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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.

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Sechstes Buch. Sechstes Capitel.

Das sind die wichtigsten Punkte dieser Unterhandlun-
gen, welche in mehr als Einem Archiv dicke Actenstöße
anfüllen. 1 Unaufhörlich correspondirten der Churfürst von
der Pfalz mit dem Landgrafen, der Churfürst von Mainz
mit dem Churfürsten von Sachsen; diese beiden unterein-
ander und mit ihren Bundesgenossen. Zuweilen trafen
kaiserliche Bevollmächtigte in Weimar ein; der Churfürst
von Mainz nahm auf seinen Reisen zwischen Halle und
Aschaffenburg Gelegenheit, mit einem oder dem andern ein-
flußreichen sächsischen Beamten zu sprechen; dann kamen
die Canzler in Bitterfeld zusammen, und faßten neue Vor-
schläge ab, die sie nach Brüssel überbringen ließen. Der
Kaiser erblaßte, wenn ihm diese widerwärtige Sache wie-
der einmal vorgetragen werden mußte, doch entzog er sich
ihr nicht, holte seines Bruders Rath ein, ermäßigte oder
bestätigte seine Anträge.

So lange nun nicht alle Möglichkeit einer Abkunft
mit den Osmanen verschwunden war, dürfen wir uns
nicht wundern, wenn die Sachen doch nicht fortschreiten
wollten. In Schweinfurt, wo in den ersten Monaten des
Jahres 1532 die Conferenzen gehalten wurden, kam man
im Grunde keinen Schritt vorwärts; die Vermittler hiel-
ten für das Beste die Sache der Wahl ganz und gar fal-
len zu lassen. Auch in Nürnberg, wohin man die Ver-
handlungen verlegte um dem Kaiser näher zu seyn, erneuer-

gehandelt. Mittwoch in den Weihnachtsfeiertagen; 27. Dzr. 1531.
Eine zweite Zusammenkunft war Donnerstag nach Purificationis; 5.
Fbr., worüber sich im Weim. Arch. ein ähnlicher Bericht findet.
1 In Weimar, Cassel, Magdeburg, Wien. (Vergl. Bucholz
Bd. IX. Erhard Ueberlieferungen Bd. I.)
Sechstes Buch. Sechstes Capitel.

Das ſind die wichtigſten Punkte dieſer Unterhandlun-
gen, welche in mehr als Einem Archiv dicke Actenſtöße
anfüllen. 1 Unaufhörlich correſpondirten der Churfürſt von
der Pfalz mit dem Landgrafen, der Churfürſt von Mainz
mit dem Churfürſten von Sachſen; dieſe beiden unterein-
ander und mit ihren Bundesgenoſſen. Zuweilen trafen
kaiſerliche Bevollmächtigte in Weimar ein; der Churfürſt
von Mainz nahm auf ſeinen Reiſen zwiſchen Halle und
Aſchaffenburg Gelegenheit, mit einem oder dem andern ein-
flußreichen ſächſiſchen Beamten zu ſprechen; dann kamen
die Canzler in Bitterfeld zuſammen, und faßten neue Vor-
ſchläge ab, die ſie nach Brüſſel überbringen ließen. Der
Kaiſer erblaßte, wenn ihm dieſe widerwärtige Sache wie-
der einmal vorgetragen werden mußte, doch entzog er ſich
ihr nicht, holte ſeines Bruders Rath ein, ermäßigte oder
beſtätigte ſeine Anträge.

So lange nun nicht alle Möglichkeit einer Abkunft
mit den Osmanen verſchwunden war, dürfen wir uns
nicht wundern, wenn die Sachen doch nicht fortſchreiten
wollten. In Schweinfurt, wo in den erſten Monaten des
Jahres 1532 die Conferenzen gehalten wurden, kam man
im Grunde keinen Schritt vorwärts; die Vermittler hiel-
ten für das Beſte die Sache der Wahl ganz und gar fal-
len zu laſſen. Auch in Nürnberg, wohin man die Ver-
handlungen verlegte um dem Kaiſer näher zu ſeyn, erneuer-

gehandelt. Mittwoch in den Weihnachtsfeiertagen; 27. Dzr. 1531.
Eine zweite Zuſammenkunft war Donnerſtag nach Purificationis; 5.
Fbr., woruͤber ſich im Weim. Arch. ein aͤhnlicher Bericht findet.
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Bd. IX. Erhard Ueberlieferungen Bd. I.)
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[414/0430] Sechstes Buch. Sechstes Capitel. Das ſind die wichtigſten Punkte dieſer Unterhandlun- gen, welche in mehr als Einem Archiv dicke Actenſtöße anfüllen. 1 Unaufhörlich correſpondirten der Churfürſt von der Pfalz mit dem Landgrafen, der Churfürſt von Mainz mit dem Churfürſten von Sachſen; dieſe beiden unterein- ander und mit ihren Bundesgenoſſen. Zuweilen trafen kaiſerliche Bevollmächtigte in Weimar ein; der Churfürſt von Mainz nahm auf ſeinen Reiſen zwiſchen Halle und Aſchaffenburg Gelegenheit, mit einem oder dem andern ein- flußreichen ſächſiſchen Beamten zu ſprechen; dann kamen die Canzler in Bitterfeld zuſammen, und faßten neue Vor- ſchläge ab, die ſie nach Brüſſel überbringen ließen. Der Kaiſer erblaßte, wenn ihm dieſe widerwärtige Sache wie- der einmal vorgetragen werden mußte, doch entzog er ſich ihr nicht, holte ſeines Bruders Rath ein, ermäßigte oder beſtätigte ſeine Anträge. So lange nun nicht alle Möglichkeit einer Abkunft mit den Osmanen verſchwunden war, dürfen wir uns nicht wundern, wenn die Sachen doch nicht fortſchreiten wollten. In Schweinfurt, wo in den erſten Monaten des Jahres 1532 die Conferenzen gehalten wurden, kam man im Grunde keinen Schritt vorwärts; die Vermittler hiel- ten für das Beſte die Sache der Wahl ganz und gar fal- len zu laſſen. Auch in Nürnberg, wohin man die Ver- handlungen verlegte um dem Kaiſer näher zu ſeyn, erneuer- 1 1 In Weimar, Caſſel, Magdeburg, Wien. (Vergl. Bucholz Bd. IX. Erhard Ueberlieferungen Bd. I.) 1 gehandelt. Mittwoch in den Weihnachtsfeiertagen; 27. Dzr. 1531. Eine zweite Zuſammenkunft war Donnerſtag nach Purificationis; 5. Fbr., woruͤber ſich im Weim. Arch. ein aͤhnlicher Bericht findet.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 414. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/430>, abgerufen am 24.11.2024.