt, ſich entſchloß, den Proteſtanten Conceſſionen zu
machen, die von der Majorität nicht ausgegangen waren
noch gebilligt wurden, veränderte ſich ſeine ganze Stellung.
Was er in Augsburg verſucht hatte, mit der Majorität
zu regieren, gab er jetzt auf. Aber auch die Majorität
ſah, daß ſie an ihm den Schutz nicht fand, den ſie erwar-
tete; ſie ſetzte ihm auf dem Reichstag von Regensburg ei-
nen Widerſpruch entgegen, wie er noch nie erfahren. Die
Stände machten dem Kaiſer tadelnde Vorſtellungen über
ſeine ganze Regierungsweiſe, die Verzögerung der Geſchäfte,
die Anſtellung von Fremden, ſelbſt in der Kanzlei, die Rück-
ſtände ſeines Antheils an der Beſoldung des Kammerge-

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[421/0437] Tod Johann des Beſtaͤndigen. fürſtliches Gemüth nicht befriedigt, ſo lange er ſich noch im Widerſpruch mit ſeinem Kaiſer befand. Es gehörte zur Vollendung ſeines Schickſals, daß auch der wieder ſein Freund wurde, daß er auch in Beziehung auf die höchſte Gewalt im Reiche den Boden der anerkannten Legalität wieder gewann, von dem man ihn hatte verdrängen wol- len; für die Fortdauer der religiöſen Stiftung, die von ihm ausgegangen, war dadurch ein neuer großer Schritt geſchehn. Im Auguſt erſchienen ſowohl die öffentlichen Erklärungen als die private Verſicherung des Kaiſers. Kurz darauf, nachdem der Churfürſt ſich noch einmal mit ſeinen beiden Töchtern und der geflüchteten Churfürſtin von Brandenburg auf der Jagd vergnügt — er kam ſehr hei- ter zurück — überraſchte ihn ein plötzlicher Tod am Schlag- fluß. „Wer nur auf Gott vertrauen kann,“ ſagt Luther in ſeiner Grabſchrift, „der bleibt ein unverdorben Mann.“ Indem nun aber der Kaiſer, von der Nothwendigkeit gedrängt, ſich entſchloß, den Proteſtanten Conceſſionen zu machen, die von der Majorität nicht ausgegangen waren noch gebilligt wurden, veränderte ſich ſeine ganze Stellung. Was er in Augsburg verſucht hatte, mit der Majorität zu regieren, gab er jetzt auf. Aber auch die Majorität ſah, daß ſie an ihm den Schutz nicht fand, den ſie erwar- tete; ſie ſetzte ihm auf dem Reichstag von Regensburg ei- nen Widerſpruch entgegen, wie er noch nie erfahren. Die Stände machten dem Kaiſer tadelnde Vorſtellungen über ſeine ganze Regierungsweiſe, die Verzögerung der Geſchäfte, die Anſtellung von Fremden, ſelbſt in der Kanzlei, die Rück- ſtände ſeines Antheils an der Beſoldung des Kammerge-

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 421. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/437>, abgerufen am 24.11.2024.